10 Film-Meisterwerke gegen die Corona-Langeweile

von Frank-Michael Helmke / 27. März 2020

Die Corona-Krise ist auch eine Kino-Krise: Alle Lichtspielhäuser haben derzeit zwangsweise geschlossen, sämtliche relevanten Neustarts sind auf unbestimmte Zeit verschoben, und als Liebhaber der großen Leinwand kann man da schon ein bisschen verzweifeln. Für Filmfans bleibt derzeit nur noch das Heimkino. Aber da wir alle derzeit seeeehr viel Zeit zuhause verbringen, gilt es, aus dieser Not möglichst eine Tugend zu machen. Und für Filmliebhaber bieten sich da durchaus ein paar Möglichkeiten - Streaming-Diensten sei Dank. Wenn man zum Beispiel gerade vor lauter Freizeit und Hausarrest kaum noch weiß, was man anfangen soll - wieso nicht die Gelegenheit nutzen, und endlich mal ein paar ganz große Klassiker nachholen, die man vielleicht sträflicherweise bis heute noch nie gesehen hat? 

Wir haben euch zehn absolute Meilensteine und legendäre Meisterwerke der Filmgeschichte rausgesucht, die man als Kunde von Amazons "Prime Video" kostenlos ansehen kann. Zehn Filme, mit denen die aufgezwungene Corona-Freizeit mehr als sinnvoll genutzt werden kann. 

Fangen wir mal gleich mit dem offensichtlichsten Kandidaten an: 

Der Pate I + II

Okay, also geht's hier eigentlich um elf Filme. Aber selten konnten wohl ein Film und seine Fortsetzung so sehr als eine Einheit betrachtet werden wie diese beiden. Und noch seltener war sich wohl die gesamte Welt so einig über den absoluten, nicht diskutablen Meisterwerk-und-muss-man-einfach-gesehen-haben-Status wie bei Francis Ford Coppolas Mafia-Epos. "Der Pate" und seine Fortsetzung gehören so eindeutig zu den unbestreitbaren Höhepunkten der Filmkunst, dass es schon fast langweilig ist, darüber zu schreiben. Weswegen auch kein Filmszene-Autor sich jemals inspiriert fühlte, darüber einen Text für unsere Gold-Rubrik mit den besten Filmen aller Zeiten zu verfassen. Man muss diese Filme einfach kennen. Punkt.

Also: Wenn du zu den Leuten gehörst, die immer noch nicht wissen, was ein Pferdekopf mit Vito Corleones zum geflügelten Wort mutierten Satz "Ich habe ihm ein Angebot gemacht, dass er nicht ablehnen konnte" zu tun hat, was während der Mutter aller Parallel-Montagen passiert, oder was Fredo Corleone für ein Gebet spricht, wenn er Angeln geht - dann nimm' dir jetzt bitte sechs Stunden Zeit, und wir sprechen uns wieder, wenn du mit dem Rest der Filmwelt aufgeschlossen hast. Danke.

Übrigens natürlich ebenfalls bei Prime Video verfügbar ist "Der Pate III", der 16 Jahre später nachgeschobene Abschluss dieser Saga - den man sich getrost schenken kann. Mit dem dritten Teil des "Paten" verhält es sich wie mit den letzten Staffeln von "Lost" oder "Game of Thrones": Wenn man wirklich unbedingt wissen will, wie die Geschichte zu Ende geht, guckt man sich auch das an. Aber man kann eigentlich nur maßlos enttäuscht werden.

Apocalypse Now: Redux

Nein, dieser Filmtitel soll nicht als Motto der aktuellen Pandemie-Krise dienen - eine Apokalypse wird uns sicher nicht drohen. Aber wo wir schon bei Coppola sind, darf auch der Film nicht fehlen, den Coppola nach den beiden "Pate"-Klassikern drehte. Denn auch "Apocalypse Now" gehört fraglos zu den größten Werken der Filmgeschichte - vor allem in seiner erst 2001 erschienenen "Redux"-Version, die wir damals >>> hier ausführlich besprochen haben. Mit fast dreieinhalb Stunden Laufzeit braucht man auch für "Redux" einiges Sitzfleisch und einen langen Abend nichts anderes zu tun - also perfekt für unsere aktuelle, allumfassende Quasi-Quarantäne. Fast ähnlich faszinierend wie dieser monumentale Meilenstein des Kriegsfilm-Genres ist übrigens seine Entstehungsgeschichte. Denn die Dreharbeiten wurden für Coppola damals fast selbst zu seiner persönlichen Apokalypse, trieben ihn halb in den Wahnsinn und beinahe bis zum Selbstmord. Das alles wird eingefangen in der Dokumentation "Hearts of Darkness: Reise ins Herz der Finsternis", die das perfekte Bonusmaterial zu "Apocalypse Now" darstellt und ebenfalls über Prime Video verfügbar ist - allerdings nicht gratis. Aber die Leihgebühr von 4 Euro ist auf jeden Fall eine lohnenswerte Investition.

Die Nacht der lebenden Toten

Die fürchterlichste aller nur denkbaren Pandemien hat George A. Romero im Jahr 1968 ersonnen - als er die Zombies erfand. Sein Horror-Meilenstein ist bei Prime Video unter dem Originaltitel "Night of the Living Dead" gratis verfügbar. Wem die aktuelle Nachrichtenlage noch nicht genug Angst einjagt, der kann es ja mal hiermit versuchen. Und dann gucken, ob er danach noch schlafen kann. Wir haben Romeros Meisterwerk bereits ausführlich im Rahmen unserer Gold-Rubrik gewürdigt, und zwar >>> hier

Psycho

Noch nicht genug gegruselt? Dann legen wir doch noch einen Horror-Klassiker nach, den vielleicht größten von allen. Alfred Hitchcocks "Psycho" ist auf so vielen Ebenen einer der bedeutendsten und wichtigsten Filme der Geschichte, dass man ganze Bücher darüber schreiben könnte. Oder zumindest eine ausführliche Gold-Rezension, so wie wir das >>> hier getan haben.

Aber Obacht: Unsere Gold-Rezension ist nicht Spoiler-frei, ebenfalls wie die zu "Nacht der lebenden Toten". Wer "Psycho" tatsächlich noch nie gesehen hat, ist auf jeden Fall gut beraten, den Text erst nach dem Filmgenuss zu lesen. Wohl kaum ein Film entfaltet solch eine Wirkung wie "Psycho", wenn man ihn wirklich vollkommen ahnungslos sieht, was geschehen wird. 

M - Eine Stadt sucht einen Mörder

Noch ein Schwarz/Weiß-Film, und der bei weitem älteste Vertreter auf dieser Liste. Und für sein Genre mindestens so prägend wie Hitchcocks legendärer Grusel-Schocker. Fritz Langs Kriminalfilm-Klassiker leistete in vielerlei Hinsicht Pionierarbeit, deren Spuren man bis heute in Polizei- und Detektivserien wiederfinden kann. Auch dieses Meisterwerk haben wir in unserer Gold-Rubrik bereits ausführlich besprochen, und zwar >>> hier

Das Boot

Kriegst du in deiner Wohnung langsam schon klaustrophobische Anfälle, weil du nicht mehr raus kannst? Dann ist Wolfgang Petersens Meisterwerk über das Himmelfahrtskommando einer deutschen U-Boot-Besatzung während des Zweiten Weltkriegs vielleicht ein gutes Gegenmittel. Denn da begreift man erst, was ausweglose Enge wirklich bedeutet. Die Arbeit des Kameramanns Jost Vacano sucht bis heute ihresgleichen in seiner Fähigkeit, die extrem begrenzten Dimensionen des Handlungsortes für die Zuschauer erlebbar zu machen. Und die Effektivität und Raffinesse, mit der Wolfgang Petersen damals das Drehen an der Spannungsschraube zelebrierte, dass man beim Zuschauen fast wahnsinnig wird, das ist auch aus heutiger Perspektive noch allergrößte Klasse.

Auch ein Spaß für sich, eine ganze Generation von späteren deutschen Schauspielgrößen hier noch in jungen Jahren als Nebendarsteller zu sehen, von Heinz Hönig, Uwe Ochsenknecht und Martin Semmelrogge bis hin zum kürzlich verstorbenen Jan Fedder. Und natürlich Herbert Grönemeyer in seiner einzigen maßgeblichen Rolle, bevor er das Schauspielen endgültig zugunsten der Musik aufgab.

Von "Das Boot" gibt es diverse Schnittfassungen, die ursprüngliche Kinoversion lief 149 Minuten, die damals in den 80ern als Mini-Serie ausgestrahlte Fernsehvariante umfasste insgesamt 300 Minuten. Bei Prime Video findet sich der offizielle "Director's Cut" mit 208 Minuten Lauflänge. Auch hier gilt also: Ein bisschen Zeit muss man mitbringen. Aber genau darum geht's ja gerade im Moment: Zeit zuhause möglichst gut totschlagen. Und viel besser als hier geht's kaum.

Spiel mir das Lied vom Tod

Außer natürlich mit Sergio Leone. Unter zweieinhalb Stunden ging es bei Leones größten Werken eigentlich nie, was kein Wunder ist, wenn man als Regisseur unter anderem für das Stilmittel bekannt wurde, extreme Großaufnahmen bis in die gefühlte Unendlichkeit auszudehnen. Dass das beim Zuschauen alles andere als langweilig wird, sondern im Gegenteil einer der größten Hochgenüsse ist, die die Filmgeschichte zu bieten hat, das zeigt kaum ein Film besser als "Spiel mir das Lied vom Tod". Okay, vielleicht Leones anderes ewiges Western-Meisterwerk "Zwei glorreiche Halunken". Nicht umsonst haben wir die beiden Filme in unserer Gold-Rubrik einst als Doppelpack besprochen, und zwar >>> hier. Leider gibt es nur einen von beiden bei Prime Video gratis zu sehen. Aber wer bei "Spiel mir das Lied vom Tod" Feuer gefangen hat, der investiert im Anschluss sicher auch gern die 4 Euro für den anderen Geniestreich.

Es war einmal in Amerika

Oder man guckt sich halt ebenfalls gratis Sergio Leones drittes Meisterwerk an. Tatsächlich ist "Es war einmal in Amerika" einer meiner persönlichen Lieblingsfilme, weil er einfach pickepackevoll ist von brillanten, wunderschönen und unvergesslichen Bildern, und die große Kunst des filmischen Erzählens in absoluter Perfektion betreibt. Und ich hätte ihn sicherlich schon deutlich öfter als "nur" sechsmal geguckt, wenn man nicht so verdammt viel Zeit für ihn brauchen würde.

Mit 229 Minuten Laufzeit ist Leones Gangster-Epos der längste Film in dieser Liste. Aber wann, wenn nicht jetzt, hat man auch dafür endlich mal die nötige Zeit? Warum es auf jeden Fall 229 Minuten sind, die sicher niemand bereuen wird, auch dazu sei auf unsere passende Gold-Rezension verwiesen >>> hier.

L.A. Confidential

Es ist inzwischen ja etwas kontrovers, Filme mit Kevin Spacey zu empfehlen, aber sei's drum. Erstens ist er hier nur einer von einer ganzen Reihe absolut herausragend agierender Darsteller - unter anderem neben der hierfür Oscar-prämierten Kim Basinger und dem damals noch gänzlich unbekannten Russell Crowe, der durch diesen Film seinen großen Durchbruch erlebte. Und zweitens ist und bleibt Curtis Hansons Neo-Noir-Krimi einer der besten Filme der 90er Jahre, der bis heute darunter leidet, dass er seinerzeit leider mit diesem einen Streifen mit dem großen Schiff konkurrieren musste. Da konnte man natürlich nur verlieren. Darum wollen wir uns bei dieser Gelegenheit einfach mal wieder für diese großartige Perle stark machen. Auch zu diesem Film gibt's in unserem Archiv eine Gold-Rezension, nämlich >>> hier.    

JFK - Tatort Dallas

Damit diese Sammlung hier irgendwie rund wird, kommt als letztes ein Film dran, dessen Gold-Rezension >>> hier mit einem bekennenden Zitat seines Regisseurs los geht: "This is my Godfather". Oliver Stones monumentaler Polit-Thriller ist zumindest in Sachen Laufzeit mehr als ebenbürtig mit Coppolas "Paten", denn auch für diesen Film muss man drei Stunden Zeit investieren.

Dafür hat man dann die vielleicht großartigste Lehrstunde in Sachen filmischer Manipulation gesehen, die es je zu bestaunen gab. Denn Stone war bei diesem Film auf einer Mission: Er wollte der Welt klar machen, dass die Ermordung Kennedys eine Verschwörung war und man nichts von dem glauben sollte, was das System einem hierzu weismachen wollte. Man könnte sagen: Stone erklärte die offizielle Variante des Kennedy-Attentats für "Fake News" - und bediente sich dabei schamlos der manipulativen Mittel von tatsächlichen "Fake News". Auf jeden Fall erinnert "JFK" wie kaum ein anderer Film daran, was für ein fragiles Gut die Wahrheit ist. Und jenseits der derzeitigen Corona-Ausnahmesituation ist das ein Thema, das in unseren heutigen Zeit mehr als aktuell ist.  


Schöner „Ritt“ durch eure Gold Rubrik!!!!
Prima!!!

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