"Das kann doch nicht wirklich wahr sein", fragt sich Niklas (Oliver Korittke) irgendwann im letzten Teil des Films. Wer bis dahin durchgehalten hat ohne eingeschlafen zu sein, dürfte sich die gleiche Frage stellen. Thorsten Wettkes
richtig schön billig. |
Regiedebüt nach seinem eigenen Drehbuch versucht ein knallbuntes
Comicmärchen für ein jugendliches Publikum zu sein, doch abgesehen
von den bunten Farben will es nicht so recht knallen.
Die Geschichte ist schnell erzählt. "Weißt du was das ist? Das
ist die Arschkarte!". Mit diesen Worten bekommt Jonathan (Thierry
van Werveke - Der holländische Gangster aus "Knocking on Heavens
Door") vor 1000 Jahren den Job als Erdengott vom Ex-Gott (Fatih
Akin) aufgedrängt. Wir springen in die Gegenwart. Jonathan hat
die Zeit stumpf, untätig und vor allen Dingen kettenrauchend
rumgebracht und ist nun auf der Suche nach einem Nachfolger,
der (Achtung!) freiwillig diese Stelle antreten muß.
Seine Wahl fällt völlig unmotiviert auf den gnadenlos erfolglosen
Comiczeichner Niklas (sein einzig publiziertes Heft verkaufte
sich 27mal). Der wiederum hat gerade eben, mit tatkräftiger
Unterstützung seines Schutzengels Katinka Sirena (Heike Makatsch),
die eine Art
inspiziert als Gott in spe seinen neuen Wohnraum. |
Untermieterin Jonathans ist, in der Pizzalieferantin Tess (Tamara
Simunovic) seine große Liebe entdeckt. Und wer hätte es gedacht?
Tess hat nen Koffer voller geklauter Kohle im Gepäck, den sie
beim Pizzaausliefern einem Gangsterpärchen entwendet hat. Hier
bewiesen die Filmemacher Gespür für Authentizität. Die zwei
Pizzas kosten 33,-DM; der Film spielt schließlich in Hamburg,
das ansonsten durch Abwesenheit glänzt.
Nachdem das frischverliebte Liebespaar etwa 30 Sekunden aufeinander
herumgerutscht ist, entschließt man sich mit dem Zaster nach
Argentinien zu machen - eine Ranch muß her, das ist der Wunsch
des Comiczeichners, der hauptberuflich Romantiker ist. In diese
Idylle platzt der Schmuddelgott, und nachdem er ausgiebig seine
göttlichen Fähigkeiten unter Beweis stellen durfte, ist der
undankbare Niklas trotzdem nicht bereit, seine schwerreiche
kleinkriminelle Tess so mir nichts dir nichts aufzugeben.
Wie wird Jonathan es schaffen, Niklas dazu zu bringen (Achtung!)
freiwillig Gott sein zu wollen? Werden Niklas und Tess vor den
Gangstern fliehen können um ihre Ranch am Ende zu kriegen? Welche
Rolle spielt bei all dem Tess Bruder DJ Ingo (Bela B. von den
Ärzten), der schon mal auf ner Party Theologiestudenten Aphrodisiakum
(Keine Macht den Drogen!) in die Bowle kippt um die drögen Säcke
aufzutauen? Warum quietscht hin und wieder TV-Moderatorin Supi-Susi
(Minh-Khai, ehemals Viva) mit ihrem Kamerateam dazwischen, und
zu guter Letzt - was soll der ganze Scheiß???
kümmert sich um den leicht abwesend wirkenden Bela B. |
Der Film folgt weniger einer stringenten Handlung, sondern ist
vielmehr eine Aneinanderreihung von Ideen und vorbereitenden
Maßnahmen für eine Gagsalve nach der anderen. In Anbetracht
des Zielpublikums könnte man damit ja noch leben, würden, ja
würden die Gags doch nur ein bißchen zünden und gute Laune verbreiten.
So dauert es eine gute halbe Stunde, bis leichtes Schmunzeln
aufkommt, als Obergöttin Yolanda (Andrea Sawatzki) in den Raum
schwebt. Umso bitterer, als man in der Nachbetrachtung feststellen
muß, damit bereits den Höhepunkt des Films miterlebt zu haben.
Das Drehbuch ist unausgegoren. Das Timing stimmt nicht. Die
Schauspieler stolpern, die Texte vor sich her stammelnd, durch
eine Szene nach der anderen. Nur Andrea Sawatzki als Yolanda
und Anna Loos ("Anatomie") als Gangsterbraut bringen es fertig,
die angelegte absurde Komik zu transportieren. Alle anderen
Darsteller bleiben weit unter ihren Möglichkeiten und selbst
Naturtalent Heike Makatsch macht als Schutzengel bestenfalls
einen traurigen Eindruck. Am fehlenden Engagement kann es nicht
gelegen haben (das gesamte Team begnügte sich mit verhältnismäßig
geringen Gagen). An der nicht ausreichenden Entwicklungszeit
auch nicht (man schrieb drei Jahre an dem Drehbuch). Trotzdem
wirkt alles verkrampft, aufgesetzt und im Endergebnis hilflos.
Zu Thorsten Wettkes Ehrenrettung sei gesagt, daß er sich nicht
gerade das leichteste Genre für sein Debüt ausgesucht hat. Schon
namhafte Routiniers haben sich an vergleichbaren Stoffen die
Zähne ausgebissen. Besser wird "Ein göttlicher Job" dadurch
- leider - dennoch nicht.
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