Der Schneider von Panama

Originaltitel
The Tailor of Panama
Land
Jahr
2001
Laufzeit
115 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Simon Staake / 17. März 2011

 

Der britische Geheimagent Andy Osnard (Pierce Brosnan) hat's irgendwie versaut. Die falsche Frau flachgelegt, zu viele Spielschulden und ein zu loses Mundwerk. Ergo: Verbannung nach Panama. Um dort möglichst
Rush und Brosnan
Wer flüstert, lügt: Geoffrey Rush tischt
Pierce Brosnan neuen Mumpitz auf.
schnell Eindruck zu machen, sichert Osnard sich die Hilfe des Schneiders Harry Pendel (Geoffrey Rush), der ihn mit Informationen beliefern soll. Dumm nur, daß eben dieser Harry Pendel ein notorischer Lügner ist, der nicht nur seine Frau Louise (Jamie Lee Curtis) belügt, sondern Osnard mit frisch erfundenen Geschichten über den angeblich zu verkaufenden Panamakanal beliefert. Als dieser diese "Top Secret"-Informationen weitergibt, setzt ein wildes Verwirrspiel ein, bei dem bis zum Schluss nicht ganz klar wird, wer hier eigentlich wen auszutricksen gedenkt...

Mein Name ist Osnard, Andy Osnard. Zwar trinkt Pierce Brosnans
Kein Martini
Mal wieder zu cool für diese Welt: Pierce Brosnan
im gewohnten Bond-Stil, aber mit dem falschen Getränk.
neueste Agentenfigur weder geschüttelten noch gerührten Martini, ansonsten ist es aber eine schamlose Kopie seiner Glanzrolle im Auftrag ihrer Majestät. Mit einem Unterschied: Mit Lästermaul, Dreistigkeit und Selbstgefälligkeit ist er hier die Drecksackausgabe eines britischen Spions. Geoffrey Rush ist dagegen eine hibbelige Variation des Lügenbarons Münchhausen, in vielen Szenen mit der hilflosen Tölpelart eines Woody Allen versehen.
Der eine hart, der andere zart also. Und wer macht die bessere Figur? Ganz eindeutig Rush, dessen Figur des charmanten Schwindlers liebevoll gezeichnet ist. Pierce Brosnan nimmt dagegen eine ohnehin schon überspitzte Figur und überhöht sie mit zu viel Coolness in eine unfreiwillige Selbstpersiflage. Glätte und Härte ist man von ihm ja gewohnt, aber in seinen besten Bond-Momenten, wie etwa in "Die Welt ist nicht genug" schaffte er es der Oberflächlichkeit eines James Bond einen, wenn auch wackeligen, emotionalen Unterbau zu geben. Nicht so hier: zu smart, zu professionell, fast gelangweilt ist seine Performance.
Rush und Curtis
Das ist sicher gemütlich: Geoffrey Rush ruht
auf den ... ähh ... Kissen von Jamie Lee Curtis.
Jamie Lee Curtis bringt wie immer ein erstaunliches Maß an Schwung und Sexappeal auf die Leinwand, einzig ihre Rolle ist zu klein, um wirklich Eindruck zu schinden. In besten Momenten an ihre Rolle als belogene Ehefrau in "True Lies" erinnernd, spürt man, dass sie bei besserer Leinwandzeit den Film hätte aufwerten können wie dereinst "Ein Fisch namens Wanda".

Bliebe noch die Geschichte an sich. Und hier stoßen wir dann auf das eigentliche Problem von "Der Schneider von Panama". Man mag kaum glauben, daß Romanautor John LeCarré selbst am
Brosnan und Curtis
Was der gute Pierce da hinten wohl macht, um bei
Frau Curtis so einen skeptischen Blick auszulösen ...
Drehbuch mitschrieb, und seine ursprünglich offenbar ernsthafte Spionagegeschichte in ein Skript umgewandelt hat, daß unbeholfen und recht ziellos zwischen Gaunerburleske, Satire und richtigem Abenteuer hin und her pendelt, ohne eine dieser Richtungen auch nur ansatzweise ernsthaft zu verfolgen. Das Resultat dieses Schlingerkurses ist durchaus komisch und hat auch einige wirklich gutgeschriebene Szenen zu bieten, aber für einen richtig guten Film reicht das letztendlich doch nicht.
Etwas mehr Substanz, etwas mehr Stringenz und eine Story, die über die altbekannte "Wer trickst wen aus"-Geschichte hinausgeht, und "Der Schneider von Panama" wäre eine empfehlenswerte Farce geworden. So ist es ein filmisches Fliegengewicht mit geringer Halbwertzeit, eine leidlich amüsante Melange aus Komödie und Abenteuerfilmchen, die man nach dem Abspann schon halb vergessen hat. Und sich lieber ein altes Janoschbuch zur Hand nimmt, wohlwissend: "Oh wie schön ist Panama".
 
Bilder: Copyright

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