Oi! Warning

Jahr
2000
Laufzeit
90 min
Genre
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Simon Staake / 28. Dezember 2010

„Was trägt Glatze und kennt nur ein Wort ... Oi?“ – „N’ Skinhead.“
„Und was trägt Stacheln und kennt nur vier Worte ... Hasse mal ne Mark?“ – „N’ Punk.“

Soweit eine Szene zwischen Janosch (Sascha Backhaus) und Zottel (Jens Veith). Janosch ist ein Skinhead und Zottel ein Punk. Und mit diesen beiden Ausdrucks- und Lebensformen einer Jugendkultur beschäftigt sich „Oi! Warning“, der Debütfilm der Brüder Dominik und Benjamin Reding. Gegen die Forderungen der Filmförderung setzten die beiden ihr unbequemes und sperriges – leider aber auch letztendlich nicht ganz zufriedenstellendes – Traumprojekt für schlappe 856.000 DM um.

Janosch hat die Schnauze voll: von der Schule, seiner Mutter, dem spießigen Leben am Bodensee. Also haut er ab, zu seinem alten Freund Koma (Simon Goerts) nach Dortmund. Koma ist Skinhead, unpolitisch aber mit Spaß an Pogo, Bier und Oi!-Konzerten und wenn es sein muss auch daran, jemanden zusammenzutreten. Mit seiner Freundin Sandra (Sandra Borgmann) erwartet Koma Nachwuchs und freut sich über einen Männerfreund. Koma führt Janosch in die Welt der Skinheads ein, eine Welt voll archaischer Rituale. Begeistert von seinem charismatischen Freund und der neugewonnenen Kameradschaft rasiert sich auch der sensible Janosch die Haare ab, trägt enge Jeans und Springerstiefel und gibt auch gegenüber seiner neuen Freundin Blanca (Bianca Dierks) ganz den harten Skin. Die Dinge verkomplizieren sich, als Janosch Zottel kennen lernt, einen Punk, der in einem Bauwagen wohnt und sich mit Feuerspucken über Wasser hält. Als Komas geheime Zuflucht in einem verlassenen Steinbruch abbrennt, will dieser Rache. Einer der „Zecken“, der Punks, muss es gewesen sein. Als er dann noch Janosch und Zottel beim zärtlichen Liebesspiel überrascht, dreht Koma durch. Unvermeidlich dreht sich die Spirale der Gewalt...

Ein ehrlicher Film über Jugendliche sollte es werden, sagen die beiden Jungregisseure, die rein optisch durchaus ihrem eigenen Film entsprungen sein könnten, über ihren Erstling. „Die Leinwand lügt immer“ behaupten die beiden zwar, aber es sollte so aufrecht wie möglich sein, denn ehrliche, interessante und vor allem interessierte Filme über unsere Jugend – da sind sich die Twens einig – gibt es viel zu wenige. Dabei wollten sie nicht didaktisch oder mit erhobenem Zeigefinger zu Werke gehen. Und genau dort liegt das Problem von „Oi! Warning“, der mit etwas mehr Didaktik ein besserer Film hätte werden können. Mit der Taktik „Zeigen statt erklären oder interpretieren“ disqualifiziert sich dieser Film selbst ein wenig, denn dadurch bleibt vieles flach und kaum nachvollziehbar. 
Wie etwa auch der Charakter des Koma, der erstaunlich konturenlos bleibt. Das angebliche Charisma ist denn mehr Behauptung als erkennbare Darstellung. Was nicht an dem durchaus beeindruckenden Simon Goerts liegt, sondern am Drehbuch: Wir sehen, was Koma tut, aber es wird nicht thematisiert. Dabei wäre genau das die richtige Fragestellung gewesen, wenn es darum geht, eine Jugendkultur vorzustellen: Warum ist dieser Koma so wie er ist, wie „tickt“ so ein Skinhead? Reines Aufzeigen vermeidet zwar Schwarz-Weiß-Denken, aber es verhindert auch die wirkliche Auseinandersetzung. Zudem drückt sich „Oi! Warning“ im Rahmen der Herangehensweise auch um eine Betrachtung der politischen Komponente: Koma ist weder rechts, noch links, für ihn gibt es nur „die Anderen“ die er „kaputtmachen“ will, bevor sie ihn „kaputtmachen.“ Leider ist es beim Thema Skinheaddasein nicht damit getan, die in der öffentlichen Diskussion aufgeworfene Frage nach der Nähe zur Rechtsradikalität völlig zu ignorieren. Selbst wenn man das Credo „ehrlich und nicht verurteilend“ ausgibt.

Formal kann der Film schon eher überzeugen: Die Darsteller wurden zum Teil aus Laien rekrutiert, um eine möglichst große Authentizität zu gewährleisten und liefern – sofern das Drehbuch dies zulässt – beachtenswerte Leistungen ab. Besonders erwähnenswert dabei Sandra Borgmann (Minirolle in „Im Juli“), deren Skinfreundin und Jungmutter die am besten gezeichnete und gespielte Rolle des ganzen Filmes ist. Ebenfalls recht beeindruckend ist die ausdrucksstarke Schwarz-Weiß-Fotographie des Films. Wenn gleich sich hier der Eindruck aufdrängen könnte, inhaltliche Schwächen sollen durch einen möglichst „künstlerischen“ Eindruck der Bilder aufgewertet werden. 

Letztendlich unterliegt „Oi! Warning“ dem gleichen Problem wie der zwei Jahre alte „American History X“ von und mit Edward Norton, der sich ebenfalls mit dem Skinheadmilieu beschäftigte, allerdings mit deutlichem Augenmerk auf dem Thema Fremdenhass. Beide Filme sind eindeutig gut gemeint, bekommen dabei aber ihre Thematik nie so richtig in den Griff und machen es sich letztlich etwas zu einfach. Leider hat „Oi! Warning“ auch keinen Edward Norton, der in „American History X“ vieles mit seiner hervorragenden schauspielerischen tour de force rausriss. Allerdings ist dieser Vergleich natürlich nicht hundertprozentig fair, schließlich haben wir es hier mit einem Low Budget-Film ohne großen Hollywoodaufwand zu tun. Erfreulich genug, dass man dem thematisch interessanten weil brisanten und aktuellen Film einen Kinostart ermöglicht. Schließlich darf man bei aller Kritik an „Oi! Warning“ nicht vergessen, das es sich um ein Regiedebüt handelt, das zwar im Gesamteindruck nicht wirklich überzeugen kann, aber für die Zukunft durchaus Interessantes der Gebrüder Reding erwarten lässt.


10
10/10

Ich finde den Film ehrlich gesagt Scheiße!
Ich selber bin auch Skinhead, und würde mich niemals mit Zecken einlassen!!!!

Romper Stomper finde ich wesentlich besser!!!

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10
10/10

ich mag den film total gerne.
und um mich der allgemeinheit mal anzuschleißen: ZOTTEL ROCKT!!!
(aber *gg* finger weg von dem^^)

ein paar klischees bedient er zwar schon, der streifen, aber insgeamt is das alles gut rübergebracht

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8
8/10

hey ho ... ist an sich kein schlechter film .... klar werden in dem film punks und skins nicht unbedingt vorteilhaft gezeigt ... aber welcher fim ist schon perfekt ;-)...
zum thema "schwuchtelszenen" (wie es hier ja einige nennen) kann ich nur sagen das ich sie persönlich echt geil find ^^... wenn zwei geile schlampen sich rumlecken sagt ja auch keiner was ... mfg

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10
10/10

Mal soviel zu der Dummheit mancher Besserwisser aus den im Film dargebotenen Szenen. Ich selber bin Punk, und das seit langem und habe es mir erlaubt, bevor ich den Film gesehen habe, unsere Skins nach der Meinung zu fragen. Klar das es plötzlich aus allen Ecken gebrüllt wurde: Scheiß Film! Schwul und zieht Punks und Ois in Dreck!
Beim heiligen Bierfass! Ich fand den Film auch nicht professionell, aber wer etwas Grips besitzt und es auch wirklich mit Köpfchen anschaut, müsste gemerkt haben, dass es keine Punk/Oi-Doku war, sondern sich um ein gewöhnliches Leben von diesen 4 Hauptdarstellern drehte. Es gab nichts, was einen in der Skin oder Punk Szene angreifen soll, sondern wie von manchen schon erwähnt, diesen Konflikt der Emotionen und der eigenen Kontrolle von Gewalt in Vordergrund schiebt.
Es werden wichtige Themen angesprochen.
Frauen werden da nicht als *Deko* dargestellt, sondern nur als gelegentliche Opfer von einem langsam außer Kontrolle geratenem Mann (ich würde nicht sagen, dass Komas Mädel besonders verängstigt und still ist, außer da, wo ihr Gewalt zugefügt wird).
Skins werden dort ebenfalls nicht als dauerbesoffene, sich rumprügelnde Hohlköpfe dargestellt! es werden lediglich nur die Sequenzen gezeigt, die Fragmente, wo sich das Rad der Gewalt einzig und allein von Koma in Bewegung setzt! Nicht von allen Ois.
Das Thema *Schwul* kommt vor, weil es bei vielen sehr unwillkommen ist. Und somit Unverständnis gegenüber solch einer Vorliebe bewirkt und Gewalt auslöst. Es spricht doch alles nur Probleme an, die bei vielen Gewaltbereitschaft verursachen!
Und auch Punker. Ich habe nichts gesehen, was irgendwie die Szene beleidigen sollte. Es ist nur ein einzelner, keine Gruppierung und somit vertritt der Zottel nicht den gesamten Punk, sondern ihn, den einzelnen Punker. Und wer mir jetzt ankommt und sagt, das ist keiner dann ist er echt Dumm und weiß nicht was Punk ist. Punk lebt man nach eigenen Vorstellungen und setzt es nach diesen um. Man passt sich keinen Vorschriften an, die vielleicht in der Bravo sagen: Punker haben 0,5m hohe knallbunte Iros und eine Punker-Lederjacke aus NixGut!
Und ich finde, Zottel stellt eine sehr schöne Figur da. Es werden verschiedene Typen Mensch gezeigt. Solche, die ihren Idealen fast schon fanatisch folgen und vor nichts Halt machen, solche die noch auf der Suche sind und unentschlossen, und Menschen, die sich einfach nur treiben lassen und ihr Leben ungebunden an etwas leben z.B.s.p.
Und Klischee hin oder her. Es ist ein Film, der nicht nur für die Punks/Ois gedacht war, sondern an alle und ein Paar Sachen sind nun mal für die *Gleichgesinnten* lächerlich, weil man das in der Szene vielleicht einfach nicht sagt/tut.

Ich habe mich über die lodernde Wut der Ois gewundert aber mir den Film dennoch angeschaut – und es nicht bereut!
Ich finde den Film großartig! Ich wünschte mir, dass der Film nicht so Finanzabhängig gewesen wäre, dann wäre er länger und würde viele schlechte Meinungen vermeiden können, wenn vielleicht –sag ich mal so - für die meisten *Hasser* mehr gute Seiten der Szenen gezeigt werden würden.
Unkonstruktive Kritik mancher, wie ich das hier gelesen habe, ist beschränkt und nicht ernst zu nehmen, meiner Meinung nach. Manche setzen sich hin, schauen sich ein Film aus purer Not wegen Langeweile an und setzen sich damit gar nicht auseinander.

Ich danke ihnen sehr für diesen Film und obwohl ich kaum Filme gucke, kann ich mir diesen täglich 3x antun, und das mit einem Genuss vergleichbar eines Bieres 

Und danke für den Zottel! Er setzte dem Film das Krönchen auf^^ Und er hat’s mir auch echt angetan :P Punker voller Lebenslust, wie er dargestellt wird, kenn ich zwar auch on maß, aber gäbe es doch ein Paar mehr von ihnen. Jens Veith ist ein sehr angenehmer Typ, zumindest für mich vom Äußerlichen, den mehr kennt man ihn ja leider nich :P

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