Es ist ein sehr beliebtes, aber eigentlich nur selten erfolgversprechendes Mittel, wenn jemand angesichts nachlassender Erfolge neuer Stoffe einfach nochmal das Konzept seiner alten Erfolge aufwärmt. Und speziell von Michael „Bully“ Herbig hätte man diesen Schritt auch mit am allerwenigsten erwartet, hatte der doch seine „Bullyparade“ vor gut 15 Jahren auch deshalb auslaufen lassen, weil der bis dahin erzielte Erfolg eh nicht mehr zu übertreffen war. Herbig hatte mit den aus seiner TV-Reihe hervorgegangenen Filmen „Der Schuh des Manitu“ und „(T)Raumschiff Surprise" dank Zuschauerzahlen von elf bzw. neun Millionen Besuchern sämtliche Rekorde für deutsche Kinofilme pulverisiert und war auf einmal eine weit größere Nummer als es seine nette kleine Sketchcomedy eigentlich verkraften konnte. Der nachgeschobene „Lissi und der wilde Kaiser“ beruhte zwar auch noch auf der „Bullyparade“, kam aber als Animationsfilm ziemlich anders und auch ein wenig unentschlossen daher. Nachdem aber seine ernsteren und ambitionierten Projekte von „Hotel Lux“ über „Zettl“ bis zu „Buddy“ beim Publikum sämtlichst nicht gezündet haben, gibt der Bully seinen Fans nun mit reichlich Verspätung doch noch das, was diese (vor 10-15 Jahren) mal verlangt haben: Eine XXL-Version seiner „Bullyparade“ fürs Kino. Und das war keine besonders gute Idee.
Zum Auftakt verhindern zwei sächselnde DDR-Bürger erstmal per Zeitreise „Zurück in die Zone“, dass ein David Hasselhoff die Mauer zum Einsturz bringt. Dann sind wir auch schon im Wilden Westen angelangt, wo unsere alten Bekannten Winnetou und Old Shatterhand sich wie zu besten Zeiten streiten um sich dann schließlich doch wieder gemeinsam aus dem Schlamassel zu befreien. Es folgt ein Besuch beim österreichischen Kaiserpaar Franz und Sissi, die in einem bayrischen Spukschloss landen, bevor wir den Kumpanen Lutz & Löffler in unserer Gegenwart dabei zuschauen, wie sie versuchen den großen Reibach an der Wall Street zu machen. Zum Abschluss folgt dann noch ein Besuch bei Captain Kork und Mr. Spuck, die für die Verführungskünste auf dem „Planet der Frauen“ erwartungsgemäß nur wenig empfänglich sind.
Anders als mit einer Aufzählung der hintereinander abgespulten Episoden lässt sich der Inhalt dieses „Spielfilms“ gar nicht wiedergeben, denn zwischen denen besteht tatsächlich keinerlei Zusammenhang und die Übergänge werden mit Sätzen wie „Wir wissen nicht, was aus ihm wurde, überliefert ist aber, dass gut einhundert Jahre später...“ wenig elegant vollzogen. Müßig zu betonen, dass natürlich in allen Episoden die Hauptrollen (und manchmal noch ein paar mehr) vom Dreigestirn Herbig, Christian Tramitz und Rick Kavanian besetzt werden, und wenn man etwas Positives vermerken möchte, dann dass die Darsteller nach langer Pause doch wieder ziemlich mühelos in ihre größtenteils vertrauten Rollen schlüpfen. Wobei die hier vollzogenen Namensänderungen dem Nostalgie-Charme eher abträglich sind. Denn auch wenn man jetzt offenbar die Originalnamen von Karl May benutzen darf, so gibt es doch eigentlich keinen wirklich guten Grund, die beim Publikum ebenfalls etablierten Namen Abahachi und Ranger nun auszutauschen. Auch dass das „(T)Raumschiff Surprise“ nun den Namen „U.S.S. Hasselhoff“ trägt ist erstens ziemlich unsinnig und zudem dann auch vielleicht irgendwann mal eine lustige David Hasselhoff-Anspielung zuviel.
Wo man sich bei solch grundsätzlichen Punkten schon wenig stilsicher zeigt, ist es aber natürlich noch viel bitterer, dass leider auch beim Rest nicht viel stimmt. Wenn man nach der ersten Viertelstunde zu der Erkenntnis kommt, dass diese „Winnetou“-Geschichte um eine durchtriebene Braut und deren Vater (Sky Du Mont ist natürlich auch wieder dabei) im Vergleich zum „Schuh des Manitu“ eben nur so ganz nett und durchschnittlich daherkommt, ahnt man als Zuschauer noch nicht, dass dieser Part noch der stärkste des gesamten Films ist. Denn das anschließende klamaukige Treiben im Kaiserreich ist an Langatmigkeit kaum zu ertragen und die darauf folgende „Wall Street“-Kurzgeschichte schlicht nervig und bescheuert. Zum Abschluss lässt man dann im Weltall eine ganze Armada an Models aufmarschieren, bevor auch diese zumindest visuell ansprechende Episode mittels der Klonarmee des hier übel chargierenden Rick Kavanian als „King Klon“ übel zugrunde gerichtet wird.
All dies wird zwar mit Gags und Kalauern im Dauerfeuer serviert, doch bedauerlicherweise zünden davon nur wenige, über die längste Strecke ist diese „Bully Parade“ einfach erschreckend öde und unwitzig. Selbst wenn man altvertraute Serienelemente wie das schnellsprechende Kastagnetten-Trio mit einbaut, so wirkt das alles seltsam bemüht und angestrengt, ist weit entfernt von der Spielfreude und Spontaneität, welche die gleichen Figuren einst auf dem kleineren Schirm versprühten. Nein, mit diesem schwachen Aufguss hat sich Michael Herbig definitiv keinen Gefallen getan, auch wenn vermutlich nochmal einige der alten Fans voller Vorfreude zu ihren früheren Lieblingen ins Kino strömen werden. Sie werden wohl ziemlich ernüchtert wieder herauskommen.
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