Almost Famous - Fast berühmt

Originaltitel
Almost Famous
Land
Jahr
2000
Laufzeit
126 min
Release Date
Bewertung
9
9/10
von Simon Staake / 30. Mai 2010

Fast berühmt - das sind die vier Mitglieder der US-Rockband "Stillwater", die 1973 vor ihrem großen Durchbruch stehen und mit der wachsenden Spannung zwischen Frontmann Jeff Bebe (Jason Lee) und dem charismatischen Gitarristen Russell Hammond (Billy Cudrup) bereits den ersten Stolperstein auf ihrem Weg zum ganz berühmt und erfolgreich haben. Fast unwirklich ist die zerbrechliche Schönheit des Edelgroupies Penny Lane (Kate Hudson), die sich zu ernst mit Russell einläßt und darüber die harten Regeln des Business vergißt. Fast noch ein Kind, das ist der 15-jährige William Miller (Patrick Fugit), der für den Rolling Stone, die Bibel des US-Rockbusiness, einen Bericht über die Band schreiben soll und während der gemeinsamen Reise durch die USA einiges zu lernen hat: über Musik und über die Menschen, die dahinter stehen. Fast verrückt vor Sorge ist seine Mutter Elaine (Frances Mc Dormand), die es kaum gutheißen kann, das ihr kleiner Schatz "von Rockstars entführt wurde".
 

Rush und Brosnan
Patrick Fugit als des Regisseurs
Alter Ego William Miller

Fast autobiographisch - das ist die Story, die uns Regisseur und Drehbuchautor Cameron Crowe vier Jahre nach seinem Überraschungserfolg "Jerry Maguire - Spiel des Lebens" kredenzt. Für wen sich die Grundgeschichte von "Almost Famous" zu konstruiert anhört, der wird vom Regisseur eines Besseren belehrt. Denn niemand anderes als Crowe selbst war der 15-jährige Jungreporter des Rolling Stone, der Anfang der 70er mit allen Größen des Rockbusiness in Kontakt kam: Led Zeppelin, The Allman Brothers, The Eagles, Neil Young, Deep Purple, Bob Dylan,
David Bowie, Lynyrd Skynyrd; Crowe traf sie alle. Und bringt seine Erfahrungen in einen Film, dessen unglaubliche Wärme die wenigen Schwächen bei weitem überstrahlt. "Almost Famous" lebt von dem Enthusiasmus und dem Maß an Herzblut, das Crowe in den Film investiert hat. Man mag die Welt, die er hier zeigt zu harmonisch finden, den ein oder anderen Dialog gar kitschig, dieses aber dem Film als Schwäche auszulegen, hieße, ihn seiner Wurzeln zu berauben. Ohne die falsche Nostalgie eines Robert Redford in "Die Legende von Bagger Vance" und ohne den kalkulierten Kitsch wie noch in seinem eigenen "Jerry Maguire" kommt "Almost Famous" sentimental, aber ehrlich, liebevoll aber nicht selbstverliebt daher. Die größte Leistung dieses Rock'n'Roll-Films ist das vermeiden des Sensationalismus, der gern in solchen Filmen betrieben wird. In gewisser Hinsicht ist "Almost Famous" das filmische Äquivalent des Eagles-Albums "Hotel California", einer Bestandsaufnahme des Daseins als kalifornischer Rockstar: Bei beidem sind die Brüche zu erkennen - Momente des Exzesses, der Sex, die Drogen - aber es verbirgt sich unter einer warmen, vielleicht geschönten aber dennoch schönen Cinemascope-Oberfläche.

Rush und Brosnan
Leinwand-Genie Philip Seymour Hoffman als Lester
Bangs, Vaterfigur aller Jungkritiker.

Brillant ist die Authentizität des Films. Die Sets, die Kostüme, alles scheint zu stimmen. Und vor allem: die Schauspieler. Um den Film überhaupt funktionieren zu lassen, muss man das Gefühl haben, eine wirkliche Band zu sehen, keine Filmband. Und wenn die Stillwater-Jungs ihr "Fever Dogs" anstimmen, steigt das Adrenalin und man hat das Gefühl, das ganze sei wirklicher Rock'n'Roll einer existierenden Band. Passenderweise stammen Bassist und Drummer aus echten Musikbands, den Rest erledigen Cudrup und Lee. Billy Cudrup als heimliche Hauptfigur des Films zeichnet seinen Russell Hammond als ambivalenten Charakter irgendwo zwischen nettem All-American und New Age Outlaw, zwischen einem Mann mit großem Herz und Verstand und einem Mann mit großem Egoismus. Lees Frontmann-Karikatur darf dagegen selbstverliebt Sätze absondern wie "Rock'n'Roll kann dein Leben retten, Mann!" Klingt hohl und ist es auch. Die Figur des Jeff Bebe ist ein Poser, ein Mann der das Scheinwerferlicht sucht und es doch kaum ausfüllen kann. Und er weiß es: "Ich bin der Frontmann und Du der geheimnisvolle Gitarrist. Das war das, worauf wir uns geeinigt haben!" schreit er wütend dem immer umschwärmteren Charismatiker Hammond entgegen. Neben dem etwas überlasteten Jungdarsteller Patrick Fugit glänzt dann vor allem Frances McDormand als übervorsichtige Mutter. Nicht zu vergessen sind auch die Kurzauftritte von Philip Seymour Hoffmann als Kritikerpapst und väterlicher Mentor Lester Bangs, der dem Jungen in seiner kurzen Leinwandzeit grandiose Bonmots mit auf den Weg gibt.

Rush und Brosnan
Zauberhaft wie ein gefallener Engel: Kate Hudson
als Penny Lane, designiert für einen Oscar.

Der eigentliche Fixstern ist und bleibt aber Kate Hudson als Penny Lane. Obgleich sich Pop-Schöngeist Paul McCartney gegen derlei Assoziationen mit Händen und Füssen wehren würde: Nirgendwo summt man "Penny Lane is in my ears and in my eyes" so passend, wie beim Anblick der blonden Schönheit. Zusammen mit ihren Kolleginnen Polexia (Anna Paquin) und Sapphire (Fairuza Balk) ist sie ein "Band Aid", ein wunderbarer Euphemismus für das Groupiedasein. Aber Hudson verleiht dieser Rolle etwas Erhabenes, etwas Graziöses. Dazu schwankt ihr Charakter zwischen Stärke und Verletzlichkeit, und es ist kein Zufall, daß die großartigste Szene des Films ganz ihr gehört. William erklärt ihr, daß sie die Band verlassen wird: "Sie haben Dich für fünfzig Mäuse und einen Kasten Bier an Humble Pie getauscht!" schreit er verzweifelt. Pause. Eine einzelne Träne rinnt Hudsons Wange herunter, dann ein Lächeln, hinter dem aller Schmerz der Welt zurückgehalten wird, zusammen mit der Rückfrage: "Was für eine Marke Bier war es?" Großartig. Am Ende wird sie sich ihren Traum erfüllt haben: If you see her say hello, she might be in Tangiers.

"Almost Famous - Fast berühmt" ist ein sentimentales Märchen, aber ein ganz Wunderbares. Mit Abstechern in Satire und Melodram, vor allem aber Coming-of-Age Geschichte und Liebesgeschichte zugleich, ist es Cameron Crowes bisheriger Schaffenshöhepunkt. Wenn der gesamte Tourbus zu Elton Johns ultrakitschigem "Tiny Dancer" mitsingt, ist das derart cheesy, daß es eigentlich nicht funktionieren sollte. Tut es aber, eines der eindeutigsten Zeichen für Crowes Klasse. Dazu baut er noch ein paar großartige Zeilen ein: Als Stillwaters Manager (Noah Taylor) versucht, der Band zu erklären, sich um eine solide Zukunftsplanung zu kümmern, hampelt er wild hüftschwingend vor ihnen herum und fragt: "Glaubt ihr etwa, Mick Jagger wird sich mit 50 noch so zum Affen machen?" Selten so gelacht. Alles in allem ist dies Unterhaltung auf höchstem Niveau: "Almost Famous" - Fast mehr als ein Geheimtip, fast der beste Film über das Rockbusiness, fast ein Meisterstück. Rock'n'Roll dreams come true.


10
10/10

Hey Leute,
also ich find das der Film verdammt gut zeigt wie der Rock in der zeit an interessänten abgenommen hat! Für mich ist Rock einfach ein wichtiger Bestandteil meines Lebens-deswegen alle daumen hoch für

ALMOST FAMOUS!!!!!!!!!!!!!

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9
9/10

Olaf Schneekloth hat einmal geschrieben 'Almost famous' sei eine bittersüße Hymne, die mit Illusionen aufräumt, ohne sie zu zerstören. Ich glaube, passender kann man es nicht beschreiben. Allem ihrer Unzuänglichkeiten zum Trotz ist der Film eine wunderschöne Liebeserklärung an die Musik und die Ära der frühen 70er. Die Leistung kommt dann auch vom Drehbuch her und nicht von den Darstellern, denn weder Patrick Fugit noch Kate Hudson haben an diesen (vielleicht etwas zu) frühen Erfolg anknüpfen können.
Wenn es Filme gibt, die das Prädikat 'großes Kino' verdienen, dann gehört 'Almost famous' ganz sicher dazu.

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10
10/10

Der Film hat auch heute (16 Jahre nach der Veröffentlichung) nichts von seinem Zauber verloren. Die “Tiny Dancer“-Szene ist wundervoll und eine Liebeserklärung an die Musik. Und die Antwort auf die Frage, was Russell Hammond an der Musik liebt, ist ja fast schon ein legendäres Filmzitat.

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