In America

Originaltitel
In America
Land
Jahr
2003
Laufzeit
100 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
9
9/10
von Frank-Michael Helmke / 1. Januar 2010

Amerika - das ist auch heute noch der Mythos von Freiheit, Neuanfang und Glück. Dass unter der glänzenden Oberfläche dieses Traums schon während der großen Einwanderungswelle im 19. Jahrhundert eine überaus raue Realität steckte, hat Martin Scorsese Anfang des Jahres mit Gangs of New York in epischer Form demonstriert. Dass sich daran für die Einwanderer von heute nichts geändert hat, zeigt nun Jim Sheridan in einem persönlichen, weitaus stilleren Meisterwerk.

Wie ihre Landsleute vor über 100 Jahren kommt das irische Ehepaar Johnny (Paddy Considine) und Sarah (Samantha Morton) mit seinen zwei kleinen Töchtern in die neue Welt, um ein besseres Leben zu finden und dem Elend der Heimat zu entkommen. Doch sie flüchten nicht vor einer Hungersnot, sondern vor den Schatten eines traumatischen Erlebnisses: Ihr zweijähriger Sohn Frankie starb an einem Hirntumor, und die Eltern können diesen Schicksalsschlag nicht überwinden. Eine Tatsache, die auch das Dasein in der neuen Heimat nicht einfacher macht. In die schäbige Wohnung in einem von Drogensüchtigen und anderen zwielichtigen Gestalten bevölkerten Haus dringt nur selten entspannte Fröhlichkeit, der Schauspieler Johnny ist zudem unfähig Arbeit zu finden, da er sich den Emotionen seiner Rollen ebenso wenig öffnen kann wie den eigenen. Erst die Begegnung mit dem mysteriösen Nachbarn Mateo (Djimon Hounsou), einem von innerer Zerissenheit und schwerer Krankheit gezeichneten Künstler, kann Johnny und Sarah langsam aus ihrer Lethargie befreien.
Inspiriert von den Erlebnissen seiner eigenen Familie als Einwanderer in den 80er Jahren gelingt es Regisseur Jim Sheridan ("Mein linker Fuß"), eine jederzeit ergreifende, aber nie ins Sentimentale abdriftende Familiengeschichte zu erzählen, die sich geschickt auf ebenso kleine wie bedeutsame Gesten verlässt und Spannung aus den einfachsten Dingen entwickelt. Beispielhaft dafür eine Szene, in der Vater Johnny an einer Jahrmarktbude nach und nach die gesamten Ersparnisse der Familie aufs Spiel setzt, um für seine Tochter eine E.T.-Puppe zu gewinnen - ein Moment von bedrückender Intensität.

Getragen von den gefühlvoll und nuanciert agierenden Schauspielern (gerade die Kinderdarsteller Sarah und Emma Bolger verdienen besonderes Lob) gelingt es In America, realistisch und bodenständig zu bleiben, aber dennoch den Glauben an das mystische Amerika nie wirklich aufzugeben, wo sich auch in der Ausweglosigkeit noch Hoffnung findet, und im Schmelztiegel der Menschen der Weg zum persönlichen Glück vielleicht schon hinter der Nachbarstür beginnt.

Bilder: Copyright

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