96 Hours - Taken 3

Originaltitel
Taken 3
Land
Jahr
2014
Laufzeit
103 min
Genre
Release Date
Bewertung
3
3/10
von Volker Robrahn / 5. Januar 2015

Im Leben des ehemaligen Top-Agenten Bryan Mills (Liam Neeson) sind Phasen der relativen Ruhe stets nur der Vorbote für das nächste bevorstehende Unheil. So ist es auch diesmal, als sich Bryan gerade wieder vorsichtig seiner Ex-Frau Lenore (Famke Janssen) annähert, aber schon kurz darauf endgültig vor den Trümmern seiner Existenz zu stehen scheint. Fälschlich des Mordes verdächtigt stellt sich der erfahrene Kämpe aber natürlich nicht etwa der Polizei, sondern sieht seine einzige Chance darin, sich selbst auf die Suche nach den wahren Tätern zu machen.

Während zumindest Tochter Kim (Maggie Grace) und deren Stiefvater Stuart (Dougray Scott) ihm weiterhin zu vertrauen scheinen, ist sich der ermittelnde Detektiv Frank Dotzler (Forest Whitaker) noch nicht ganz sicher wie er Mills einzuschätzen hat. Eines wird ihm aber sehr schnell klar: Dieser Mann stellt ein Problem dar und zwar sowohl für seine eigenen Leute als auch für die Verbrecher, die tatsächlich für den begangenen Mord verantwortlich sind.

Seit Liam Neeson mit dem ersten „Taken“-Film unerwartet zum erfolgreichen Actionheld mutierte wird ihm nicht selten vorgeworfen, seitdem nun stets das Gleiche zu drehen. Doch obwohl man Neesons Hauptrollen der letzten Jahre zweifellos unter den Oberbegriff „Actionrolle“ einsortieren kann, fallen diese eigentlich sehr unterschiedlich aus. Die starken Thriller „Unknown Identity“ und „Non-Stop“ sind vor allem eine Art „Whodunnit“-Kriminalfall zum Miträtseln, und Filme wie „The Grey“ oder „Ruhet in Frieden“ eher ruhige Charakterstudien.

Den kompromisslosen Haudrauf gibt der Nordire im Grunde wirklich nur in der hierzulande mal als „96 Hours“ gestarteten Reihe, dort aber mit einer Inbrunst und Brutalität, die neben klingenden Kassen auch für ein kritisches Hintergrundrauschen im Hinblick auf den Umgang mit Klischee-Schurken diverser Nationalitäten sorgte. In dieser Hinsicht kommt der finale dritte Teil der bemüht fortgeschriebenen Geschichte allerdings unerwartet brav daher, abgesehen von ein paar ja immer gern genommenen fiesen Russen stammen die Gegner diesmal aus der heimischen Umgebung, denn statt "exotischer" Schauplätze der Kategorie Paris oder Istanbul spielt die Geschichte nun in Bryans Heimat Los Angeles.

Da diesmal auch kein Familienmitglied entführt wird und gefunden und befreit werden muss, kann man also konstatieren, dass das ursprüngliche Konzept nun aufgegeben wurde um eine andere Art Geschichte zu erzählen. Das ist theoretisch zwar löblich, denn schließlich war Teil 2 ja in der Tat nur eine kaum verhüllte Wiederholung von Teil 1, doch war die Jagd unter Zeitdruck in einer fremden Umgebung eben auch (neben der physischen Präsenz des Hauptdarstellers) eine der großen Stärken der Reihe. Die Handlung des Films, dessen Titel nun weder in der deutschen („96 Hours“) noch in der originalen („Taken“) Variante noch viel Sinn macht, präsentiert dagegen eine weit komplexere, nein sagen wir besser „kompliziertere“ Story, deren Plausibilität aber bedauerlicherweise gegen Null geht. Was alles genau wie vorhergesehen geschehen muss und wozu das Mastermind im Hintergrund bereit ist, um seinen Plan aufgehen zu lassen, ist genauso unglaubwürdig wie unwahrscheinlich. Zum Glück stellt sich das erst relativ kurz vor dem Ende heraus, so dass man bis dahin zumindest die Hatz auf Bryan Mills noch einigermaßen unbelastet verfolgen kann.

Da der aber bekanntlich sowieso völlig unbesiegbar ist und stets auch der größten Übermacht unbeschadet entkommt, hält sich die Spannung doch in sehr engen Grenzen. Mills wird aufräumen und die Wahrheit ans Licht bringen, das ist von vornherein klar, doch leider verströmt dessen Darsteller Neeson mittlerweile nicht mehr ganz die unbändige Wut und Verzweiflung wie noch in den beiden Vorgängern – trotz eines dramatischen Einschnittes, über dessen Sinnhaftigkeit man ebenfalls diskutieren könnte. Wie über so ziemlich alles was einem hier aufgetischt wird, sei es die erweiterte Rolle von Nebenbuhler Stuart (Dougray Scott übernimmt die ursprünglich von Xander Berkeley gespielte Figur) oder auch das seltsame, höchst fragwürdige „Bauchgefühl“ von Detective Dotzler (Forest Whitaker gibt wieder mal den Polizeichef).

Statt mit einem großen Knall verabschiedet sich die einst so erfrischend unkonventionell gestartete „Taken“-Reihe daher also mit einem genauso unsinnigen wie im Grunde überflüssigen Finale. Aber wenigstens scheint man es ernst damit zu meinen, dass nun definitiv Schluss ist mit dem durch Bryan Mills verursachten Bodycount. Denn „Alles endet hier“ schreit es einem förmlich vom Filmplakat entgegen, doch hätte man sich da schon ein etwas stärkeres, würdevolleres Finale gewünscht.

Bilder: Copyright

6
6/10

Zwar sehr simpel gestrickt und lange nicht so gut wie der absolut gelungene 1. Teil, aber für sich genommen unterhaltsam und kurzweilig, weshalb ich die 3-Augen-Bewertung hier überhaupt nicht nachvollziehen kann. Auf einem Level mit dem ebenfalls netten 2. Teil.

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