Märzmelodie

Jahr
2007
Laufzeit
89 min
Regie
Release Date
Bewertung
4
4/10
von Frank-Michael Helmke / 21. Juni 2010

Lieder können Gefühle beizeiten schöner ausdrücken als das schnöde gesprochene Wort. Nicht zuletzt deswegen gibt es sowohl das Musical-Genre als auch zahllose Filme, in denen Figuren selbst einen Song intonieren, um ihre Seelenlage widerzuspiegeln. Manche Filmemacher trieben dies noch weiter auf die Spitze: In Woody Allens bezauberndem "Alle sagen: I love you" verfielen Stars wie Julia Roberts und Drew Barrymore im Liebestaumel in spontanen Gesang. Baz Luhrman zitierte sich in "Moulin Rouge" kongenial durch den Kanon der Pop- und Rock-Geschichte und gab Klassikern wie "Roxanne", "Heroes" und "Diamonds are a girls best friend" eine völlig neue Seite. Alain Resnais wiederum streute 1997 in "Das Leben ist ein Chanson" immer wieder kurze Stellen aus alten französischen Schlagern in die Dialoge ein, die von den Figuren dann lippensynchron mitgesungen wurden und ihre Gefühlslage einfingen.

Genau dasselbe macht nun Martin Walz in "Märzmelodie", und gewinnt dafür schon mal keinen Innovationspreis. Im Pressematerial zum Film wird "Das Leben ist ein Chanson" natürlich mit keinem Wort erwähnt, stattdessen spricht man lieber von der Kreation eines "völlig neuen Filmgenres". Da ist jemand also entweder sehr dreist oder einfach nicht darüber informiert, dass jemand anders dieselbe Idee schon vor zehn Jahren hatte.
Auch keinen Preis gewinnt der Film für seine Handlung, denn die ist erstens dürftig und zweitens unspannend. Drei Paar-Geschichten werden hier erzählt: Der erfolglose Schauspieler Thilo (Jan Henrik Stahlberg, "Muxmäuschenstill") ist gerade von seiner Freundin Katja verlassen worden, jetzt trifft er die schüchterne Lehrerin Anna ("Lisa Plenske" Alexandra Neldel) und verliebt sich in sie. Verkuppelt wurden die beiden von Moritz (Gode Benedix) und Valerie (Inga Busch), die mit ihrem neuen Familienalltag kämpfen, als Valerie einen neuen Job antritt und sich nun Moritz um die gemeinsame Tochter kümmern muss. Thilos Ex Katja (Jana Pallaske) hat sich wegen seinem besten Freund Florian (Gedeon Burkhard) von ihm getrennt. Doch während Katja über beide Ohren verliebt ist, will Florian nur mit ihr ins Bett und nichts von einer Beziehung wissen.

Auf jedem dieser drei Handlungsstränge ereignet sich genau ein (!) relevanter Twist, Thilo und Anna müssen noch eine kleine Berufs- und Identitätskrise durchmachen, das war's dann aber auch schon an Konflikten und somit an Geschichte. Es stört Thilo noch nicht einmal, dass sein bester Freund der Grund dafür ist, dass Katja ihn verlassen hat.
Erschwerend hinzu kommt, dass sich der Film noch nicht einmal als sonderlich einfallsreich bei seinen Plotwendungen erweist, sondern sogar erschreckend platt bis dümmlich daher kommt. Zwei Beispiele: [SPOILER-WARNUNG: Es folgen einige verräterische Plot-Details. Wer den Film sehen und sich die Überraschung nicht verderben will, bitte beim nächsten Absatz weiterlesen] Thilo leidet unter plötzlichen Gedächtnislücken und vergisst manchmal, was er gerade macht oder gemacht hat. So kommt es, dass er Anna zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt in einer Kneipe sitzen lässt, weil er sie auf dem Weg zum Klo anscheinend komplett vergessen hat. Auf eine vernünftige Erklärung für diese Aussetzer wartet man vergebens. Sie sind halt da, weil sie für den Twist gebraucht werden, denn Anna lässt ihn natürlich wortlos abmarschieren und ist anschließend schwer sauer. Auch nicht besser: Der Grund für Florians Beziehungsangst. Er gesteht Thilo an einer Stelle, dass er sich trotz eigener Gefühle für Katja nicht auf eine Beziehung mit ihr einlassen will, weil er an "so einer Muskelkrankheit" leidet und Angst hat, ihr irgendwann als Pflegefall zur Last zu fallen. Das ist eine heftige dramatische Keule, die in diesem ansonsten sehr leichtgängigen Film so deplatziert wirkt wie ein Elefant im Porzellanladen. Müßig zu erwähnen, dass diese ominöse Krankheit weder näher definiert wird noch ein weiteres Mal Erwähnung findet. Für die Auflösung der Geschichte um Katja und Florian spielt sie jedenfalls keine Rolle.

Auf der Handlungsebene hat "Märzmelodie" also wenig bis gar nichts zu bieten, und die nicht so neue Idee mit den eingeworfenen Songzitaten funktioniert leider auch nicht besser. Das hat verschiedene Gründe, zuallererst die Tatsache, dass die Darsteller an diesen Stellen nur die Lippen synchron mitbewegen, jedoch der Original-Interpret des Songs zu hören ist. So wird die Illusion, dass die Figur selbst dieses Lied singt und damit ihre eigenen Emotionen ausdrückt, sofort zerstört, der Trick macht nur auf sich selbst aufmerksam - auch wenn die anderen Figuren auf die Song-Schnipsel wie auf tatsächlich gesprochenen Dialog reagieren.
Außerdem wirkt die Sache nicht konsequent durchgezogen: So alle fünf Minuten intoniert jemand ein paar Zeilen, nach wenigen Sekunden ist alles vorbei und es geht normal weiter. Natürlich kann man nicht für jede Situation ein passendes Songzitat finden, die Ausbeute der Macher von "Märzmelodie" fällt jedoch zu bescheiden aus, um wirklich einen eigenständigen Charme entwickeln zu können.
Und das letzte (wenn auch vielleicht subjektive) Manko: Die zitierten Songs sind durch die Bank eher unbekannt, so dass der Spaß des Wiedererkennens sehr oft ausbleibt. Und weil man sich in das Gefühl eines Songs, den man kennt, viel besser und schneller einfinden kann als in das eines unbekannten, bleibt auch die beabsichtigte emotionale Resonanz dieser kurzen Schnipsel wesentlich geringer, als es zum Beispiel "Moulin Rouge" mit zwei Zeilen Elton John geschafft hat.
Der bekannteste hier zitierte Song ist wohl noch Rio Reisers "Halt dich an deiner Liebe fest". Andere Interpreten wie Westernhagen, Zarah Leander, Gitte Haenning oder Annett Louisan erkennt man immerhin noch an der Stimme, die Titel werden aber schon nur noch echten Fans geläufig sein. Und bei Künstlern wie Willi Fritsch, Petra Pascal, Bernd Apitz oder Bettina Wegner hört es bei den meisten wohl endgültig auf.

Das einzige wirklich Tolle an dem ganzen Film ist Alexandra Neldel, die hier eindrucksvoll beweist, dass sie auch ohne Fatsuit, Zahnspange und Brille sehr überzeugend verhuscht und verletzlich spielen kann und dabei trotzdem stets ein unschuldiges, lebensfrohes Mädchen durchscheint, das noch auf sein Glück wartet. Die anderen Darsteller machen ihre Sache ebenfalls gut, allerdings schafft es Jan Henrik Stahlberg nicht ganz, die nominell tragende Hauptrolle ausreichend mit Leben zu füllen, was jedoch auch dem Drehbuch anzulasten ist.

Vom Konzept her ja noch ganz nett, erweist sich "Märzmelodie" in der Ausführung als erstaunlich schwach, vor allem in dramaturgischer Hinsicht. Wo keine fesselnde Geschichte ist, helfen auch keine noch so guten Darsteller (selbst Neldels Anna bleibt einem relativ egal). Der Witz mit den Songzitaten zündet nicht richtig, zu selten und verpufft viel zu schnell, um wirklich Wirkung zu zeigen. Ziel verfehlt. Film langweilig. Sorry.


Wenn man schon eine Kritik über Musicalfilme schreibt in denen Dialoge gesungen und Chansons ins Leben eingebaut werden, sollte der grandiose Klassiker dieses Genres nicht unerwähnt bleiben, der kein Auge trocken läßt: "Les Parapluies de Cherbourgh" von Jaques Demy und Michel Legrand.

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.. ja ja, der regenschirm von cherbourgh.. da braucht man auch viele tränen für die taschentücher die man sich durchnässt besser in die ohren stopfen kann! :-) sorry :-) (zur not geht aber auch petersilie)

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10
10/10

Ich durfte bei der Premiere von Märzmelodie dabei sein

Wunderschöner Film
Wunderschöne Songs
Grandiose Darsteller
Es gibt lustige aber auch melancholische Momente
Ein ans Herz gehender grandioser Musikfilm, dem ich jedem nur empfehlen kann!!

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10
10/10

Ich hatte schon das große Glück und durfte mir "Märzmelodie" bereits zu seiner Premiere ansehen und kann nur sagen......schnappt Euch Eure Familien, Eure Freunde oder Eure Partner und geht ins Kino!!! Schaut Euch den Film an, ihr werdet es nicht bereuen!!! :-)

Jeder von uns hat doch bestimmt schon mal das Gefühl gehabt, daß er seine Worte in bestimmten Situationen gerne mal ganz besonders verpacken würde oder wünscht man sich manchmal nicht auch, daß man seine Gefühle mal auf eine ganz besondere Art und Weise zum Ausdruck bringen kann??
Dann gehts uns doch nicht viel anders als den Charakteren in "Märzmelodie". Sie drücken ihre Gefühle in Form von Musik aus und gibt es was besseres als Musik?? Musik sagt manchmal sooo viel aus!!! :-)

"Märzmelodie" ist einfach ein Film für die ganze Familie! In diesem Film passt einfach alles perfekt zusammen! Die Geschichte ist wirklich niedlich und auch, wenn für manche die Sache mit den Songs, die den Darstellern direkt in den Mund gelegt werden, am Anfang vielleicht ein wenig ungewohnt ist, merkt man im Laufe des Films aber ziemlich schnell, daß das einfach nur wahnsinnig genial gemacht ist! Die Songs passen einfach immer perfekt zu den jeweiligen Situationen und sind unglaublich gut ausgewählt!!

Aber, ein Film würde nie funktionieren, wenn da nicht auch die perfekten Schauspieler wären! Die Schauspieler bringen die nun wirklich komplett unterschiedlichen Charaktere einfach hervorragend rüber, allen voran Alexandra Neldel!
Alexandra Neldel kann besonders in "Märzmelodie" jetzt ziemlich gut beweisen, daß sie erwachsen geworden ist und vor allem aber kann sie ihre Vielseitigkeit besonders gut zum Ausdruck bringen!! Mit der Rolle der Anna Brokate kann sie wirklich ein mal aufs Neue beweisen, was so alles in ihr steckt!
Aber auch den tolpatschigen Thilo, gespielt von Jan Henrik Stahlberg, schließt man relativ schnell in sein Herz und man wünscht ihm von Anfang an einfach nur, daß er ENDLICH mal das richtig große Los zieht!

Daher.......wer einfach mal wieder Lust auf eine süße Liebesgeschichte, Lust auf jede Menge Witz und vor allem aber Lust auf ganz viel Musik hat, der sollte sich "Märzmelodie" nicht entgehen lassen!!!!

Von daher kann ich nur raten.....reingehen, anschauen, Spaß haben!!!!!

Also dann........"Singen Sie gern?" Na, dann nichts wie ab ins Kino!!! ;-)

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3
3/10

Mann, das die Kinowerbung bis in dieses Forum geht,bei meinen Vorgängern von gmx und yahoo,wer hätte das gedacht.
Lasst Euch nicht täuschen. Wartet bis die DVD rauskommt, das wird ein schöner Abend zu Hause.Ich liebe das Kino, kann den Film aber nicht empfehlen.

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10
10/10

Märzmelodie - ein sympatischer und freundlicher Film. Zunächst, wenn der Abspann vorbei ist - Schweigen miteinander - lächeln miteinander, bis man seinen Gefühlen Ausdruck verleihen kann ... Endlich ein Film, der zum Nachdenken anregt, es geht um drei Beziehungen zwischen Mann und Frau, die uns täglich begegnen können - Höhen und Tiefen sind zu durchleben mit all den Problemen unserer Zeit. Kinderbetreuung z.B. aus dem Leben gegriffen, auch die Vergesslichkeit von Thilo - er lässt doch die Angebetete einfach in der Kneipe sitzen - kann doch passieren !!! ??? Die Lehrerin Anna zeigt uns die Realität; hoffen wir sehr, dass sie nicht allzu oft eine solche ist. Die Auflockerung der Dialoge durch gesungene Melodien ist ganz schön, ganz nett, zu hören - man muss ja nicht alle kennen; vielleicht bietet das Genre doch eiene Anregung für das tägliche Leben und den Umgang der Menschen miteinander - bekanntlich entspannt Musik und Gesang. Danke, Martin Walz, für den Film, die freundliche Unterhaltung, gut gelungen. Auch danke für die Besetzung, sie ist beachtlich- die Komparsen nicht zu vergesasen. Also, sehr zu empfehlen - nicht nur für junge Leute - die älteren können schmunzeln, das tut so gut. 10 (zehn) Augen.

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dieser 08/15 sat1-kitsch wird besser bewertet als john rambo.....:DDDDD

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