Das Interessanteste
an "Don's Plum" ist die Geschichte drumherum, deswegen soll
sie auch am Anfang stehen: Im Jahre 1995 versammelt der Nachwuchs-Regisseur
RD Robb seine Clique von ambitionierten Jungschauspieler-Freunden
um sich, und dreht mit ihnen in seinem Lieblings-Dinerrestaurant einen
Übungsfilm, in dem die Beteiligten größtenteils vor
sich hin improvisieren. In preiswertem Schwarzweiß mit billiger
Kamera und minderwertiger Beleuchtung gedreht, ist "Don's Plum"
wirklich nicht viel mehr als ein Training für alle Beteiligten:
Der Regisseur probiert ein paar inszenatorische Tricks, die Schauspieler
improvisieren sich einen Charakter zusammen und schauen, was dabei
heraus kommt. Sache erledigt.
Ein
paar Jahre später aber haben es zwei dieser Jungschauspieler
namens Leonardo DiCaprio und Tobey Maguire zu beachtlichen Karrieren
gebracht, und auf einmal taucht RD Robb mit seinem Übungsfilm
wieder auf und verkauft ihn - sicherlich für ein hübsches
Sümmchen - an die Firma Polo Pictures. Es folgt ein monatelanger
Rechtsstreit zwischen dem Verleiher und DiCaprio/Maguire, die die
Veröffentlichung des Films verhindern wollen. Ihre offizielle
Begründung: Man hatte damals lediglich einen Kurzfilm machen
wollen, von einer Langfassung sei nie die Rede gewesen. Nach viel
Haarspalterei vor dem Richterpult erringen die beiden hübschen
Superstars einen Teilerfolg: In den USA und Kanada darf "Don's
Plum" nicht vertrieben werden, weshalb der Film jetzt - immerhin
fast neun Jahre nach seiner Entstehung - ausschließlich in Europa
zu sehen sein wird.
Wer jetzt allerdings große Augen bekommt ob der Chance, einen
"verschollenen" DiCaprio-Film sehen zu können und
sich die Zunge leckt wegen des vermutlich skandalösen Inhalts,
der dazu geführt haben muss, dass dieser und Tobey Maguire
den Film nicht an der Öffentlichkeit sehen wollten, fällt
genau auf die einzige Vermarktungsmasche rein, die dem Verleiher
für den Film bleibt. Denn "Don's Plum" ist nicht
mehr als das, was er immer war: Ein auf schlechtem Material mit
mieser Technik hergestellter Übungsfilm einiger Nachwuchsdarsteller,
ohne richtige Handlung, ohne erkenntlichen Faden, ohne irgendwelchen
Belang.
Aufhänger
der hauchdünnen Story ist das Ritual einer vierköpfigen
Jungs-Clique Anfang 20, sich jeden Samstagabend in ihrem Stamm-Diner
(dem titelgebenden "Don's Plum") zu treffen, wobei jeder
von ihnen eine Frau mitzubringen hat (bevorzugt fremde). Die hieraus
resultierende Einleitung mit diversen Aufreiß- und Klarmachversuchen
ist für den Film letztlich belanglos, denn für die anschließende
Dauerimprovisation im Diner macht es genau null Unterschied, ob
sich diese Charaktere nun alle vorher kannten oder nicht. Nachdem
DiCaprios Figur Derek eine der mitgebrachten Damen durch permanente
Beschimpfungen als "Hippie-Hure" sehr schnell und erfolgreich
vertrieben hat, ist die Gruppe auf sieben zusammengeschrumpft, die
nun den Rest des Films um einen Tisch herumsitzen und sich über
die üblichen verdächtigen Themen unterhalten: Sex und
Drogen und Masturbation und Sex und Drogen und Sex und ….
Man
mag sich eine Weile lang Mühe geben und versuchen, irgendeinen
Wert oder Relevanz in diesem Film zu erkennen, schießt dabei
aber natürlich haargenau am Sinn des Ganzen vorbei, und das
ist schlichtweg nichts mehr als eine Improvisationsübung. Zeitweise
kann man fast schon die Gehirne der Darsteller rattern hören,
wie sie darüber nachdenken, wie sie jetzt auf diese oder jene
Aktion ihrer Gegenüber reagieren sollen, und angesichts dessen
sind die Beteiligten vor und hinter der Kamera auch die einzigen,
denen dieser Film irgend etwas geben kann. Womit sich wohl auch
die Frage klärt, was Maguire und DiCaprio gegen eine Veröffentlichung
hatten: Filme wie dieser werden nicht gemacht, um einem breiten
Publikum vorgeführt zu werden. Von ihrem Standpunkt aus kann
er den beiden als nutzloser Punkt in ihrer Filmografie höchstens
einen kleinen Kratzer beibringen, wer indes auf peinliche Momente
für "Titanic"-Leonardo und "Spiderman"-Tobey
gehofft hat, wird nichts zu sehen bekommen: Abgesehen davon, dass
DiCaprio ein fabulöses Arschloch zum Besten gibt (was geifernde
Feuilletonisten zur Vermutung verleitete, hier das wahre Gesicht
des schönen Leo zu sehen, was natürlich Schwachsinn ist,
schließlich improvisiert er eine Rolle), kann höchstens
verzeichnet werden, dass er und Maguire auch hier als gute Schauspieler
auftreten. Das wusste man indes auch schon vorher.
Was bleibt sind 90 Minuten Film gedreht auf einer schlecht beleuchteten
Location, so dass das Material überbelichtet werden musste.
Was wiederum dazu führt, dass der Dinertisch selbst und alle
Objekte darauf in einem strahlenden Weiß verschwinden. Ein
Beweis mehr dafür, dass dieser Film nicht für die öffentliche
Vorführung taugt. Also mal alles prätentiöse Gewäsch
von Verleihern und Filmexperten, die auf "rau und authentisch"
stehen, beiseite, und Tacheles geredet: "Don's Plum" kommt
aus demselben Grund ins Kino wie Pamela Andersons Homevideo-Porno
damals in die Videothek - weil sich damit dank einem Promi-geilen
Publikum Geld machen lässt. Der einzige Unterschied ist, dass
in "Don's Plum" übers Vögeln nur geredet wird.
Womit selbst der voyeuristische Aspekt flöten geht, und damit
auch der letzte (schlechte) Grund, sich dieses Teil überhaupt
anzusehen. "Don's Plum" als handelsüblichen Film
zu kategorisieren, ist bereits ein kolossaler Irrtum. Ebenso wie
jede verschwendete Kinokarte dafür.
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