Im Winter ein Jahr

Jahr
2008
Laufzeit
128 min
Genre
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Patrick Wellinski / 11. Juni 2010

 

Eliane Richter (Corinna Harfouch) will ein Porträt von ihrem Sohn Alexander (Cyril Sjöström) und ihrer Tochter Lilli (Karoline Harfouch) malen lassen. Dafür fährt sie raus aus der Stadt zum Maler Max Hollander (Josef Bierbichler), der diese Kunst perfekt beherrscht. Sein Atelier steht voller großformatiger Porträts von meist jungen athletischen Männern. Einer sitzt mit dem Rücken zum Betrachter und lässt die Füße ins Schwimmbecken baumeln. Es ist Max Lieblingsbild, doch das erfährt Eliane nicht. Sie will ihre Kinder gemeinsam auf einer Leinwand verewigen lassen, denn Alexander ist tot. Vor einem Jahr nahm er sich das Leben. Die Familie ist daraufhin auseinander gebrochen. Besonders die 21-jährige Lilli findet sich ohne ihren Bruder nicht mehr zurecht.

"Im Winter ein Jahr" heißt der neue Film von Caroline Link, die 2003 den zweiten deutschen Auslands-Oscar mit ihrem Melodrama "Nirgendwo in Afrika" gewann. Link wollte daraufhin in Hollywood Fuß fassen, aber das ging gründlich schief. Immer wieder versuchte sie neue Projekte in Angriff zu nehmen, scheiterte aber an den Repressionen des amerikanischen Studiosystems. Daraufhin packte die talentierte Filmemacherin ihre Koffer, kam zurück nach Deutschland und verfilmte Scott Campbells Novelle "Aftermath" - an der sie sich die Rechte gesichert hatte - ausschließlich mit deutschen Darstellern. Auch dieses Mal erzählt Link eine Familiengeschichte, so wie sie es schon in ihren vorigen Filmen ("Pünktchen und Anton", "Jenseits der Stille") gemacht hat. "Im Winter ein Jahr" ist ein bürgerliches Kammerspiel geworden, ein Film über Menschen in Trauer und auf der Suche nach neuem Halt im Leben.

In den Fokus rückt dabei Lilli, die zwischen den ungeliebten Sitzungen bei Max und dem Stress in der Schauspielschule auch noch eine unglückliche Affäre mit einem Künstler beginnt und völlig hilflos durch den Alltag taumelt. Doch bei dem schwulen Maler Max blüht Lilli allmählich auf. In seiner Gegenwart öffnet sie sich, denn Max hört ihr zu. Er interessiert sich für sie. Er gibt ihr das, was eigentlich die Aufgabe ihrer Eltern wäre. Max seinerseits kommt durch die Zeit, die er mit Lilli verbringt, auch mit sich selbst wieder ins Reine, denn auch sein Leben ist ziemlich chaotisch verlaufen. Natürlich spielt dabei der Junge auf einem seiner Bilder eine gewichtige Rolle. Während Max das Gemälde von Alexander und Lilli langsam zu Ende malt, merken Lilli und ihre Eltern, wie sich die Welt seit dem Tode Alexanders weitergedreht hat, während sie selbst aus der Bahn geworfen worden und nun zurück finden müssen.
Insofern ist "Im Winter ein Jahr" ein Film über einen Neuanfang und trotz seiner tief berührenden Melancholie ein hoffnungsfrohes Werk. Dass dies im Kinosaal funktioniert ist zum größten Teil dem brillanten Darsteller-Ensemble zu verdanken. Joseph Bierbichler als schwuler Künstler glänzt durch seine ihm eigene Ruppigkeit und Lakonie. Auch Corinna Harfouch kann die eiskalte Mutter besonders eindringlich porträtieren. Aber der eigentliche Star des Films ist die junge Karoline Herfurth. Ihre Leinwandpräsenz ist umwerfend. Der jungen Schauspielerin gelingt das Kunststück, Lillis Gefühlsausbrüche nie lächerlich erscheinen zu lassen, obwohl die Gefahr oft groß ist. Dagegen kann Hans Zischler leider nicht bestehen, wie überhaupt seine Rolle den einzigen wirklichen Schwachpunkt des Films darstellt. Vater Thomas wirkt nie wirklich anwesend. Sein Erscheinen bringt die Figuren nicht voran. Er hängt etwas in der Luft und gerät deshalb schnell in Vergessenheit. Trotzdem erinnern die darstellerischen Leistungen des Films an das, was am aktuellen deutschen Kino derzeit am besten ist - nämlich seine Schauspieler.

Caroline Links Film erzählt von der tiefen Leere die nach dem Tod eines geliebten Menschen entstehen kann, wenn man kein Netz hat, das einen auffängt. Es ist ein Film über die Entfremdung nach dem Verlust und einer über den Prozess der Trauer. Link weiß die große Leinwand mit emotionalen Bildern zu füllen und man erkennt ihre sensible Art der Schauspielführung. Wenn sie auch in Zukunft weiterhin so starke Filme dreht, dann dürfen wir froh sein, ihr Talent nicht an Hollywood verloren zu haben.

Bilder: Copyright

9
9/10

Dieser Film ist ein Geschenk, zumal wenn man ganz unvoreingenommen hineingeht, gar nicht soviel weiss von der Geschichte und sich von der ganz unaufdringlichen Spannung tragen lässt. Die grösste Leistung dieses Films ist die verhältnismässig simple Geschichte so spannend und emotional erzählt zu bekommen von der Regie Caroline Link.

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3
3/10

Naja muss meinem Vorredner wiedersprechen.

Die Geschichte an sich ist ja nicht schlecht jedoch fragt man sich die ganze zeit worauf es hinausgehen wird/soll und schauapielerisch ist es auch nicht das beste. Alles in allem nicht unbedingt zu empfehlen.

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Nur ein Tipp an die Seitenbetreiber. Ich kann ja verstehen, dass der Überblick etwas verloren gehen kann bei so vielen k(c)arolines. Aber ich würde mir das ganze nochmal vornehemn. Angefangen beim gerahmten Teil ganz oben.
gruß vic

Den Fim kenne ich leider nicht.

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9
9/10

Ich habe den Film gerade gesehen und kann nur sagen...hammermäßig. Wunderschöne Bilder, schöne Filmmusik, sensationell gespielt, vor allem Karoline Herfurth, charismatische junge Frau, sehr beeindruckend, auch die anderen Schauspieler agieren zurückhaltend gut. Die Geschichte ist traurig schön, intelligente! Dialoge. Diesen Film kann man empfehlen, da er gut darstellt, wie eine Familie durch einen Schicksalsschlag auseinander brechen kann.

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