Venus & Mars

Jahr
2001
Laufzeit
93 min
Release Date
Bewertung
4
4/10
von Frank-Michael Helmke / 23. Dezember 2010

Mancher Pseudo-Trend treibt schon seltsame Blüten: Kaum fängt Columbia-Tristar an, deutsche Produktionen mit stark amerikanischem Touch herzustellen (siehe "Anatomie" und "Feindliche Übernahme"), da haut Buena Vista Germany in die selbe Kerbe und versucht, sich mit ähnlich halbgarem Quatsch an ein internationales Publikum anzubiedern, das deutsche Filme naturgemäß einfach nicht haben. Vor allem, wenn sie so lahm und ideenlos daherkommen wie diese schon grausam vorhersagbare romantische Komödie.

Wenigstens gibt es charmante Damen:
Daniela Lunkewitz spielt Kay

Allein der Versuch der Internationalisierung ist selten blöd und sorgt für mehr Produktionsprobleme als eigentlich tragbar: Im verschlafenen bayrischen Nest Himmelsgarten, nicht weit entfernt von einem Stützpunkt der US-Armee, versammeln sich vier Freundinnen, allesamt Soldaten-Abkömmlinge, zur Beerdigung ihres ehemaligen Fußballtrainers (kein Witz!). Und schon hapert's: Dieses urdeutsche Dörfchen ist nahezu überschwemmt mit Nachkommen ehemaliger GI's, ohne daß auch nur eine Uniform auftaucht geschweige denn einer der Soldatenpapis tatsächlich da geblieben wäre. Es scheint, als wäre die Kinderschar kollektiv in der Fremde sitzengelassen worden. Die anschließende Thematisierung dieses Verlorenseins gelingt denn auch gar nicht, weil zu keinem Zeitpunkt deutlich wird, was die vor Sehnsucht nach der Heimat Darbenden eigentlich vom Aufbruch abhält. Einen durchaus komischen Aspekt hat diese merkwürdige Konstellation aber allemal: Der lustig unsortierte Kauderwelsch der Originalfassung aus verschiedenen englischen Dialekten und gut bayrischem Deutsch läßt eine sinnvolle Synchronisation so gut wie unmöglich erscheinen. Womit es sich dieser Film schwerer macht, als er es sowieso schon hat.

Die vier Freundinnen haben, trotz anstehender Beerdigung,
anscheinend gut was zu lachen.

Zurück zur Story: Bei den vier Freundinnen handelt es sich um die resolute Kay, die mit ihrer Astrologie-begeisterten Mutter vom Papi in Deutschland zurückgelassen wurde, und mit der Rückkehr nach Himmelsgarten auch ihrem Trauma einer geplatzten Hochzeit wieder gegenübertreten muß; die Fotografin Lisa hat zwar als einzige beruflichen Erfolg in den Staaten gefunden, verzehrt sich aber nach einem passenden Lebensabschnittspartner; die gemütliche Marie hat sich einen biederen deutschen Ehemann geangelt und setzt fröhlich Kinder in die Welt, während Celeste als mondäne Ehefrau eines wesentlich älteren Herren die High-Society-Schnepfe gibt. Diese vier unterschiedlichen Frauen treffen sich nun wieder, teilen Herzschmerz und Schicksalsschläge und gelangen alle, ohne daß man so recht weiß wieso, am Ende zum unverhofften Glück, das die Astro-Tante - der Filmtitel verrät es bereits - natürlich am Anfang des Films schon vorhergesagt hat.

Man mag es kaum glauben, aber dieser Traumtyp
birgt doch tatsächlich noch ein Geheimnis.

Was ohnehin nicht besonders schwer ist: Schon beim ersten Auftritt eines vermeintlich mittellosen US-Rucksack-Touris, dem Kay auf dem Weg nach Hause begegnet, steht förmlich ein großes "Unverhofft kommt oft" auf die Leinwand geschrieben, während Lisa mit gewohnt dämlicher Verdrängungstaktik neunzig Minuten lang ignorieren darf, daß mit dem ehemaligen Schulfreund und jetzigem Taxifahrer Roberto ihr größter Verehrer direkt neben ihr sitzt. Celeste muß indes aus ihrer sarkastischen Gefühlskälte befreit werden, indem sie die wichtige Lektion lernt, daß Geld allein nicht glücklich macht, und für Marie war irgendwann wohl auch noch ein Plot über die Revitalisierung ihrer etwas schnarchenden Ehe eingeplant, der allerdings irgendwo unterwegs verloren gegangen ist. Ohnehin wirkt ihre anfängliche Beschwerde, ihr Mann würde kaum noch Sex mit ihr wollen, angesichts der bereits vierten Schwangerschaft ein wenig befremdlich.

Er will sie, sie schnallt nix: Ryan Hurst und Julie
Bowen als Roberto und Lisa.

Autor Ben Taylor, auf dessen Mist bereits beachtliche Teile des deutschen Beziehungskomödien-Booms der Neunziger gewachsen sind, übertrifft sich hier wirklich selbst mit einer Aneinanderreihung von Handlungsideen, die in ihrer Plattheit jeder Flunder Konkurrenz machen könnten, und einer Topf-und-Deckel-Geschichte, die in ihrer "Frauen brauchen zum Glück nur einen passenden Mann"-Mentalität schon fast reaktionär ist. Da hilft es dann auch nix mehr, daß durchaus charmante Schauspielerinnen und ein Altstar wie Lynn Redgrave zur Verfügung stehen. Harry Mastrogeorge beweist indes, daß auch ein Ruf als einer der besten Schauspiellehrer der USA noch keinen guten Regisseur aus einem macht. Sonst würde er wohl auch nicht eine kreuzbiedere und völlig ausgehöhlte RomCom im schönen Bayern inszenieren. Ein Film, der keinem wehtut, das ist alles, was "Venus & Mars" ist. Eigentlich könnte man sagen erschreckend irrelevant, wenn eben diese Irrelevanz nicht bereits jegliche weitere Relativierung überflüssig gemacht hätte. Geguckt, geschluckt, vergessen. Danke. Nächster.


10
10/10

Hey Leute!
Ich habe das Buch auch gelesen und ich finde es echt der Hammer!
Aber ich würde auch zu gerne wissen wo man diesen Film kaufen kann!
Habe schon überall gesucht aber ich kann ihn einfach nicht finden.
Bitte helft mir!! Ich verzweifle!!
Danke
DiNozzo

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