Weihnachten
bei den lieben Verwandten, davor graust es so manchem. Wenn es dann
obendrein noch die Verwandten des Freundes sind, wird das Ganze
noch viel schlimmer, da aus dem Familienfest leicht ein Vorstellungsgespräch
der besonderen Art werden kann, bei dem einem nicht mal ein lückenloser
Lebenslauf hilft. Das findet auch Meredith (Sarah Jessica Parker,
"Sex and the City", "Mars
Attacks"), die am liebsten gar nicht aus dem Auto steigen
würde. Dabei ist es für Fluchtversuche eh zu spät,
denn Everetts (Dermot Mulroney, "Die Hochzeit meines besten
Freundes") gesamte Familie klebt bereits lästernd am Küchenfenster
um "die Neue" zu begutachten. Aufgestachelt durch Tochter
Amy (Rachel McAdams, "Die Hochzeitscrasher")
sind sich die Stones einig: die prüde New Yorkerin passt nicht
zu ihnen, und das soll sie spüren. Das findet
vor allem die unerbittliche Matriarchin Sybil (umwerfend gemein:
Diane Keaton, "Was das Herz begehrt"),
denn sie will auf gar keinen Fall, dass Everett mit dem Familienklunker
(Wortspiel des Originaltitels) um Merediths Hand anhält. Der
ist nämlich sozusagen für eine Schwiegertochter ihrer
Wahl reserviert, und bekanntlich sind die meisten Mädchen einfach
nicht gut genug für den eigenen Sohn. Dass im Fall Meredith
"verloben verboten" ist, darin sind sich allerdings auch
alle (außer Everett) einig. Während Meredith sich nervös-räuspernd
(herrlich!) von einem Fettnäpfchen zum nächsten bewegt,
hat nur einer Mitleid mit ihr, "Slacker vom Dienst" Ben
(Luke Wilson, "The Royal Tenenbaums"),
obwohl der eigentlich so gar nichts mit ihr gemeinsam hat. Aber
vielleicht kann er ja den Rest der Familie Stone umstimmen?
Wie
es sich für einen klassischen Weihnachtsfilm (oder in den USA
als Alternativ-Familienfest auch gern zu Thanksgiving) gehört,
bedient Regisseur Thomas Bezucha eine ganze Reihe von Klischees.
Garstige Schwiegereltern, noch garstigere Geschwister und unangenehme
Gespräche am Esstisch sind nur einige davon. Dabei hält
Bezucha eine hervorragende Balance - immer wenn der Film droht,
doch im Weihnachtskitsch à la "Ist das Leben nicht schön?"
zu versinken, gibt er eine Prise Zynismus und Boshaftigkeit dazu,
die man bei so einem Projekt eigentlich nicht erwartet und die einen
eher an Weihnachts-Satiren wie "No Panic - Gute Geiseln sind
selten" erinnern.
Außerdem beweist der Regisseur Talent darin, peinliche Situationen
so zu inszenieren, dass man sich noch im Kinosaal zähneknirschend
im Sitz windet. Besonderen Spaß hat Bezucha daran, die sich
für betont tolerant haltenden Stones als verbohrten Mob zu
entlarven, der nichts lieber tut als seine
Vorurteile zu pflegen. Und da das die meisten von uns ab und zu
ganz gern tun, trifft er damit genau den Nerv des Publikums.
Grandios ist die überaus glaubhaft dargestellte Familiendynamik
der Stones, eines Clans, der trotz offensichtlicher Unterschiede
stets zusammenhält und am gleichen Strang zieht. Ein gelungenes
Element, welches diese Verbundenheit noch verstärkt, ist die
wegen des gehörlosen Bruders Thad (Tyrone Giordano, "So
was wie Liebe") von allen benutzte Gebärdensprache, die
den Stones auch noch das Lästern in Merediths Gegenwart ermöglicht.
Darüber hinaus liefert das Drehbuch Keaton und Parker fantastische
Munition für ihre Wortgefechte, bei denen beide ihr Talent
für Timing und Comedy unter Beweis stellen. Überhaupt
ist es Bezucha gelungen, ein wundervolles Ensemble zu versammeln,
in dem alle die Möglichkeit haben, dann und wann zu glänzen.
Dank der Weitsicht des Regisseurs ist dieser Film sowohl Weihnachts-Fans
als auch Weihnachts-Muffeln zu empfehlen. Wer sich also kurzfristig
vom Geschenke kaufen oder von den lieben Verwandten erholen möchte,
dem sei dieser Film wärmstens ans Herz gelegt. Frohes Fest!
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