Ein göttlicher Job

Jahr
2001
Laufzeit
83 min
Genre
Release Date
Bewertung
2
2/10
von Thomas Reuthebuch / 29. Januar 2011

"Das kann doch nicht wirklich wahr sein", fragt sich Niklas (Oliver Korittke) irgendwann im letzten Teil des Films. Wer bis dahin durchgehalten hat ohne eingeschlafen zu sein, dürfte sich die gleiche Frage stellen. Thorsten Wettkes

Kostüme by Urban: Die Optik ist so
richtig schön billig.

Regiedebüt nach seinem eigenen Drehbuch versucht ein knallbuntes Comicmärchen für ein jugendliches Publikum zu sein, doch abgesehen von den bunten Farben will es nicht so recht knallen.

Die Geschichte ist schnell erzählt. "Weißt du was das ist? Das ist die Arschkarte!". Mit diesen Worten bekommt Jonathan (Thierry van Werveke - Der holländische Gangster aus "Knocking on Heavens Door") vor 1000 Jahren den Job als Erdengott vom Ex-Gott (Fatih Akin) aufgedrängt. Wir springen in die Gegenwart. Jonathan hat die Zeit stumpf, untätig und vor allen Dingen kettenrauchend rumgebracht und ist nun auf der Suche nach einem Nachfolger, der (Achtung!) freiwillig diese Stelle antreten muß.
Seine Wahl fällt völlig unmotiviert auf den gnadenlos erfolglosen Comiczeichner Niklas (sein einzig publiziertes Heft verkaufte sich 27mal). Der wiederum hat gerade eben, mit tatkräftiger Unterstützung seines Schutzengels Katinka Sirena (Heike Makatsch), die eine Art

"Und da oben wohnst du dann." Oliver Korittke
inspiziert als Gott in spe seinen neuen Wohnraum.

Untermieterin Jonathans ist, in der Pizzalieferantin Tess (Tamara Simunovic) seine große Liebe entdeckt. Und wer hätte es gedacht? Tess hat nen Koffer voller geklauter Kohle im Gepäck, den sie beim Pizzaausliefern einem Gangsterpärchen entwendet hat. Hier bewiesen die Filmemacher Gespür für Authentizität. Die zwei Pizzas kosten 33,-DM; der Film spielt schließlich in Hamburg, das ansonsten durch Abwesenheit glänzt.
Nachdem das frischverliebte Liebespaar etwa 30 Sekunden aufeinander herumgerutscht ist, entschließt man sich mit dem Zaster nach Argentinien zu machen - eine Ranch muß her, das ist der Wunsch des Comiczeichners, der hauptberuflich Romantiker ist. In diese Idylle platzt der Schmuddelgott, und nachdem er ausgiebig seine göttlichen Fähigkeiten unter Beweis stellen durfte, ist der undankbare Niklas trotzdem nicht bereit, seine schwerreiche kleinkriminelle Tess so mir nichts dir nichts aufzugeben.
Wie wird Jonathan es schaffen, Niklas dazu zu bringen (Achtung!) freiwillig Gott sein zu wollen? Werden Niklas und Tess vor den Gangstern fliehen können um ihre Ranch am Ende zu kriegen? Welche Rolle spielt bei all dem Tess Bruder DJ Ingo (Bela B. von den Ärzten), der schon mal auf ner Party Theologiestudenten Aphrodisiakum (Keine Macht den Drogen!) in die Bowle kippt um die drögen Säcke aufzutauen? Warum quietscht hin und wieder TV-Moderatorin Supi-Susi (Minh-Khai, ehemals Viva) mit ihrem Kamerateam dazwischen, und zu guter Letzt - was soll der ganze Scheiß???

Wer ist denn da schon wieder dicht? Oli Korittke
kümmert sich um den leicht abwesend wirkenden Bela B.

Der Film folgt weniger einer stringenten Handlung, sondern ist vielmehr eine Aneinanderreihung von Ideen und vorbereitenden Maßnahmen für eine Gagsalve nach der anderen. In Anbetracht des Zielpublikums könnte man damit ja noch leben, würden, ja würden die Gags doch nur ein bißchen zünden und gute Laune verbreiten. So dauert es eine gute halbe Stunde, bis leichtes Schmunzeln aufkommt, als Obergöttin Yolanda (Andrea Sawatzki) in den Raum schwebt. Umso bitterer, als man in der Nachbetrachtung feststellen muß, damit bereits den Höhepunkt des Films miterlebt zu haben. Das Drehbuch ist unausgegoren. Das Timing stimmt nicht. Die Schauspieler stolpern, die Texte vor sich her stammelnd, durch eine Szene nach der anderen. Nur Andrea Sawatzki als Yolanda und Anna Loos ("Anatomie") als Gangsterbraut bringen es fertig, die angelegte absurde Komik zu transportieren. Alle anderen Darsteller bleiben weit unter ihren Möglichkeiten und selbst Naturtalent Heike Makatsch macht als Schutzengel bestenfalls einen traurigen Eindruck. Am fehlenden Engagement kann es nicht gelegen haben (das gesamte Team begnügte sich mit verhältnismäßig geringen Gagen). An der nicht ausreichenden Entwicklungszeit auch nicht (man schrieb drei Jahre an dem Drehbuch). Trotzdem wirkt alles verkrampft, aufgesetzt und im Endergebnis hilflos.
Zu Thorsten Wettkes Ehrenrettung sei gesagt, daß er sich nicht gerade das leichteste Genre für sein Debüt ausgesucht hat. Schon namhafte Routiniers haben sich an vergleichbaren Stoffen die Zähne ausgebissen. Besser wird "Ein göttlicher Job" dadurch - leider - dennoch nicht.


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