Mit „Gut gegen Nordwind“ kommt die Verfilmung des Bestsellers von Daniel Glattauer in die Kinos und damit die Adaption eines Buches, das nach dem Muster des klassischen Briefromans aufgebaut ist. In der modernen Variante wird der Leser dabei Zeuge des ausführlichen E-Mail-Verlaufs zwischen den beiden Protagonisten, und das hat natürlich zur Folge, dass man auch als Kinozuschauer in diesem Film ziemlich viel zu lesen bekommt. Die Schlussfolgerung, dass so eine Geschichte doch in Schriftform ein ganzes Stück besser funktioniert als auf der Leinwand ist daher genauso naheliegend wie zutreffend.
Es beginnt mit einem Tippfehler in der Adresszeile und schon landet die Abokündigung von Emma (Nora Tschirner) irrtümlich bei Leo Leike (Alexander Fehling). Doch aus dem Zufallskontakt entwickelt sich ein angeregter, geistreicher E-Mail-Austausch, der im Verlauf immer persönlicher wird. Sowohl der gerade von seiner Freundin verlassene Leo, als auch die eigentlich glücklich verheiratete Emma beginnen sich in der digitalen Anonymität einander anzuvertrauen. Ein Treffen wollen beide bewusst vermeiden, doch irgendwann wird es doch zum Thema – und zur Option, das eigene Leben noch einmal völlig umzukrempeln.
Dass „Gut gegen Nordwind“ überhaupt halbwegs funktioniert, verdankt der Film von Vanessa Jopp („Engel & Joe“) seinen beiden engagierten Hauptdarstellern. Alexander Fehling noch mehr als Nora Tschirner, die erst nach gut einer Dreiviertelstunde überhaupt zum ersten Mal ins Bild rückt, bis dahin scheint es durchaus denkbar, dass Tschirner hier womöglich einzig mit ihrer Stimme agiert. Dennoch sind es eben diese Stimmen und die Art, wie sie die geschriebenen Texte vortragen, die die Atmosphäre in erster Linie prägen. Auch ein Hörbuch wäre daher als Adaption passender als eine filmische Umsetzung, denn was das Visuelle angeht, weiß man sich selten anders zu behelfen als die Hauptfiguren entweder in hübsch ausgeleuchteten Zimmern oder beim Umherwandern durch genauso hübsch eingefangene Straßen und Bistros zu zeigen, und dazu halt den getippten Text einzublenden.
Dank der Leistung von Fehling & Tschirner, die ihren durchweg widersprüchlich agierenden Figuren Charisma und Wärme verleihen, gelingen dann aber doch ein paar starke und berührende Momente, etwa wenn Leo für Emma ein Feuerwerk auf dem Dach abbrennt und ihr einfach nur mitteilt in welche Richtung sie dafür schauen soll (praktischerweise wohnen die beiden Internet-Bekanntschaften dann doch nur wenige Blocks voneinander entfernt). Da streift man dann auch mal die Grenze zum Kitsch, aber das kann man einer romantischen Komödie kaum ernsthaft vorwerfen. Eher schon, dass sie halt aus genannten Gründen irgendwie im falschen Medium stattfindet.
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