Die Stadt Alexandria im Jahr 391 nach Christus. Unter der Führung ihres Vaters Theon lehrt auch die schöne und gebildete Hypatia (Rachel Weisz) an der berühmten Bibliothek Mathematik und Astronomie. Vor allem letzterer gilt ihre ganze Leidenschaft und davon lässt sie sich weder durch die Avancen ihres Schülers Orestes (Oscar Isaac) noch durch die des Sklaven Davus (Max Minghella, Sohn des verstorbenen Regisseurs Anthony Minghella) nennenswert ablenken. Hypatia und die anderen Gelehrten unterschätzen aber auch lange Zeit die Bedrohung, die für sie durch den wachsenden Einfluss des Christentums entsteht. Das scheint aus dem Kampf gegen Heiden und Judentum als Sieger hervorzugehen und beginnt bald, die bis dahin tolerierten Zustände in Frage zu stellen. Die reine Wissenschaft statt eines starken Glaubens und vor allem eine selbstbewusste Frau in führender Position - das alles ist den neuen Autoritäten bald ein großer Dorn im Auge. Wenn sich der Regisseur Alejandro Amenabar, der bereits in so unterschiedlichen Genres wie dem Psycho- und Gruselthriller ("Open your Eyes", "The Others") und dem bewegenden Drama ("Das Meer in mir") beeindruckende Arbeiten abgeliefert hat, nun den großen Historienfilm als neues Spielfeld ausgesucht hat, dann ist das schon mal grundsätzlich sehr interessant und vielversprechend. Da es sich zudem um eine der größten spanischen Produktionen der letzten Jahre handelt, hat man sich auch bei der Ausstattung nicht lumpen lassen und zeigt sich auch in dieser Hinsicht als international absolut konkurrenzfähig. Mit Rachel Weisz gönnt sich die Produktion erfreulicherweise eine hervorragende Darstellerin für ihre zentrale Figur, die genau die nötige Mischung aus Schönheit und Verletzlichkeit, aber auch Intelligenz und Härte verkörpern kann. Alle übrigen Rollen wurden jedoch mit No Names besetzt, von denen dann auch keiner lange in Erinnerung bleibt, insbesondere die Dreiecks-Liebesgeschichte erweist sich weder als besonders spannend, noch als handlungsrelevant und wirkt eher wie ein fälschlicherweise als nötig empfundenes Element zur Laufzeitverlängerung und eventuellen Publikumserweiterung. Mit seiner Konzentration auf die politische Aussage und die gesellschaftliche Situation des behandelten Zeitabschnitts bei gleichzeitiger Vernachlässigung einer packenden Handlung, die auch im mehr als zwei Stunden Laufzeit keine interessanten Charaktere jenseits der Hauptfigur zulässt, erweist sich "Agora" als ein dramaturgisch etwas karger und sperriger Film. Der letztendlich dann auch erstaunlich kalt und unberührt lässt, trotz aller erkennbaren Motivation (und Wut) seines Autors und Regisseurs. |
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