Mit "The Core" wird der erste große Actionkracher des Jahres angekündigt und die Prämisse vom wieder einmal kurz bevorstehenden Ende der Welt lässt einen dabei erst einmal reflexartig "Armageddon" ausrufen. Denn auch hier besteht die letzte Hoffnung der gesamten Menschheit aus einem kleinen Team von Abenteurern und Wissenschaftlern. Doch erfahrungsgemäß lassen die großen Studios in den ersten Monaten eines Filmjahres ja eher die kleineren und mittleren Produktionen vom Stapel und hoffen dabei auf einen Überraschungshit. Und so ist auch "The Core" in mancherlei Hinsicht nur ein "Armageddon Light" - mit zahlreichen Schwächen und einigen unerwarteten Stärken.
Der Beginn ist dabei erst einmal recht vielversprechend: Als mehrere Dutzend Menschen in einer Stadt einfach tot zusammenbrechen, findet sich dafür noch recht schnell eine Erklärung: Alle Personen trugen einen Herzschrittmacher der plötzlich versagte. Da offenbar kein terroristischer Anschlag vorliegt sind die Offiziellen zunächst beruhigt, nicht jedoch der junge Wissenschaftler Dr. Keyes. Als sich die elektronischen Aussetzer an verschiedenen Orten der Welt häufen erkennt Keyes die erschreckenden Zusammenhänge: Der innere Kern der Erde hat aufgehört zu rotieren. Als Folge bricht das elektromagnetische Schutzfeld um den Planeten zusammen, mit weitreichenden Folgen. Denn nach dem Ausfall aller Elektronik drohen Naturkatastrophen und schließlich eine Hitzewelle, die alles Leben auf unserem Planeten zerstören wird. Der Ausweg? Eine Reise ins Innere der Erde, mit einem Spezialschiff, das der brillante Dr. Brazzelton erfunden hat und dessen Bau jetzt finanziert wird. An Bord soll ein Team von "Terranauten" zum Kern vordringen und diesen wieder neu "zünden". Zu der Gruppe gehören außerdem noch zwei Space Shuttle-Piloten, ein Waffenexperte und der arrogante Geologe Dr. Conrad Zimsky. Gemeinsam dringen sie dahin vor, wo nun wirklich noch kein Mensch gewesen ist.
Und weil deshalb eben auch niemand so ganz genau weiß,
wie
es tief "drinnen" in der Mutter Erde wirklich aussieht,
darf man "The Core" in diesem Punkt auch eine gewisse
Narrenfreiheit zugestehen, ohne gleich mit der "Das ist
aber
doch alles total unwahrscheinlich"-Keule zuzuschlagen. Das
ist zwar das richtige Wort für die seltsamen Orte, an
denen
die tapferen "Terranauten" (übrigens der ursprünglich
geplante Titel des Films) landen, aber "unwahrscheinlich"
ist eben noch nicht komplett unmöglich und bei
Produktionen
dieses Genres an sich auch nicht weiter schlimm, so es
denn ansprechend
in Szene gesetzt wird. Womit wir allerdings beim ersten
großen
Defizit DIESER
Produktion angelangt wären: Allzu viel Geld für die
Effekte
und die visuelle Umsetzung der Ideen hatte man
offensichtlich doch
nicht zur Verfügung, auch wenn der spektakuläre Trailer
da einen anderen Eindruck erwecken will. Die Zerstörungen
bekannter
Symbole der Menschheit haben andere schon beeindruckender
hin bekommen.
Und wenn man die Reise durchs Erdinnere dann auch noch
größtenteils
nur durchs Sichtfenster des Schiffes verfolgen darf, ist
das doch
etwas enttäuschend. Nicht schlecht wohlgemerkt, aber eben
auch
nicht wirklich "groß".
Dabei macht vor allem die erste halbe Stunde des Films
noch so richtig
Appetit: Die Eröffnungsszene Marke "plötzlicher Herztod"
kommt richtig gut und die Bruchlandung eines Space
Shuttles ist
tatsächlich spektakulär inszeniert (weswegen man sie wohl
auch nicht aus aktuellen Gründen der Pietät streichen
mochte). Die anschließend langsam durchsickernde
Erkenntnis
einer Globalkatastrophe sorgt noch für ein wohliges
Kribbeln
und die Vorbreitung des Teams für entsprechende Vorfreude
auf
das was noch kommen könnte.
Allerdings schwant dem auch nur einigermaßen versierten Zuschauer genau bei dieser Zusammenstellung der einzelnen Crewmitglieder wohl auch schon, was denn schlimmstenfalls auf ihn zukommen könnte: Ein weiterer Handlungsverlauf nach Schema F, bei dem alle bekannten Klischees und anscheinend für unverzichtbar gehaltenen Handlungselemente auch tatsächlich wieder einmal eingebaut werden. Wen haben wir also hier: Einen jungen, gutaussehenden und sympathischen Helden und eine Dame mit genau den gleichen Attributen. Dazu zwei weitere Wissenschaftler: Einen liebenswerten und einen arroganten, aber beide exzentrisch. Dazu einen blassen Piloten und einen raubeinigen Mechaniker. Hm, wer wird wohl als erstes draufgehen und wer überleben? Wird der Mistkerl an Bord vielleicht im letzten Moment doch noch geläutert und weiß einer an Bord vielleicht mehr als die Anderen (Stichwort: Verschwörung). Wird das blasse Computerkid im Kontrollraum schließlich den Tag retten? Vielleicht, aber der Plot des Films ist dann leider schon absolut nicht mehr zu retten, weil hundertprozentig vorhersehbar, gänzlich überraschungsfrei und daher ziemlich ärgerlich. Und das liegt nicht an den Darstellern, denn für einen Genrefilm hat man es hier mit einem bemerkenswert talentierten Ensemble zu tun: Neben Aaron Eckhart und Hillary Swank sind nämlich auch Stanley Tucci, Delroy Lindo und Hollywoods Lieblingsfranzose Tcheky Karyo mit an Bord. Keine großen Namen, aber durchaus bewährte Kräfte und eben auch "richtige" Schauspieler. Die holen dann auch aus ihren eindimensionalen Charakteren heraus was möglich ist, doch ist das eben leider nicht allzu viel.
Auf der Habenseite verbucht "The Core" also gute Darsteller und eine knackige erste halbe Stunde. Die Reise zum Mittelpunkt der Erde verläuft dann jedoch sowohl storytechnisch als auch visuell eher ernüchternd. Und das ergibt bei der Endabrechnung dann eben auch keinen wirklich "kernigen" Film. Schade.
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