Dass er trinkt, ist kein Geheimnis. Frank Falenczyk (Ben Kingsley) ist Alkoholiker. Einer der ganz harten Sorte. Der Tag beginnt für ihn mit der Flasche in der Hand. Doch das Trinken stört seine eigentliche Berufung: Frank ist der beste Killer der polnischen Mafia in Buffalo. Als er einen Job vermasselt und einen irischen Mafioso nicht tötet, schickt ihn sein Boss (Dennis Farina) zu den Anonymen Alkoholikern ans andere Ende des Landes nach San Francisco. Äußerst zurückhaltend willigt Frank ein, schlägt sich als Leichenbestatter durch den kalifornischen Alltag und lernt dabei einen guten Freund (Luke Wilson) und sogar eine wunderbare Frau (Tea Leoni) kennen. Doch Frank muss bald wieder zurück nach Buffalo, um seiner Familie zu helfen. Seine Dienste als Killer werden wieder gebraucht.
Das wunderbare an "You kill me" ist, dass John Dahl hier keine simple und öde Mafiaparodie gedreht hat. Er nutzt die bekannten Genremuster nicht, um sie zu sketchartigen und plumpen Lachern verkommen zu lassen. Vielmehr verneigt er sich vor den bekannten Mafiafilmen, indem er sich sehr geschickt und einfallsreich der einzelnen Elemente bedient, um sie dann nur geringfügig und gelegentlich zu überhöhen. Dies schafft ein herrlich absurdes Gegenbild zu gängigen Vertretern dieses Genres.
Deshalb wirkt es auch nicht lächerlich, wenn Frank in seiner AA-Gruppe ohne mit der Wimper zu zucken zugibt, dass er beruflich Menschen tötet und dass zurzeit der Alkohol ihn dabei mehr behindert als hilft. Die einzige Reaktion der Gruppe ist ein verständliches Nicken. Während des ganzen Films hat man nie den Eindruck, Dahl opfere seine Figuren einem billigen Gag oder einem geschmacklosen Witz. Dafür mag er sie zu sehr. Das Fabelhafte daran ist, dass auch wir diese Charaktere schnell in unser Herz schließen.
Getragen wird die angenehm unaufgeregte Geschichte auch durch die hervorragenden schauspielerischen Leistungen. Allen voran Sir Ben Kingsley. Das interessante an seiner Darstellungskunst ist das immer gleichbleibende stoische Gesicht. Egal, ob Komödie oder Drama, egal ob er den Verlierer, den Kriminellen oder den Herzensbrecher spielt, Kingsleys Gesicht zeigt so gut wie keine Regung. So etwas findet man vielleicht nur noch in der japanischen Tradition des Kabuki-Theaters. Diese Art der Schauspielerei wirkt im Kino manchmal etwas befremdlich, aber in "You kill me" korrespondiert die stoische Mimik wunderbar mit der Figur des Frank.
Der heimliche Star des Streifens ist jedoch Tea Leoni. Sie stiehlt sogar Kingsley die Show und zeigt, wie vorzüglich sie doch in Komödien spielen kann. Sie gehört eigentlich nicht zur ersten Reihe der großen Hollywoodschauspielerinnen, aber sie hätte es verdient. Hier stellt sie ihr Können wieder eindringlich unter Beweis. Selten trifft man auf eine so aufregende Mischung aus bissiger Hochnäsigkeit und feinfühligem Sexappeal. Leoni, die "You kill me" selber mitproduziert hat, ist ganz in ihren Element. Wenn sie sich zum Beispiel - wohlwissend, dass Frank ein professioneller Killer ist - langsam in ihn verliebt und ihn bei seinem Vorhaben, wieder zu töten, mit viel Energie und Tatendrang unterstützt. Vielleicht bekommt Leoni ja in nächster Zeit mal eine größere Rolle angeboten, die ihrem Talent gerecht wird.
John Dahl erfindet mit seinem Film das Genre nicht neu. Er spielt aber gekonnt auf der Klaviatur des schwarzen Humors und beweist ein großartiges Gespür für die absurden Seiten des Lebens. In einem Interview sagte der Regisseur, dass ihn schwarze Komödien immer mehr interessieren würden als die handelsüblichen Komödien, denn schwarze Komödien akzeptieren, dass das Leben schwierig und nur manchmal wirklich scherzhaft ist. Sein neues Werk demonstriert dies vorbildlich. "You kill me" ist ein kleiner fieser Film, der vergnüglich und völlig unprätentiös seine Geschichte erzählt und dabei auch noch erstklassig unterhält.
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