Black Forest

Jahr
2010
Laufzeit
79 min
Genre
Release Date
Bewertung
3
3/10
von Volker Robrahn / 27. Mai 2010

 

Auf einem einsamen Hof mitten im Wald mal eine Woche lang abschalten und auf alle "Annehmlichkeiten" der Zivilisation verzichten - das ist der Plan zweier junger Pärchen. Und für die Vier lässt sich das kleine Abenteuer auch ganz nett an, man schöpft Wasser aus dem Bach, schaltet für den Strom einen uralten Generator ein und kocht lecker Essen. Nur ein alter Fernseher, den die beiden Männer in einem eigentlich verschlossenen Raum entdecken, trübt bald die Stimmung. Zunächst, weil die Damen die Versuche, das Gerät zum Laufen zu bringen, eher missgünstig betrachten, dann weil das notdürftig zusammengeflickte TV plötzlich verwirrende Bilder zeigt. Bilder, die jedoch immer nur einer der vier zu sehen bekommt und darauf aus seiner Sicht zwar angemessen, in den Augen aller Anderen aber äußerst bedenklich reagiert. Als schließlich ein unbescholtener Besucher Opfer eines daraus resultierenden Missverständnisses wird, droht die Situation zu eskalieren.

"Waldsterben" einmal anders und zwar in Form einer deutschen Variante der genauso beliebten wie mittlerweile eigentlich völlig ausgelutschten japanisch/amerikanischen Horrorwelle, in der technische Geräte ein tödliches Eigenleben entwickeln. Da haben wir doch im Grunde von der verfluchten Videokassette ("The Ring") über unheilvolle Handys ("Unbekannter Anrufer") bis zu verseuchten Computern ("Pulse") schon alles abgehandelt, was aber den einheimischen Drehbuchschreiber und Regisseur Gert Steinheimer nicht daran hindert, nun auch noch ein altersschwaches TV-Gerät als Katalysator für ein mittelschweres Gemetzel fungieren zu lassen.
Da sind wir doch schon reichlich spät dran, und wenn der von Genrefans ohnehin skeptisch beäugte deutsche Horrorfilm sich schon bei der Grundidee derart unoriginell gibt und diesen Verdacht auch noch mit der Konstellation "Zwei nur oberflächlich glückliche Paare und ihre unterdrückten Konflikte" bestätigt, drückt das von vornherein die Erwartungen. Mit großer Filmkunst hat man es hier also vermutlich nicht zu tun, aber dann doch hoffentlich wenigstens mit gut kopierter, solider Genreware?

Auch das leider nur sehr bedingt, woran die aus zwar unbekannten, aber keinesfalls unprofessionellen Theater- und Fernsehschauspielern bestehende Besetzung noch die geringste Schuld trägt. Von den vier den Film bestimmenden Hauptdarstellern ragt keiner heraus und fällt keiner ab, sie mühen sich alle gleich und wenig erfolgreich im Kampf gegen das überraschungsfreie und wenig inspiriert wirkende Drehbuch mit platten Dialogen der Sorte "Werden die Mädchen nicht sauer sein, wenn wir den Fernseher anmachen?" - Mensch Alter, heute ist Bundesliga!".
Ob der verzweifelt gesuchte Handyempfang oder der für eine Stunde Sportschau hervorgekramte Fernseher - man versucht von Anfang an nicht einmal, die angeblich angestrebte techniklose Lebensweise auch ernsthaft durchzuziehen und führt die bemühte Prämisse somit schnurstracks in den Graben. Und wenn nach fünf Minuten der Hausverwalter betont davor warnt, doch bitte dem Stromgenerator nicht zu nahe zu kommen, denn "wie schnell verfängt sich ein Schal oder anderes Kleidungsstück darin", dann darf man natürlich sicher sein, dass genau dieses Schicksal einem der Unbedarften später blühen wird (um noch kurz die Behauptung "überraschungsfrei" zu begründen).

Zwar erkennt eines der vier ansonsten hoffnungslos überforderten Musketiere recht schnell die Zusammenhänge zwischen den auf dem Bildschirm unvermittelt aufflackernden Botschaften und den daraus resultierenden unseligen Aktionen, doch wird diese potentielle Möglichkeit zur Deeskalation natürlich nicht genutzt, da das Einschalten des Verstandes in dieser Art Geschichten sich stets ungünstig auf die verbleibende Restlaufzeit auswirken würde, sprich: Der Film wäre sonst schnell und unspektakulär zu ende.
Dass er seinen unbefriedigenden und zu viele Fragen offen lassenden Abschluss jedoch trotzdem bereits nach nicht mal ganz achtzig Minuten findet, mag man im Nachhinein kaum glauben, denn viel zu zäh zieht sich das Ganze dahin, da kann auch die spannendste und noch am besten umgesetzte Sequenz um einen nächtlichen Besucher in der Mitte der Laufzeit nicht allzu viel helfen.

So brav und bieder und damit auch für die eigentliche Zielgruppe viel zu uninteressant und reizlos kommt "Black Forest" daher, dass man ehrlicherweise auch auf den pseudo-coolen englischen Titel hätte verzichten können, um damit von vornherein klar zumachen, womit wir es hier zu tun haben: Mit dem guten alten deutschen Schwarzwald nämlich. Und der taugt halt doch nur in Maßen zum großen Schaudern.

Bilder: Copyright

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