Der Himmel kann warten

Jahr
2000
Laufzeit
90 min
Genre
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Michael Schleicher / 1. Januar 2010

Eine Zitterpartie

Alex auf der BühneDiesem Fettnapf konnte sie eigentlich schon gar nicht mehr ausweichen. Dass ihr dies dann doch noch mit Müh' und Not glückte, dafür muss sich Brigitte Müller vor allem bei Frank Giering bedanken. Er hat ihr Regie-Debüt "Der Himmel kann warten" vor dem Fall in bodenlose Peinlichkeit bewahrt. Doch bevor es soweit war, mussten wir zittern und bangen. In der ersten Hälfte schlingert der Film böse; zum Ende hin kam endlich der Drive.

Paul dortselbstDabei hat sich Müller für ihren Erstling eigentlich ein todsicheres Ding ausgesucht. Eine weitere Variation der Saulus-Paulus-Geschichte; angesiedelt im Kölner Comedy-Milieu: Die beiden Nachwuchskomiker Alex und Paul (Aha!) sind zwar grundverschieden und verstehen sich wohl gerade deshalb so gut. Nachdem er dem Tumor in der Vergangenheit bereits ein Bein opfern musste, ist bei Alex der Krebs wieder ausgebrochen. Doch dieses Mal unheilbar. Alex zeigt Lebemann Paul (dessen größter Verlust bisher - kaum zu glauben - ein Magnet war), was im Leben wirklich zählt. Gefühlskino, das zwischen Lachen und Weinen pendelt, das möchte der Film sein. Dass er drei Tage vor Weihnachten startet, ist mit Sicherheit kein Zufall.

Doch Müllers Streifen tut sich schwer, in die Gänge zu kommen. Die Darstellung der Comedy-Szene misslingt der Regisseurin gründlich: Allzu schwerfällig, allzu bemüht und verzwungen-komisch kommt ihr Film daher. Beispiel: Frauenfreund Paul merkt sich die Namen seiner Eroberungen mit Hilfe von Eselsbrücken. "Busen". Klar, die dazugehörige Frau kann nur "Susan" heißen. Falsch. Die Blonde mit dem tiefen Dekolleté heißt eben doch "Gitte". Brrrhhh. Dialoge also, die aus feinsinnigen Wortspielereien bestehen. Brigitte Müller, die neben der Regie auch für das Buch verantwortlich zeichnet, kann hier ihre ursprüngliche Arbeit als Autorin von Fernsehserien wie "Für alle Fälle Stefanie", "Staranwalt Dr. Feuerbach" oder "Freunde fürs Leben" nicht verheimlichen. Dem Film tut das jedoch ganz und gar nicht gut.
Alex und MiriamIn der zweiten Hälfte darf dann Frank Giering endlich die Handbremse lösen. Ihm gelingt es, die gröbsten Patzer und Peinlichkeiten vergessen zu machen. Wenn er als todkranker Alex auf der Comedy-Bühne steht und bitterböse Witze über das Sterben, den lieben Gott und Selbstmord erzählt - da braucht es gar keine Regie mehr. Da muss die Kamera nur draufhalten. Und nach seinem Auftritt wird der traurige Clown in der Garderobe sitzen und im Spiegel sein - von Todesangst gezeichnetes - Gesicht anblicken.
Mit Steffen Wink steht Giering ein ähnlich talentierter Kollege zur Seite. Sein Paul hätte zu Beginn des Films ruhig noch eine Spur mehr Lebemann und Frauenheld sein dürfen. Doch an den letzten Szenen der beiden jungen Schauspieler gibt es nichts zu kritteln. Die stimmten. Kompliment auch an Catherine Flemming: Hinter den Tresen dieser Welt sollten mehr Barfrauen wie ihre Ivette stehen.


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