
Originaltitel
Belle de Jour
Land
Jahr
1967
Laufzeit
100 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
![]() Als Sévérine von dem Etablissement der Madame Anais erfährt, in dem sich Huren ihren Kunden verkaufen, versucht sie, sich während der Abwesenheit ihres Mannes am Tage dort fremden Männern hinzugeben. Fortan ist sie Belle de Jour, die Schöne des Tages, die zwischen zwei und fünf am Nachmittag als Edelprostituierte ihren Dienst verrichtet. Der Surrealist Luis Bunuel arbeitete bei seinen ersten Filmen, „Ein andalusischer Hund“ (Un chien andalou, 1928) und „Das goldene Zeitalter“ (L´age d`or, 1930), mit Salvador Dalí zusammen. Vielen seiner Werke wohnt ein selten aggressiver Antiklerikalismus inne. „Belle de Jour“ nimmt sich nicht aus. Sei es eine scheinbar nebensächliche Bemerkung eines Restaurantgastes, er würde sich in einem Lokal nie langweilen - es sei nicht so wie in der Kirche, wo man mit seiner Seele allein sei - oder seien es die religiös-masochistischen Seiten von Sévérine. Neben der Kirche ist die Bourgeoise der zweite Angriffspunkt des Künstlers Bunuel. Die konservierten Moralvorstellungen des Großbürgertums lassen bei Sévérine in persönlichen Beziehungen nie Emotionen zu. In zwei Welten, die sich im Bild durch Raum und Personen definieren, existiert Sévérine. Nur in der Anonymität des lebenslustigen Etablissements der Madame Anais kann sie als Belle de Jour einengende Konventionen, Schamgefühle und Gewissensbisse, die in Sühne enden sollen, abschütteln. Ihr Ehemann in ihrer gemeinsamen sterilen Wohnung hingegen, lässt sie ihn kalt und präzise wissen, habe mit Genuss und Lust nichts zu tun. ![]() „Belle de Jour“ ist eine perfekt doppelbödige Inszenierung. Die verschiedenen Ebenen von Traum, Vorstellung und Realität, die sich in der ersten, oben beschriebenen Sequenz des Filmes andeuten, durchdringen den gesamten Film. Durch die wiederholte Verwendung von bestimmten Bildern und Tönen vermischen sich die Ebenen, bis sie nicht mehr zu trennen sind. Am Schluss ist unklar, wer Träumer und was das Geträumte ist. Es bleibt Zweifel, ob Traum oder Wirklichkeit näher an der Wahrheit liegt als das jeweils andere. Die Antworten auf das Streugebilde von Fragen und Andeutungen sind dabei jedoch nicht unbedingt im Konkreten zu suchen: Ein asiatischstämmiger Kunde von Madame Anais trägt einen kleinen, mysteriösen Kasten mit sich, aus der nicht zu bestimmende Laute dringen. Nach einem Blick in das Innere, das dem Zuschauer vorenthalten wird, wenden sich alle Mädchen entsetzt ab, nur Belle de Jour bleibt. In seinen Erinnerungen beschreibt Bunuel, dass ihm zu seinen Filmen oft unnütze Fragen gestellt würden. Am hartnäckigsten sei er aber nach diesem Kästchen gefragt worden. „Was ist in dem Kästchen?“, wollte man von Bunuel wissen. Da er jedoch keine Ahnung hatte, konnte er lediglich antworten: „Was Sie wollen.“ |
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