Freaky Friday

Originaltitel
Freaky Friday
Land
Jahr
2003
Laufzeit
93 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Heide Fuhljahn / 19. Juni 2010

 

Eltern haben keinen Sex. Sie leben nach öden Regeln. In ihrer Welt ist es wichtig, was die Nachbarn denken. Vernünftig sein ist das oberste Gebot. Und von dem, was wirklich wichtig ist im Leben, haben sie keine Ahnung: Musik. Freunde. Sex. Freiheit.
Teenies sind grundsätzlich dagegen. Ratschläge lehnen sie ab. Sie halten sich an keine Vereinbarung, benutzen das Elternhaus als Hotel und verlangen, dass sich die Erwachsenen aus allem raushalten. Von dem, was wirklich wichtig ist im Leben, haben sie keine Ahnung: Schulnoten. Berufliche Ziele. Regeln. Anständige Manieren.
Eltern und Jugendliche leben meist auf einem anderen Stern, so auch Dr. Tess Coleman (Jamie Lee Curtis, berühmt seit "Ein Fisch namens Wanda") und ihre 15jährige Tochter Anna (Lindsay Lohan). Erschwerend hinzu kommt, dass Anna nach dem Tod ihres Vaters Ressentiments gegen die neue Liebe ihrer Mutter, Ryan (wunderbar: Mark Harmon), hat und außerdem genervt ist, weil ihr kleiner Bruder mit seinen Missetaten grundsätzlich durch kommt. Der ständige Streit eskaliert an einem Donnerstag, als die (neue) Familie beim Chinesen essen geht. Tess ist sauer, weil Anna nicht an ihrem vorhochzeitlichen Matinee mit Ryan teilnehmen will, denn dafür müsste sie einen Contest mit ihrer Band sausen lassen. Anna ist gekränkt, weil ihre Mutter sich nicht für ihre Musik interessiert. Die chinesische Restaurantbesitzerin, die den Krach mitbekommt, beschließt Schicksal zu spielen. Durch den Genuss von zwei Glückskeksen wachen die Beiden am nächsten Morgen im Körper der anderen auf. Nach anfänglicher Panik beschließen sie, keinem die Wahrheit zu sagen bis das Ganze wieder rückgängig gemacht ist: Tess geht als Anna in die Schule, und Anna hält als Dr. Coleman therapeutische Sitzungen ab. Ob das gut geht?

Nicht nur der Plot muss bei einer Komödie um vertauschte Personen stimmen, sondern vor allem die schauspielerische Leistung in ihrer ganzen Bandbreite, das heißt in ihrer körperlichen Darstellung. Warum zur Schauspiel-Ausbildung verschiedene Arten von Tanz sowie Pantomime gehören offenbart sich den Zuschauern am meisten in diesen Rollen. Zu Menschen und Vorstellungen von Menschen gehört, auch wenn wir uns dessen kaum bewusst sind, immer der Körper und dessen Sprache. Über ihn ordnen wir Personen sekundenschnell in Schubladen, gewinnen ein definiertes Bild. Wie viele Mütter, die heute zwischen 50 und 60 sind, sitzen schon lässig und breitbeinig in der U-Bahn? Lümmeln sich vor Freunden über die Sessellehne? Für die Besetzung von Filmen ist die körperliche Typisierung, gerade bei Frauen, oft wichtiger als das schauspielerische Vermögen. Die Zuschauer wünschen sich Meg Ryan ("Harry and Sally") als süßen RomCom-Star und nicht als Kampfpilotin ("Mut zur Wahrheit"). Cameron Diaz wird als sexy Engel, aber nicht als Mutter besetzt. Selten sind mutige Entscheidungen in Hollywood, wie die Rolle der hochgeschlossenen Intellektuellen Virginia Woolf in "The Hours" an die schöne Nicole Kidman zu geben. Ungekrönter Meister der physischen Charakterisierung dürfte Steve Martin sein, der in "Solo für zwei" mit Bravour einen Mann und eine Frau in einer Person spielte. Auch "Big" lebt von Tom Hanks' Vermögen, ein Kind im Körper eines Erwachsenen darzustellen.
Star von "Freaky Friday", nach dem gleichnamigen Buch von Mark Rodgers und einer Verfilmung von 1977 eine Neuauflage, ist zweifelsohne Jamie Lee Curtis. Ihre besondere Begabung für Komik bewies sie schon in "True Lies" mit Neu-Gouverneur Arnold Schwarzenegger, für den sie den Golden Globe gewann. Ihre glaubwürdig-komische Gesamtdarstellung von Tess, die erst unfreiwillig in Annas Körper steckt, und dann immer mehr an versickerte Facetten ihrer Selbst stößt, macht den Film zu einem Highlight. Allein muss sie den Film aber nicht tragen, ihrer Gegendarstellerin Lindsay Lohan ist ebenso gut besetzt wie sämtliche Nebenrollen. Dazu kommt ein wirklich gut gemachtes, oft überraschendes Drehbuch (Leslie Dixon war auch mitverantwortlich für "Die Thomas Crowne Affäre").

Ein Film für so ziemlich jeden, denn Teenie waren oder sind wir alle. Neben der witzigen Story fühlt man sich in "Freaky Friday" auf charmante und intelligente Art oft an seine Jugendzeit erinnert, egal, ob sie eigentlich noch andauert oder schon länger zurückliegt. Insgesamt ein herrlich komischer Film mit einer guten Geschichte, grandiosen Darstellern und jeder Menge Spaß.              

Bilder: Copyright

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