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Nach fünf Jahren tauchen sie wieder auf und werden in einer abgelegenen Holzhütte gefunden, die beiden Kinder Victoria (Megan Charpentier) und Lily (Isabell Nelisse). Dorthin hatte sie einst ihr eigener Vater verschleppt, nachdem er ihre Mutter getötet und den Plan gefasst hatte, die ganze Familie auszulöschen. Doch dazu kam es nicht und den Grund, warum die Mädchen überlebten, kennt niemand. Es war ein wahrhaftiger weiblicher Geist, der eingriff und sich all die Jahre um die Kinder kümmerte. Als schließlich ihr Onkel Lucas (Nikolaj Coster-Waldau) und dessen Freundin Annabel (Jessica Chastain) sich der Mädchen annehmen scheint alles gut zu werden. Doch die beiden Verwandten ahnen nicht, dass sie eine unerbittliche Konkurrentin um die Gunst von Victoria und Lily haben, denn „Mama“ ist noch da und nicht bereit ihre Schützlinge freizugeben.
Obwohl der Grusel-Geister-Thriller des Argentiniers Andy Muschetti thematisch im Grunde nicht viel Neues bietet, kann man nach Betrachten des Films schon nachvollziehen, warum sich ein Guillermo del Toro („Hellboy“, „Pans Labyrinth“) der Sache angenommen hat und diese nun als Produzent fördert und unterstützt. Der hatte sich nämlich zuvor Muschettis gleichnamigen Kurzfilm zu Gemüte geführt und sofort Talent gewittert. Was sowohl die visuelle Umsetzung als auch das Timing und Anziehen der Spannungskurve betrifft, gibt es an der nun vorliegenden Langfassung dann auch ebenfalls nichts auszusetzen. Das sieht schon alles sehr souverän und gekonnt aus, insbesondere der Auftakt, in dem ein, nennen wir es „Opfer der Finanzkrise“ ausrastet und Amok läuft, wirft einen sofort mitten ins treibende Geschehen.
Der vor allem aus „Game of Thrones“ bekannte Nikolas Coster-Waldau agiert hier übrigens in einer Doppelrolle, denn was folgt sind die Bemühungen des ebenfalls von ihm gespielten, sich für die Taten seines Bruders verantwortlich fühlenden Lucas, die verstörten Mädchen wieder ins normale Leben einzugliedern. Insbesondere die junge Lily hat praktisch keinerlei Erinnerungen mehr an andere Menschen und ist den Verlockungen ihrer „Ersatzmama“ daher nahezu wehrlos ausgesetzt. Dieses Geisterwesen bleibt sowohl optisch als auch von seiner eigentlichen Intention her klugerweise lange im Vagen und Ungewissen, so dass sich zunächst keine eindeutige Gut/Böse-Einschätzung vornehmen lässt.
Der eigentliche Trumpf der Geschichte ist jedoch Jessica Chastain. Die mit Charakterrollen in „Tree of Life“ und „Zero Dark Thirty" zum Shooting Star aufgestiegene Schauspielerin würde man wohl nicht unbedingt in so einem kleinen Genrefilm vermuten, aber gerade deshalb ist ihre Figur auch hier vermutlich wieder die Interessanteste. Denn nachdem der motivierte Lucas durch eine storytechnischen Kniff erst mal für eine Weile aus dem Verkehr gezogen wird, ist es dann an der von Chastain verkörperten Annabel, sich fortan um die beiden Mädchen zu kümmern. Die kommt jedoch eher punkig und lebenslustig daher, hat auf Kinder eigentlich so gar keinen Bock („Die können mich eh nicht leiden“) und auch keine wirkliche Lust nun auf einmal Verantwortung übernehmen zu müssen. Wie sich daraus dann aber in der Folge eine sanfte, vorsichtige Annäherung ergibt, die durch das übernatürliche Geschehen im Hintergrund noch zusätzlich erschwert wird, dass hat dann schon eine erzählerische und schauspielerische Qualität, die ein Stück über das sonst in dieser Art Genrekino Gebotene hinausgeht.
Lange Zeit ist „Mama“ mit seinem subtilen und oft nur zart angedeuteten Horrorszenario also eine rundum erfreuliche Angelegenheit, auch wenn Regisseur Muschetti hier und da nicht widerstehen kann, auf einige altbekannte und etwas abgegriffene Grusel-Elemente wie Türknarren und Schemen im Dunkeln zurückzugreifen (und ein paar Nebenfiguren, deren einzige Aufgabe es ist, als erste „unwichtige“ Opfer abzutreten, sind natürlich auch mit von der Partie). Leider hält der Film diese Qualität jedoch nicht bis zum Finale, welches schließlich doch noch als gewaltiges, aber halt überladenes Effektgewitter daherkommt, sich auf einmal gar nicht mehr sattsehen kann an CGI-Effekten und viel zu viel und zu lang erklärt. Das hätte man sicher besser und auch etwas mehr im Einklang mit der vorherigen Tonart des Films lösen können und somit bleibt dann für den talentierten Filmemacher noch Spielraum nach oben. Alles in allem ist das Gebotene jedoch trotzdem den Besuch bei „Mama“ wert.
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