London Boulevard

Originaltitel
London Boulevard
Jahr
2010
Laufzeit
103 min
Genre
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Patrick Wellinski / 28. November 2011

Die Geister seiner kriminellen Vergangenheit wollen Mitchell (Colin Farrell) nicht loslassen. Kaum wird er aus dem Gefängnis entlassen, schon soll er wieder ins Geschäft einsteigen. Denn seine Freunde aus dem Londoner Gangstermilieu haben ihn trotz seiner Zeit im Knast nicht vergessen. Aber Mitchell will nicht mehr, will aussteigen, einen ganz gewöhnlichen Job annehmen und einfach nur seine Ruhe haben. Charlotte (Keira Knightley) wiederum ist ein Filmstar mit einem Paparazzi-Problem und bräuchte dringend einen Bodyguard, der ihr die nötige Privatsphäre sichert. Mitchell scheint da gerade richtig. Doch seine Vergangenheit und ihre Prominenz entwickeln sich schnell zu einer explosiven Mischung und bringen nicht nur die beiden in Lebensgefahr.

Für das Kunststück, die Handlung des Hongkong-Thrillers „Infernal Affairs“ ins Bostoner Mafiamilieu zu transportieren, erhielt William Monahan den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch („Departed – Unter Feinden“). Für sein eigenes Regiedebüt „London Boulevard“ wählte er sich als Vorlage den gleichnamigen Kriminalroman von Ken Bruen und bleibt so dem Krimigenre treu. Es ist offensichtlich, dass Monahan so etwas wie ein Quentin-Tarantino-Film vorschwebte. Lässige Typen, coole Sprüche, ironische Frauen, überzeichnete Gewalt und das alles verpackt als augenzwinkernder Zitatereigen. Schnell, locker und unterhaltsam sollte das ganze Unternehmen werden. Der eigene Anspruch des Films verpufft allerdings durch eine äußerst bemühte und formlose Inszenierung.

London Boulevard“ ist ein seltsamer Stolperfilm geworden. Er nimmt zwar mit der tollen Eröffnungssequenz (eine kurze Abfolge von Wischblenden, die Mitchells Haftentlassung zeigen) einen witzigen und temporeichen Anlauf, gerät aber bereits mit den ersten Szenen und Dialogen, in denen sich die Handlung entwickeln soll, ins Wanken. Monahan weiß nicht wohin mit seinen Figurenkonstellationen, Konflikten und Handlungssträngen. Er wirbelt alles relativ unbedarft durch die Luft und verhindert damit, dass sich eventuell interessante Spannungsbögen bilden könnten.

Diese Machart schadet dabei vor allen den Darstellern, die hier des Öfteren einfach nur lächerlich und hilflos wirken. Colin Farell fühlt sich sichtlich unwohl in der Rolle des Waschlappen-Gangsters, der eigentlich nur lieb und freundlich sein will. Zudem hat ihm die Maske jegliche Maskulinität weggeschminkt, was manchmal recht albern wirkt. Geht es bei Colin Farell nicht immer um jene ungestüme, kantige Männlichkeit, die ihn und seine ganze Person umgibt? Gleiches gilt hier übrigens für den Rest der Darsteller: Keira Knightley quengelt, David Thewlis als Charlottes Produzent chargiert und Eddie Marsan muss sich für dümmer verkaufen, als er ist.

Das ist dann alles in allem auch nicht mehr schön mit anzusehen. Schön bleiben hier einzig die Arbeit von Kameramann Chris Menges („Der Vorleser“, „Killing Fields“), der die englische Hauptstadt elegant mit glasig-verwischten Lichtern zeichnet, ein einigermaßen lustiger Spruch über Isabella Rossellini als am häufigsten analvergewaltigte Darstellerin des Kinos und ein ganz ordentlicher Soundtrack – sprich: die üblichen Halteseile nach denen man greift, wenn man im Dunkel des Kinosaals gegen das gemeine Einschlafmonster kämpft.

Bilder: Copyright

Das Filmplakat sieht so toll aus nach stylishem Bonnie+Clyde und as kommt raus? Ein bemühter Snatch-Versuch mit Figuren, die völlig anders gezeichnet sind als sie auf dem Plakat wirken. Die Handlung plätschert so vor sich hin und kann sich nicht entscheiden, wo sie sich aufhalten soll und der ganze Film wimmelt vor irgendwelchen Waschlappen.

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7
7/10

So mies ist der Film nun auch nicht geworden. Man bekommt genau das, was man in diesem Genre erwarten darf: die ergebnislosen Versuche des geläuterten und an sich rechtschaffenen Protagonisten sich den Avancen des Obermafiosis zu erwehren, die unvermeidliche Gefahr in die er dadurch seine frischgebackene Liebe bringt und der als letzten Ausweg verbleibende Angriffskrieg. Stereotypen, altbekannte Klischees und ein schwer nachvollziehbarer Handlungsverlauf (die unglaubwürdige Blitzliebe zwischen Mitchel und Charlotte, die bedingungslose Unterstützung des bekifften Produzenten) machen diesen Film zwar überraschungsfrei, dennoch kann er streckenweise ganz gut unterhalten.

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