Catweazle

Jahr
2020
Laufzeit
96 min
Genre
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Volker Robrahn / 1. Juli 2021

Vielleicht haben nicht alle auf einen neuen Kinofilm mit ihm in der Hauptrolle gewartet, aber man kann auch nicht behaupten, dass Otto Waalkes sein Publikum in den letzten Jahren übersättigt hätte. Sein letzter Beitrag in diese Richtung, der mittelprächtig gelungene „Otto´s Eleven“ ist nun bereits eine Dekade her und natürlich hat das Zögern, es noch einmal mit einem größeren, eigenen Projekt zu probieren, auch mit dem doch spürbar nachlassenden Erfolg zu tun. Denn nach seinen ersten drei, immens populären Filmen war einzig noch „7 Zwerge“ ein echter Publikumshit, während der berühmteste Ostfriese des Landes seither eher mit kleineren Gastspielen und Nebenrollen im Bewusstsein der Öffentlichkeit blieb. Immerhin hat ihm seine Synchronrolle als Faultier Sid in den „Ice Age“-Filmen dabei ganz nebenbei noch eine völlig neue Generation von jungen Fans erschlossen.

Nun aber also „Catweazle“, die neue Version einer kleinen englischen Kultserie aus den Siebzigern, deren Protagonist Herrn Waalkes tatsächlich auf den Leib geschrieben zu sein scheint. Wobei sich allerdings sofort die Frage stellt, ob er diese Vorlage dann einfach komplett zu einer typischen „Otto“-Figur umformen und damit dann doch wieder nur die gleichen, altbekannten Motive abspulen wird. Die Erkenntnis nach Betrachten des fertigen Werks lautet jedoch: Das ist erfreulicherweise nicht der Fall.

 

Im ausgefransten Gewand präsentiert sich Otto als Magier des 11. Jahrhunderts, der genauso von sich überzeugt wie stark verpeilt agiert, was ihn flugs in Schwierigkeiten mit der Regierung in Person des örtlichen Fürsten bringt. Der ist von den kläglichen Zauberkunststücken Catweazles so wenig angetan, dass er ihn von seinen Wachen jagen lässt, die aber mit ansehen müssen, wie der Waldschrat sich plötzlich in Luft auflöst und verschwindet. Um dann in unserer Gegenwart wieder zu erwachen und dort Bekanntschaft mit dem jungen Benny (Julius Weckauf) zu schließen. Der erklärt ihm die Wunder der neuen (elektrischen) Welt und erklärt sich auch dazu bereit, ihm bei der Suche nach seinem verloren gegangenen Zauberstab „Anawandur“ zu helfen, auf den es außerdem auch die skrupellose Kunsthändlerin und Spekulantin Metzler (Katja Riemann) abgesehen hat. Dabei drängt die Zeit, denn Catweazler hat nur wenige Stunden um in seine Zeit zurückzukehren und dort ein großes Unglück zu verhindern.

Die erneute Wahl von Sven Unterwaldt als Regisseur deutet zunächst nicht darauf hin, als hätte Waalkes große Ambitionen mal etwas Neues zu versuchen, zeichnete der doch bereits für die letzten drei Otto-Filme verantwortlich Waalkes dreht also praktisch seit mehr als fünfzehn Jahren immer mit demselben Mann auf dem Regiestuhl. Dafür gibt es dann aber erstaunlich wenig von den üblichen Albernheiten und eher derben Späßen zu sehen, für die Unterwaldt eigentlich bekannt und berüchtigt ist.

Im Gegenteil nimmt der sich hier genauso zurück wie sein Hauptdarsteller, der zwar in Stimme und Erscheinung zu jeder Sekunde eindeutig „Otto“ ist, dabei aber auf seine üblichen Manierismen und abgenudelten Kalauer fast völlig verzichtet. Sein Catweazle ist stattdessen im Prinzip nicht mehr als ein einfach gestrickter und etwas ungeschickter, aber durchgehend liebenswerter Kerl, und damit z.B. weit entfernt vom Nervfaktor der Otto-Figur in den Sieben Zwergen. Damit war nach aller Erfahrung und auch nach Betrachten des zuvor veröffentlichten Trailers nicht zu rechnen, und das überrascht doch erst einmal sehr positiv.

Was schon bei den Zwergen zu überzeugen wusste, war das Setting, und auch in „Catweazle“ ist die Gestaltung der mittelalterlichen Welt gut gelungen und kommt nicht zu billig daher. Die nimmt allerdings nur einen kleinen Teil der Handlung ein und beim in der Gegenwart spielenden Strang wird es in Sachen Ausstattung deutlich biederer, auch wenn man als Kulisse mit Mechernich immerhin eine Stadt präsentiert, die noch Einiges an antikem Mauerwerk zu bieten hat.

Bieder kommt aber vor allem auch die Geschichte daher, die doch sehr in bekannten Mustern verläuft und sich aus dem Setzbaukasten des typischen Kinderfilms mit ein wenig Drama bedient. Der Vater, der seinen Sohn nicht versteht und sich von ihm entfremdet; der als Ersatz auftauchende Freund, der sich ebenfalls als Außenseiter fühlt; die angehimmelte, zunächst noch etwas widerspenstige Nachbarstochter. Alles mit dabei hier in einer Story, die allgemein recht ruhig und zahm daherkommt. Selbst die von Katja Riemann mit einiger Spielfreude verkörperte Schurkin des Stücks wirkt nie allzu bedrohlich, und wenn dann doch mal geschossen wird, dann nicht scharf sondern mit harmlosen Betäubungspfeilen.

Julius Weckauf hat sein großes Talent bereits mit der Hauptrolle in der Hape Kerkeling-Verfilmung „Der Junge muss an die frische Luft“ bewiesen, die des Benny fordert ihn hier deutlich weniger, und ein paar der Sätze, die den Kinderdarstellern in den Mund gelegt werden, wirken auch etwas gestelzt. Man findet allerdings auch als skeptischer Beobachter an diesem Film nichts, worüber man sich wirklich ärgern oder aufregen könnte, auch wenn er sich nicht allzu detailliert an der Serienvorlage orientiert.

Geboten wird im Endeffekt nette, harmlose Unterhaltung, die aber sehr herzlich und liebenswert daher kommt. Für alle, die Otto grundsätzlich gerne sehen, dürfte es aber eine große Freude sein ihn hier einmal auf diese zurückhaltende, sehr sympathische Art zu erleben. Allzu viele brüllende Lacher generiert er damit diesmal nicht, bringt einen aber doch durchgehend zum Schmunzeln. Und daher könnte es sogar so sein, dass sein „Catweazle“ dem erwachsenen Zuschauer vielleicht noch etwas besser gefällt als den ganz Kleinen.

Bilder: Copyright

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