
Es ist ein wenig ruhig geworden um die Marvel-Superhelden im Kino. Die Flaggschiffe Spider-Man und X-Men befinden sich nach Abschluss einer jeweils sehr erfolgreichen Trilogie noch in der Findungsphase, wie es denn nun weiter gehen soll, und der überschaubare Erfolg von "Hulk", "Daredevil" und den "Fantastic Four" rechtfertigt erstmal keine weiteren Fortsetzungen. Lediglich Marvels hauseigene Produktionsfirma werkelt unverdrossen an ihrem "Avengers"-Projekt, welches in ein paar Jahren diverse Superhelden des Hauses in einem Film zusammenführen soll. Vorreiter und unverzichtbarer Bestandteil dieser Truppe ist dabei zweifellos "Iron Man", dessen unerwarteter aber absolut verdienter Überraschungserfolg vor zwei Jahren einen vielversprechenden Startschuss für die nächste Welle an Marvel-Filmen darstellte. Deshalb durfte man sich auch mit recht auf die schnell feststehende Fortsetzung freuen, zeigt doch die Erfahrung, dass zweite Teile, die sich nicht mehr lange mit der Entstehungsgeschichte ihres Helden aufhalten müssen, oft sogar noch einen Tick besser gelingen. Diese Regel lässt sich aber bedauerlicherweise auf "Iron Man 2" nicht anwenden, ist der Film doch ein klarer Rückschlag im Vergleich zum starken Vorgänger.
Dabei erleben wir den unvergleichlichen Tony Stark (Robert Downey jr.) zunächst ganz so, wie wir ihn kennen und lieben gelernt haben: Wenige Monate nach seinem öffentlichen Bekenntnis, der Superheld "Iron Man" zu sein, gönnt sich der exzentrische Milliardär einen selbstverliebten Auftritt auf der von ihm initiierten Forschungs-Expo und bügelt auch die von Regierungsseite vorgebrachte Forderung, seine hochtechnisierte Rüstung zur Verfügung zu stellen, locker ab. Doch unter der Oberfläche sieht es etwas anders aus, denn der Transmitter in Starks Brust, der ihn am Leben hält, verliert zunehmend an Energie und Stark wird immer öfter von Schwächeanfällen heimgesucht. Die Lage verschlechtert sich weiter, als ein Unbekannter (Mickey Rourke) auftaucht, der eine ganz ähnliche Technik zu besitzen scheint, diese jedoch zerstörerisch einsetzt und zudem eine persönliche Abneigung gegen Stark Industries hat. Dieser Mann nennt sich "Whiplash" und begibt sich in die Dienste von Starks Konkurrenten Justin Hammer (Sam Rockwell). Stark wiederum verkracht sich innerhalb kürzester Zeit mit seiner Sekretärin und Freundin Pepper (Gwyneth Paltrow) sowie seinem alten Kumpel Rhodey (Don Cheadle) und zieht sich schließlich zwecks erneuter Selbstfindung ganz aus seinem Unternehmen zurück. Da es in Person des geheimnisvollen Agenten Nick Fury (Samuel L. Jackson) und der ebenfalls nicht ganz durchschaubaren Natasha Romanoff (Scarlet Johansson) jedoch Figuren gibt, denen sehr an einem "funktionstüchtigen" Tony Stark gelegen ist, darf man davon ausgehen, den rotgoldenen Kämpfer schon bald wieder im Einsatz zu sehen.
Worauf auch beim zweiten Auftritt des "Iron Man" Verlass ist, das ist natürlich Robert Downey jr., dessen herausragendem Spiel ja bereits der Vorgänger einen Großteil seines Erfolges verdankte. Downey jr, ist seitdem wieder voll da und ließ seinem formidablen Comeback seither einen Oscarnominierten Auftritt in "Tropic Thunder" sowie einen weiteren Blockbuster-Film in Form des Meisterdetektivs "Sherlock Holmes" folgen. Allerdings erleben wir ihn diesmal überwiegend in schwermütiger bis depressiver Stimmung, und diese Tonart zieht sich dann auch durch den dadurch recht schwerfälligen Rest des Films.
Die Geschichte kommt zunächst kaum in Gang und mäandert lange Zeit eher ziellos hin und her. Auch der von Mickey Rourke physisch allemal beeindruckend präsentierte Bösewicht Ivan "Whiplash" Vanko grunzt nicht nur durchgehend kaum verständliches Zeug vor sich hin, er scheint auch die meiste Zeit gar kein rechtes Ziel und keinen klaren Antrieb zu besitzen. Den Gegenpol dazu bildet dann der hyperaktive, aber leider auch extrem nervige Schleimbolzen Justin Hammer, den Sam Rockwell bedauerlicherweise an der Grenze zur Karikatur chargieren lässt. Weiterer Minuspunkt: Der nur schwer nachvollziehbare Darstellerwechsel in der Rolle des James "Rhodey" Rhodes, der nun nicht mehr von Terence Howard verkörpert wird. Don Cheadle ist zwar zweifellos ein sehr guter, wenn nicht sogar der bessere Schauspieler, doch wirkt der Charaktermime auf diesem Action-Feld und auch in der Rüstung der "War Machine" seltsam unpassend und verloren. Deutlich mehr Spaß bereiten da schon der diesmal ein ganzes Stück längere Auftritt von Samuel L. Jackson und - wie fast zu erwarten - der prominenteste Neuzugang in Gestalt von Scarlet Johansson als Tony Starks neue Assistentin und Amazone im schnittigen Kampfanzug "Black Widow". Das ist jedenfalls allemal ein Fortschritt gegenüber Miss Scarlets erstem Ausflug ins Reich der Comicverfilmungen an der Seite des gar grässlich misslungenen "Spirit".
Inmitten all dieser nicht durchweg überzeugenden Figuren und oft wenig spannenden Story bleibt dann nur noch wenig Platz und Gelegenheit für lockere und amüsante Auftritte des eitlen Selbstdarstellers Tony Stark, und das bekommt dem Film nicht gut. Es fehlt einfach viel zu viel von dem Witz und der heiteren Note, die den Erstling zu so einem erfrischenden Vergnügen werden ließen. Zudem sind die Einsätze des "Iron Man" eher karg gestreut und auch das ist schade, sind doch die Actionszenen an sich durch die Bank gelungen. Das gilt vor allem für eine großartig arrangierte und geschnittene Sequenz inmitten des berühmten Grand Prix von Monaco, bei der "Whiplash" und seine beeindruckenden Peitschen sich zum ersten Mal präsentieren.
Es wird Filmkritikern ja oft nachgesagt, dass diese es grundsätzlich immer ganz toll finden, wenn sich eine etablierte Franchise mal so richtig ernsthaft und düster gibt, und von "Star Trek" bis "Harry Potter" mag diese Einschätzung auch durchaus zutreffen. Nun, auch der zweite "Iron Man" begibt sich in diese Richtung, doch kann das in diesem Fall eben nicht überzeugen oder für Begeisterung sorgen, da der Stil- und Stimmungswechsel hier einfach nicht so recht passt, sondern dem Produkt im Gegenteil unnötigerweise seine vorherigen Stärken raubt. "Düster und ernst" muss also doch nicht immer der richtige Weg sein.
P.S.: Müssen wir erwähnen, dass auch nach dem Abspann von "Iron Man 2" wieder ein kleines Schmankerl für die Fans und ein weiterer Baustein in Richtung "Avengers" wartet? Müssen wir nicht? - Na, dann haben wir auch nichts gesagt.
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