Dies gleich vorweg: Etwaige Spoiler könnten im Text auftauchen. Jedoch nur, wenn man den Begriff sehr weitläufig definiert. Denn wo es einen Spoiler gibt, muss es zwangsläufig auch etwas zu spoilen, also zu vermiesen, geben. Nicht in diesem Film. Hier kann nichts getrübt oder beeinträchtigt werden, schon gar nicht, in dem man Einzelheiten der Story verrät: Redneck-Psychopath Dale Massie (Stephen Dorff) terrorisiert die gutbürgerliche Familie Tilson, weil diese in sein ehemaliges Zuhause (das titelgebende Haus am Fluss) gezogen sind. So, jetzt ist es raus. So einfach ist das. Und weil es so einfach ist, bleibt man auch zwei Stunden dabei. Es gibt genau null Storyentwicklung, null überraschende Storywendungen und - für diejenigen armen Seelen, die sich diesen langweiligen Quark in der Hoffnung ansehen, es komme noch irgendetwas Gewitztes - keine Pointe. Hier wird der Ausdruck what you see is what you get fast ins Absurde gezerrt, denn durchsichtiger, simpler, einfältiger oder entwicklungsärmer ist schon seit langem kein Script mehr dahergekommen. Und so beginnen die Fragen:
Was hat sich Mike Figgis hiermit bloß gedacht? Vor ein paar Jahren für "Leaving Las Vegas" für den Oscar nominiert, hatte er sich in letzter Zeit vermehrt der Arbeit abseits des Mainstreams gewidmet, mit seinem Beitrag zu Martin Scorceses Dokumentarfilmreihe über den Blues oder dem Digitalkamera-Improvisationsexperiment "Timecode". Und kehrt dann mit diesem Schrott zum Hollywoodalltag zurück. Was, so wundert man sich, mag ihn bewogen haben? "Hallo, bin wieder da, suche eine Herausforderung und nehme daher das schlechteste Drehbuch, was ihr grad da habt"? Fragen über Fragen. Natürlich sieht der Regisseur die Dinge gezwungenermaßen ganz anders: "Ich wollte dem Genre des psychologischen Thriller treu bleiben, aber trotzdem neue, frische Ideen einbringen". Ein guter Plan. Aber warum wurde er nicht im Geringsten umgesetzt? Weil aus dem lachhaft schlechten, zutiefst klischierten und schlichtweg dümmlichen Drehbuch von Richard Jefferies nichts, aber auch gar nichts rauszuholen ist. Jedoch kann man nicht einmal die Gesamtschuld auf das Drehbuch abladen. Auch Figgis selbst inszeniert handwerklich allerhöchstens solide (soll hier heißen: langweilig), mit ungewöhnlichen Aussetzern. Ob er wohl beim Experimentieren vergessen hat, wie man eine Szene ordentlich konstruiert? Beispiel: die Schlangeninvasion. Hektisch und schlampig geschnitten und nur durchs Gebrülle der Darsteller zusammen gehalten. So geht's nicht.
Bedenklich auch, dass in diesem Film keine der Figuren eine Spur von gesundem Menschenverstand und damit auch Glaubwürdigkeit aufweist. Oder warum lässt eine bedrohte Familie weiterhin lustig Türen und Fenster offen stehen? Damit der böse Mann es noch einfacher hat? Fragen über Fragen. Weil sich als Faustregel die Extremsituation noch steigert, wenn sich Ehepaare streiten, wird hier auf die dämlichst-mögliche Art ein weiterer Konflikt zurecht gedeichselt: Mitten in der Bedrohung von außen fängt das Ehepaar hier vollkommen grundlos an, sich irgendwelche Seitensprünge zu beichten. Warum? Weil es die Dramaturgie so verlangt. Aber macht das Ganze außerhalb des Drehbuchs irgendeinen Sinn? Fragen über Fragen.
Richtig schlimm wird es dann aber gegen Ende von "Cold Creek Manor". Es ist ja noch die eine Sache, wenn die Charaktere keinen gesunden Menschenverstand besitzen, sobald aber ein Film anfängt, den gesunden Menschenverstand des Zuschauers zu missachten, dann wird es einfach nur ärgerlich. Nachdem das Erdloch namens "Devil's Throat" nach zähen anderthalb Stunden endlich identifiziert und gefunden ist, wird natürlich Gattin Leah dort hineingeworfen. Aber warum wirft der verrückte Killer Ehemann Cooper, der minutenlang versucht, seine Frau zu befreien, nicht gleich hinterher, macht den Deckel zu und lebt sorgenfrei? Warum macht er nicht das absolut Naheliegendste? Fragen über Fragen. Die Antwort: Weil das Drehbuch einen Showdown vorsieht und will, dass die "Guten" gewinnen. So weit so gut, aber muss man seine Zuschauer deswegen wie komplette Idioten behandeln? Und jetzt alle im Chor: Fragen über Fragen.
Das Einzige, was diesen gähnend langweiligen Streifen vor der Höchststrafe bewahrt, ist das halbwegs passable Spiel der Darsteller. Gut, so richtig schön getroffen hat's da keinen, denn die Reißbrettcharaktere haben etwa die Tiefe und Glaubwürdigkeit eines Pappmachémännchens. Aber verlässliche Darsteller wie Dennis Quaid und die hier wohltuend zurückgenommene Sharon Stone verhindern das Schlimmste. Weniger glücklich: Stephen Dorff, der als Redneck-Psychopath gar zwei Stereotypen vereint und auch sonst kein Klischee auslässt. Dies ist kein Psychopath, sondern die Karikatur davon; eine zum Schluss hirnlos herumgrölende, Brechstangen schwingende Peinlichkeit.
Und die große Abschlussfrage, rhetorisch natürlich: Braucht wirklich irgendjemand solch blöden, öden Quatsch wie diesen?
So viele Fragen, so viele unbefriedigende Antworten.
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