Der Bösewicht heißt "Vincent" und modelliert Wachsfiguren aus echten Menschen. Damit wären auch bereits alle Bezüge zum Originalfilm mit Vincent Price genannt, welcher von 1953 stammt und in unseren Breiten "Das Kabinett des Professor Bondi" hieß. Die moderne Version dagegen trägt auch hierzulande den Titel "House of Wax" und gehört ganz klar in die Schublade "Teenie-Horror". Denn hier sind sechs Exemplare dieser im Kino immer sehr bedrohten Bevölkerungsgruppe meilenweit unterwegs zu einem wichtigen Football-Match (ja, auch die beiden Mädels in der Gruppe sind ganz scharf auf dieses Spiel). Nicht funktionierende Abkürzungen und ein beschädigtes Fahrzeug sorgen dann aber dafür, dass dieses nicht allzu harmonische Sextett im Wald übernachtet und dann auf der Suche nach Ersatzteilen einen etwas merkwürdigen kleinen Ort namens Ambrose erreicht. Dort befindet sich dann zwar eine Tankstelle, aber auch ein verstaubtes Wachsfigurenkabinett, welches das Interesse der Besucher erregt. Ein Interesse, dass den jungen Leuten nicht allzu gut bekommt, denn schon bald müssen sie feststellen, dass die erschreckend echten Wachsfiguren sich auch an ganz anderen Orten befinden und dass die Sammlung noch längst nicht vollständig ist….
Wenn das größte Verkaufsargument eines Films die erste Kinorolle von Paris Hilton ist, bewegen sich die Erwartungen bei den Meisten angesichts dieses PR-Gags reflexartig sicherlich erst mal nach unten. Also schaffen wir das gleich aus der Welt, um uns dann mit dem Rest zu beschäftigen: Ja, die Hotelerbin ist hier wirklich am Schauspielern und fällt gegenüber ihren Kollegen auch weder auf noch ab. Mit dem Titel gebenden Wachs lässt das Drehbuch sie allerdings nicht in Berührung kommen, dafür darf das Publikum bei ihrer wirklich derben Todesszene laut aufjubeln.
Zuviel verraten? Oh, Entschuldigung - es wurde wohl noch nicht erwähnt, dass dieses Werk die originelle Idee hat, die Gruppe der Hauptfiguren nach und nach von den Bösewichtern dezimieren zu lassen. Die gezeigten Todesarten sind dabei immerhin so kreativ, dass sie auch einen Platz in den dafür berühmt-berüchtigten "Final Destination"-Filmen bekommen würden. Der Gore-Faktor ist hier für eine Produktion von "Dark Castle" in der Tat ungewöhnlich heftig, ist doch diese Firma ansonsten eher für etwas softeren Horror a lá "13 Geister" oder "Gothika" bekannt.
Wer allerdings bei der beliebten Quizfrage, welche Charaktere hier denn wohl bis zum Schluss überleben werden, daneben liegt, sollte umgehend ein Seminar "Slasher-Horror für Anfänger" besuchen. So weit, so vorhersehbar, und sowieso lassen die doofen Teenies mal wieder keine Gelegenheit aus, sich unnötig in Gefahr zu bringen anstatt nach dem x-ten merkwürdigen Vorkommnis endlich mal das Weite zu suchen. Nein, stattdessen kehrt man sogar nach Stunden an genau den Ort zurück, an dem man in der Nacht zuvor von einem Unbekannten bedroht wurde und an dem es erbärmlich nach den dort massenhaft entsorgten Tierkadavern stinkt.
So weit, so unsinnig - und trotzdem: Ein paar Punkte verbucht die Mär vom Wachsfigurenkabinett auch auf der Habenseite. Mit fast zwei Stunden ist der Film erstaunlich lang geraten und nutzt diese Zeit, um zu Beginn zumindest einige seiner Charaktere recht interessant zu zeichnen und diese dabei auch nicht ganz so unsympathisch wirken zu lassen, wie im Genre sonst üblich. Und obwohl man weiß, dass da bald was ganz Schlimmes kommen muss, bleibt doch lange unklar, wie das denn arrangiert werden wird. Denn bevor der Wahnsinn endlich ausbricht, erscheint lange Zeit alles noch rational erklärbar - zwar etwas merkwürdig, aber doch eher harmlos. Und das unbedarfte Verhalten der Protagonisten wird zumindest einigermaßen nachvollziehbar durch den geschickten Kniff, diese bis kurz vor Schluss eben gar nicht wissen zu lassen, was mit ihren Freunden Schreckliches geschehen ist. Der Showdown im mittlerweile äußerst glitschigen und sich langsam auflösenden "House of Wax" selbst verdient sich dann zumindest die Vokabel "spektakulär", auch wenn man den Begriff "übertriebener Mumpitz" gleich hinterher schieben darf.
Fazit: Recht wenig Spannung, reichlich Splatter und letztendlich viel Getöse um Nichts.
Neuen Kommentar hinzufügen