The Call - Leg nicht auf!

Originaltitel
The Call
Land
Jahr
2013
Laufzeit
94 min
Genre
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Frank-Michael Helmke / 30. Juni 2013

Jordan Turner (Halle Berry) arbeitet in der Notrufzentrale von Los Angeles und verbringt ihre Arbeitstage damit, einen Notruf nach dem anderen entgegen zu nehmen – vom „Hilferuf“ wegen einer Fledermaus auf dem Dachboden bis hin zu echten Leben-oder-Tod-Situationen. Ein Job, der einem durchaus an die Nieren gehen kann,The Call und als Jordan indirekt Schuld daran trägt, dass ein junges Mädchen von einem Einbrecher entführt und später umgebracht wird, zieht sie sich traumatisiert vom aktiven Dienst am Telefon zurück. Doch das Schicksal gibt Jordan doch noch die Chance, ihr Trauma zu überwinden, als sie den Notruf der Teenagerin Casey (Abigail Breslin) übernimmt, die soeben gekidnappt wurde und sich nun aus dem Kofferraum ihres Entführers meldet. Wird es Jordan gelingen, Casey und ihren Kidnapper ausfindig zu machen, bevor auch dieses junge Mädchen getötet wird?
 

Zugegeben, „The Call“ muss ein bisschen basteln, um sein Ausgangsszenario überhaupt so hinzu bekommen, dass es im Jahre 2013 noch halbwegs glaubwürdig erscheint – dass nämlich ein Entführungsopfer den Notruf mit einem Handy kontaktiert, von dessen Existenz der Entführer gar nichts weiß, das zugleich aber nicht über GPS zu orten ist, denn dann wäre die Geschichte ja quasi sofort vorbei.

The CallDer durchaus ordentlichen Spannung, die sich aus diesem Szenario von Beginn an entwickelt, tut das allerdings keinen Abbruch. Dass seine Heldin nur einen sehr eingeschränkten „Aktionsradius“ hat, weil Jordan den Großteil des Films eben nur an ihrem Arbeitsplatz sitzt und Casey bestenfalls beratschlagen kann, was sie jetzt noch tun könnte um der Polizei Anhaltspunkte darauf zu geben, wo der Entführer mit ihr gerade eigentlich unterwegs ist, ist eine Not, aus der „The Call“ tatsächlich eine Tugend macht. Denn der Reiz der Geschichte besteht eben gerade darin, wie wenig Jordan effektiv tun kann, und wie sie es trotzdem schafft, mit ihren eingeschränkten Mitteln der laufenden Entführung auf die Spur zu kommen.

Das permanente Wechselbad zwischen Hoffen und Bangen, da hier so ziemlich jeden Moment sich alles zum Guten als auch zum Allerschlimmsten wenden kann, wird sehr effektvoll aufbereitet. Die gefühlte Echtzeit, in welcher der Mittelteil des Films abläuft, tut ihr Übriges, um das ständige Gefühl von Druck ebenso wie die Spannungskurve oben zu halten. In dieser Phase ist „The Call“ abwechslungs- und wendungsreich genug erzählt, um sein Publikum bedingungslos zu packen, sammelt zusätzlich Bonuspunkte durch die sehr überzeugende Bearbeitung der Notrufzentrale als Arbeits- und Handlungsort und gibt sich keine Blöße durch womögliches Nicht-Beachten logischer Stolperfallen (Stichwort: Handy-Akku). Kurzum: Ein schlichter, effizienter, geschickter und gut unterhaltender Thriller.

The CallNaja, und dann kommt der letzte Akt. Ohne jetzt spoilern zu wollen, doch in seinen letzten 25 Minuten verwandelt sich „The Call“ in einen anderen Film, mehr Psychokiller als Psychothriller, und dreht dabei auf eine Art und Weise ab, die so unerwartet wie unbefriedigend ist. Immer mehr rückt hier die kranke Psyche des Kidnappers ins Zentrum, doch bleiben seine Motive und Motivationen zu schwammig, und vor allem passt das alles atmosphärisch und stilistisch so gar nicht zum bisherigen Verlauf des Films und seinen Stärken.

Die werden nun leider allesamt über den Haufen geworfen, bis hin zu einem Finale über das man freundlich ausgedrückt zumindest sagen kann, dass man es so nicht erwartet hat. Vor allem nicht die allerletzte Szene, die sich das Prädikat „sehr unkonventionelle Entscheidung für ein Filmende“ verdient – sich dabei aber auch herzlich wenig darum schert, ob das für die Filmfiguren noch glaubwürdig ist, was hier passiert.

Es ist wirklich bedauerlich, wie von diesem Schlussakt, der wie aus einem anderen Film zu stammen scheint, so viel von dem wieder eingerissen wird, was „The Call“ zuvor so richtig gemacht hat. Dass sich Regisseur Brad Anderson – bisher vor allem bekannt für atmosphärische Schauerstückchen wie „The Machinist“ oder „Transsiberian“ – in diesen letzten 25 Minuten mit besonderer Wonne austobt, ist ob seiner bisherigen Arbeiten nicht verwunderlich. Und für sich genommen wird auch in diesem Showdown immer noch handwerklich sauber auf der Spannungsklaviatur gespielt. Nur eben mit dem Werkzeug eines anderen Genres. Und leider ganz ohne Telefone. 

Bilder: Copyright

8
8/10

Klar man hätte mehr aus der Handy Thriller Geschichte draus machen können, aber sehenswert war er es dennoch ! Das ende hat mir zwar auch nicht sooooo gefallen aber dennoch war er für mich 8 Augen wert.

Permalink

5
5/10

Der Entführungsteil des Films ist wirklich gut und äußerst spannend bzw. dynamisch in Szene gesetzt. Man zittert und bangt mit dem Opfer im Kofferraum, außerdem kauft man Halle Berry die Rolle der engagierten 'Telefonistin' ab. Bis hierhin gibt es - sieht man mal von einigen idiotischen Drehbuchtwists ab - nicht viel zu mäkeln an dem Film. Dann allerdings kommt der bereits in Herrn Helmkes Rezension erwähnte Stilbruch zum Tragen, denn der rasante Entführungs-Streifen wird plötzlich zu einem Psychothriller Light mitsamt psychopatischem Serienkiller. Das, was sich da in den letzten 25 Minuten abspielt, ist relativ mißlungen, wirkt unausgegoren bzw. aufgepfropft und gipfelt in einem nun wirklich gänzlich mißlungenen finalen Akt. Ob die Drehbuchautoren schonmal was von der Katharsis-Lehre gehört haben? Anscheinend nicht, denn sonst hätten sie das Ende nicht dermaßen vermurkst. Schade drum, da hätte man mehr draus machen können ...

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