Ed Crane (Billy Bob Thornton) ist ein introvertierter Loser im Jahr 1949. Er schnibbelt im Friseurladen seines Schwagers an Männerköpfen herum, pafft unaufhörlich eine Zigarette nach der anderen und redet nicht. Seine Frau betrügt ihn, kommandiert ihn herum, lässt sich von ihm die Beine rasieren. Mehr Hautkontakt ist nicht drin. Aber Ed lebt in einem freien Land, in der kleinen überschaubaren kalifornischen Stadt Santa Rosa, und eigentlich gefällt ihm sein Leben ganz gut. Er beschwert sich nicht. Er ist unsichtbar, er ist der Mann, über den die Kellner hinwegblicken, der Mann, der eigentlich gar nicht wirklich da ist.
Irgendwie purzelt ihm dann die Gelegenheit in den Schoß, großes Geld zu machen und aus seinem tristen Leben zu entfliehen. Ein öder Toupetträger luchst ihm 10 000 Dollar ab und statt diese in die geniale Idee einer Trockenreinigung zu investieren setzt sich der Typ ab. Die nächste Idee von Ed: Er könnte ein talentiertes Klavier spielendes Mädchen managen. Aber die Kleine will eigentlich gar nicht.
Also macht sich Ed auf und wird kriminell. Eigentlich ungewollt, eigentlich auch wieder vollkommen stoisch-ruhig, gelangweilt-frustriert. Mit der Erpressung des Chefs seiner Frau fängt alles an, und damit tritt Ed eine gigantische Lawine los, die er selbst nicht mehr bremsen kann. Wie die Dominosteine fallen alle Säulen seines Lebens nach und nach zusammen.
Ganz in schwarzweiß gehalten ist dieser Film, ungewohnt zunächst, passend aber dennoch. Die kreativen Coen-Brüder haben sich einen gefühlvollen Stoff zusammengereimt, der mit den lustigen Krachmachern "The Big Lebowski" oder dem Musical-Stückchen "O Brother Where Art Thou?" nichts zu tun hat. Stattdessen ist ihr neuester Streifen angelehnt an das Genre des Film Noir der 40er-Jahre, er ist so langsam und melancholisch erzählt, dass sich beim bloßen Zusehen der Herzschlag zu verringern scheint, man taucht ein in die triste Welt des hageren Mannes mit den vielen Falten im Gesicht.
Der unglaublich wandlungsfähige Hauptdarsteller Billy Bob Thornton wird in diesem Film als Kettenraucher zum neuen Humphrey Bogart, er spielt minimalistisch, mit versteinerter Miene, mit totem Blick, er ist das perfekte Nichts.
Alles in allem geht man ohne Happy End und in eher düsterer Grübelstimmung nach Hause. Die Coen-Brüder wurden für ihre Arbeit in Cannes zu Recht mit dem Regiepreis belohnt. An "Fargo" kommt aber auch dieser Film nicht ran.
Originaltitel
The man who wasn't there
Land
Jahr
2001
Laufzeit
116 min
Regie
Release Date
Bewertung
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