Erlöse uns von dem Bösen

Originaltitel
Deliver us from Evil
Land
Jahr
2014
Laufzeit
119 min
Release Date
Bewertung
3
3/10
von Volker Robrahn / 2. September 2014

erlöse 1Ralph Sarchie (Eric Bana) ist ein im Job hart und verbittert gewordener Cop, der bereits so viel von Menschen verursachte Grausamkeiten gesehen hat, dass er schon  lange nicht mehr an irgendwelche höheren, christlichen Mächte glaubt. Allerdings auch nicht an dämonische, selbst als sich in seinem New Yorker Distrikt die merkwürdigen Vorfälle häufen, bei denen es nicht mit rechten Dingen zuzugehen scheint. Eine wie hypnotisiert wirkende Mutter wirft ihr eigenes Kind den Löwen im Zoo zum Fraß vor, ein mysteriöser Maskenmann scheint dafür die Befehle zu geben und geheimnisvolle Schriften tauchen an verschiedenen Orten auf um offensichtlich eine Botschaft zu vermitteln. Erst als Sarchie sich auf die Zusammenarbeit mit dem Priester Mendoza (Edgar Ramirez) einlässt, beginnt er langsam an seinem Weltbild zu zweifeln und hält es schließlich tatsächlich für möglich, dass hier übersinnliche Kräfte im Spiel sind, die wahrhaftig nichts Gutes im Schilde führen.
 

erlöse 2Na gut, sooo lange dauert es hier gar nicht, bis der gradlinige Cop sich dann doch von dem engagierten Geistlichen überzeugen lässt, und so hat er schließlich eine aufregende zweite Karriere als uniformierter Dämonenjäger vor sich, stets im Einsatz für das Gute. Nein, das ist keine böswillige Veralberung des doch so bemüht finster daherkommenden Mystery-Thriller-Horror-Gemisches „Erlöse uns von dem Bösen“. Einem Film, in dem es nicht nur ständig regnet, sondern die Beleuchtungsmöglichkeiten anscheinend auf dem Stand früherer Jahrhunderte stehen geblieben sind. Und wenn dann doch mal jemand praktischerweise eine Taschenlampe zur Hand hat, dann versagt die garantiert ihren Dienst sobald es irgendwie bedrohlich wird.

Aber der „Dämonenjäger“ im Geiste eines John Sinclair ist tatsächlich Realität, hat doch der reale Ralph Sarchie lange Zeit das Übersinnliche bekämpft und später in einem Buch, das genauso heißt wie dieser Film, niedergeschrieben. Nun gut, zumindest diese literarischen Ergüsse sind also Realität, was man von den darin geschilderten dämonischen Attacken halten darf bleibt dagegen jedem selbst überlassen.

erlöse 3Dieser Film jedenfalls ist kaum mehr als ein großer Mumpitz, der sich stereotyp all jener Versatzstücke bedient, die offenbar seit dem seligen „Exorzist“ als genreimmanent zu gelten haben. Als da wären: Kryptische Schriftzeichen, unter fremdem Einfluss handelnde Normalbürger mit irgendwie merkwürdig entstellten Gesichtern sowie das Flüstern geheimnisvoller Stimmen im Hinter- oder Untergrund. In der moderneren Variante reichert man das Ganze dann noch mit ein paar grausamen Ritualmorden an und lässt ab und zu einen furchterregenden Maskenmann durchs Bild huschen. Handwerklich solide umgesetzt lässt sich damit (und mit ein paar „privaten Problemen“ der Hauptfigur) dann erstmal eine gute Stunde Laufzeit füllen und leidlich Grusel (die brave, kleine Schwester des Horror) erzeugen, bevor man langsam den finalen Showdown einleiten und das alberne Treiben zu einem Ende führen kann, welches beim gewählten Thema noch nicht mal zwangsläufig Sinn ergeben muss – das Motto „I want to believe“ muss da halt öfter mal ausreichen.

erlöse 4Es ist im Einzelnen gar nicht mal Vieles so besonders schlecht an diesem Genrebeitrag, er kommt jedoch derart schematisch und uninspiriert daher, dass die Frage nach der Existenzberechtigung schon mal gestellt werden darf. Ein Bemühen, hier mal wirklich Spannung zu erzeugen, ist kaum zu erkennen und es wird einfach überhaupt nichts Neues oder Interessantes geboten. Nachdem der ursprünglich vorgesehene Mark Wahlberg so klug war, auf diese wenig reizvolle Rolle zu verzichten, schlafwandelt nun stattdessen Eric Bana („Hulk“) durch die krude Geschichte und entwickelt dabei nicht annähernd ähnliches Charisma wie zuletzt als durchgeknallter Killer mit Herz in „Cold Blood“ (ein zwar ebenfalls recht alberner Streifen, aber ein deutlich unterhaltsamerer). Wesentlich besser zieht sich hier sein Partner Edgar Ramirez („Carlos – Der Schakal“) aus der Affäre, der anscheinend die löbliche Auffassung vertritt, högschde Motivation auch dann mitzubringen, wenn das Skript im Grunde völliger Käse ist.

„Break on Through (to the other Side)" verkünden die seligen „Doors“ musikalisch aus dem Hintergrund, womit auch in Sachen Symbolik zum Holzhammer gegriffen wird. Am Ende ist dann dieser erste „mysteriöse“ Fall gelöst und der ehrbare Polizist Ralph Sarchie könnte sich eigentlich mit Kreuz und Weihwasser bewaffnen und aufrecht den kommenden Bedrohungen aus dem Dämonenreich entgegenschreiten. In seinem echten Leben hat er das ja anscheinend auch getan, wofür wir ihm hiermit herzlich danken wollen. Von weiteren Verfilmungen seiner Erlebnisse bitten wir jedoch abzusehen, da die große Gefahr besteht, dass diese wohl ähnlich öde ausfallen werden wie der hier zu bewundernde erste Versuch. Man möchte ja schließlich nicht nur von dem Bösen erlöst werden, sondern irgendwann auch von so doofen und langweiligen Filmen.    

Bilder: Copyright

Eric Banas mimische Bandbreite kann von jedem gewöhnlichen Stein übertroffen werden. Filme mit ihm meide ich grundsätzlich.

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Langsam habe ich den Eindruck, daß 98% aller Gruselfilme der letzten Dekade ausschließlich, vorsätzlich und ausnahmslos für ein Publikum produziert wird, von dem man annimmt, daß es sich im Vorfeld noch nie mit diesem Genre auseinandergesetzt hat. Anders kann ich mir nicht erklären, warum sich die Macher immer und immer wieder derselben Stilmittel und Versatzstücke bedienen. Die wenigen herausragenden Genreperlen (Triangel, The Machinist, Identity, Chasing Sleep, The Ring, Stoker) kann man an einer Hand abzählen.

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