
Das Genre der romantischen Komödie tat sich schwer in den letzten Jahren, ins Kino schafften es nur noch wenige Produktionen. Die RomCom klassischer Machart scheint nur noch für Streamingdienste lukrativ zu sein, bei denen in Sachen selbst produzierter Spielfilme ja grundsätzlich die leichte Kost zur Berieselung des Publikums dominiert. Doch ganz kampflos scheint man die Filmtheater für diese Spielart nicht aufgeben zu wollen, versucht dabei aber dem Ganzen einen neuen Spin zu geben. So wagte es „Materialists“ zuletzt mal ganz offen die wirtschaftlichen Aspekte von Beziehungen zu thematisieren und „A Big Bold Beautiful Journey“ fügt dem Thema nun eine Art surrealen Fantasy-Aspekt hinzu.
Denn die Autovermietung in der David (Colin Farrell) gleich zu Beginn des Films landet ist schon eine recht spezielle. In einer großen Lagerhalle stehen gerade mal zwei Wagen bereit, die sich zudem technisch nicht gerade auf dem neuesten Stand befinden. Zudem muss der potentielle Kunde sich ein paar sehr spezielle Fragen von der genauso schrägen wie strengen Mitarbeiterin gefallen lassen (der dabei Kevin Kline assistiert, der nach langer Zeit mal wieder im Kino zu sehen ist) . Auch ein altmodisches GPS soll benutzt werden, denn dem Handy sei in Sachen Navigation nicht wirklich zu trauen. David ist irritiert, hat aber letztlich keine Wahl. Denn wenn er es noch rechtzeitig zur Hochzeit von Freunden schaffen will braucht er nunmal schnell ein Auto. Das ihn immerhin auch zum Ort der Feierlichkeiten bringt, wo er auf die genauso selbstbewusste wie attraktive Sarah (Margot Robbie) trifft. Trotz eines kurzen Flirts und erkennbaren Interesses aneinander gehen beide am nächsten Tag aber zunächst wieder ihre eigenen Wege, bevor Davids Wagen trickreich dafür sorgt, dass sie die weitere Reise doch gemeinsam bestreiten werden. Widerspruch ist zwecklos, denn das GPS (oder wer auch immer dahintersteckt) hat sich für die zwei Verlorenen etwas vorgenommen.
Wenn dann in der Folge mitten auf dem Feld plötzlich Türen auftauchen die scheinbar im luftleeren Raum schweben zeigen sich die beiden Reisenden zwar leicht verwundert, schreiten aber dennoch hindurch und landen in unterschiedlichen Szenarien ihrer Vergangenheit. Sie durchleben erneut prägende Momente die in ihrem Inneren einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben – meist allerdings einen Negativen, wenn nicht gar Traumatischen. Die Zurückweisung die David von seiner High School–Liebe erfahren musste, die Scham von Sarah im Moment des Todes ihrer Mutter nicht für diese da gewesen zu sein. All diese Täler durchschreiten die Zwei zusammen noch einmal. Lernen sich dadurch zwangsläufig besser kennen und kommen sich näher.
Dass sie deshalb aber zu einem Paar mit gemeinsamer Zukunft werden scheint dennoch keinesfalls ausgemacht. So will es uns diese große, mutige und wunderschöne Reise zumindest weismachen obwohl im Grunde von Anfang an klar ist, dass sich auch dieser Film nicht trauen wird die eine unabdingbare Bedingung einer typischen, beim Zielpublikum erfolgreich ankommenden romantischen Komödie zu brechen. Nämlich die, dass sich die beiden einsamen Herzen am Ende kriegen werden. Das ungewöhnliche, überraschende bietet der Film des koreanischen Regisseurs der sich Kogonada nennt in seinem Design und den visuellen Spielereien. Das bunte Farbspektrum, die hübschen Kulissen, das Licht mit dem er seine Protagonisten in Szene setzt. Die Lakonie mit der diese die übernatürlichen „das kann doch gar nicht sein“- Momente einfach akzeptieren. Wobei auch diese Fantasy-Ideen ja nicht komplett neu sind, so erinnern die einfach irgendwo im Raum stehenden Türen an die aus dem Anime „Suzume“ von Makoto Shinkai, dessen Werke (u.a.„Your Name“) vermutlich auch in Sachen Farb- und Bildgestaltung ein wenig Pate gestanden haben.
Interessant sind diese Elemente aber allemal und hübsch anzusehen sowieso. Da zudem zwischen David und Sarah von Beginn an eine knisternde Spannung herrscht und ihre beiden Darsteller eine tolle Chemie miteinander haben macht diese Reise schon ordentlich Spaß – für eine Weile jedenfalls, bevor einem das in fast jeder Szene eingesetzte breite Lächeln von Margot Robbie doch irgendwann etwas zu penetrant vorkommt. Und bevor die stark repetitiv ablaufenden und oft auch viel zu lang ausgewalzten Ausflüge in die Vergangenheit zusehends die Geduld strapazieren. Bis zu dem Punkt bei dem man sich trotz aller grundsätzlichen Sympathie vielleicht sogar ein wenig langweilt bei dieser Geschichte. Denn das ist schon offensichtlich: Unkonventionell, frisch und mutig ist „A Big Bold Beautiful Journey" lediglich in seiner Machart und Präsentation. Handlung und Inhalt können dabei aber nicht mithalten Und so ist das Ergebnis dann auch nur etwas was vermutlich nicht das avisierte Ziel war: Lediglich ganz nett.
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