Dass man seine persönlichen Kontodaten besser nicht jemand Fremdem am Telefon mitteilen sollte, bekommt der gutmütige Buchhalter Sandy Bigelow (Jason Bateman) auf die harte Tour zu spüren. Die skrupellose Schmarotzerin Diana (Melissa McCarthy) macht sich dessen Leichtgläubigkeit und seinen weiblich klingenden Vornamen zunutze um fortan auf Sandys Kosten prächtig feiern und shoppen zu gehen. Die Polizei ist wenig motiviert dem Betrogenen zu helfen und dem bleibt so nichts anderes übrig als sich selbst auf den Weg nach Florida zu machen um die Übeltäterin zu fassen. Die entpuppt sich jedoch vor Ort als harte Gegnerin mit erstaunlich wenig Unrechtsbewusstsein, und der Versuch sie quer durchs Land zu Sandys heimischen Behörden zu transportieren wird zu einem handfesten Abenteuer mit schmerzhaften Rückschlägen.
Mit Jason Bateman ( „Hancock“, „Kill the Boss“) und Melissa McCarthy (“Brautalarm”, “Gilmore Girls”) dürfen sich hier zwei Schauspieler als Hauptdarsteller bewähren, die sonst eher auf Nebenrollen abonniert sind. Bateman gibt dabei gerne den etwas braven und biederen Kumpel des Helden und McCarthy so oft und gerne die dicke Ulknudel, dass ihr Kritiker in den USA bereits vorwarfen, eine komplette Karriere auf diese „One Trick Pony-Methode“ aufzubauen. In „Voll abgezockt“, einer Komödie, die unter ihrem Originaltitel „Identity Thief“ nicht ganz so stark von vornherein nach eher plattem Dampfhammer-Humor klingt, sind beide aber absolut passend besetzt. Im Prinzip kann diese Geschichte nur mit zwei so klar definierten Charakteren funktionieren, nicht ohne Grund griff man bei vergleichbaren Konstrukten wie „Ein Ticket für zwei“ oder „Stichtag“ auf ganz ähnliche Konstellationen zurück. Was schon deutlich macht, dass wir es nicht gerade mit einer wahnsinnig originellen Handlung zu tun haben, auch wenn die zwei auf dem gemeinsamen Trip durch die US of A unfreiwillig aneinander Geketteten diesmal unterschiedlichen Geschlechts sind.
Als positiv gilt es zu vermerken, dass das Gespann Bateman & McCarthy die Gelegenheit nutzt sich hochmotiviert voll auszutoben, oft mit großem Körpereinsatz, denn hier wird mehr als einmal gerannt, geprügelt oder sich einfach auf irgendwas draufgesetzt. Die beiden Streithähne erst mal zusammenzuführen dauert dabei seine Zeit und dies mit der grenzwertigen Verweigerungshaltung der Polizei zu begründen wirkt schon etwas bemüht. Eigentlich mehr als grenzwertig benimmt sich zunächst auch unsere Diana, denn was die in der Folge so an unverschämtem und rücksichtslosem Benehmen abliefert, geht weit über das Delikt „Kreditbetrügerin“ hinaus. Von Reue und Einsicht keine Spur, was es naturgemäß noch schwerer macht als Zuschauer irgendeine Art von Sympathie für diese Figur zu empfinden. Was aber eigentlich gewollt ist, schließlich ist es dann im Verlauf genretypisch unvermeidlich, dass sich die Beiden annähern und irgendwann gegenseitig Sympathie und Respekt bekunden. Einzig die Entwicklung zum Liebespaar steht hier von vornherein nie zur Debatte, weshalb man dem guten Sandy zur Sicherheit noch eine glückliche Familie ins Skript geschrieben hat.
Die einzelnen Episoden auf dem von Seth Gordon (drehte mit Bateman auch schon "Kill the Boss") inszenierten und sehr vorhersehbaren Roadtrip sind ab und zu amüsant, bei Aktionen wie den (angedeuteten) Sex- und Strip-Nummern gelegentlich zum Fremdschämen, meistens aber eher fad und unspektakulär, weshalb man zusätzlich noch eine Handlungsebene um ein paar ziemlich brutale Gangster auf der Jagd nach Diana eingebaut hat, in der sich dann zwar „Terminator“-Veteran Robert Patrick die Ehre gibt, die aber trotzdem im Grunde doch eher überflüssig wirkt. Wozu der Kritiker im besten Falle also „ganz nett“ ins Zeugnis schreiben kann, stieß im Produktionsland aber auf erstaunlich großes Interesse und Begeisterung, so dass „Identity Thief“ als einer der Überraschungshits des Jahres gelten darf. Dass dieser Film den endgültigen Durchbruch für Melissa McCarthy bedeutet ist daher erstmal unstrittig, ob sich auf dieser Masche allerdings länger als eine sehr überschaubare Zeit reiten lässt dann aber doch fraglich.
Neuen Kommentar hinzufügen