Ist es nicht erstaunlich? Da konstruieren ausgerechnet die sonst doch eher als sachlich bis griesgrämig verschrienen Deutschen ein unglaublich süßes und knuddeliges Automobil, in das sich die ganze Welt verliebt. Und obwohl es nun schon Jahrzehnte her ist, dass der legendäre VW-Käfer zum ersten Mal vom Wolfsburger Band lief, scheint der Mythos ungebrochen und der Begriff "Volkswagen" geht vor allem den Amerikanern auch heute noch mit Leichtigkeit von der sonst rein englischsprachigen Zunge. Beweis dafür ist nicht nur der seit einigen Jahren auf geteilte Meinungen stoßende "New Beeetle", sondern jetzt auch dies hier: Die Wiederbelebung der alten Kinoserie um den Wunderkäfer "Herbie".
Ob der Bedarf nach einer derartigen Reanimation nun wirklich vorhanden ist oder wir sie doch eher der aktuellen Ideenarmut im Hause Disney verdanken: Man freut sich ja irgendwo doch, den kleinen Flitzer mit der Nummer 53 nach so langer Zeit einmal wieder zu sehen. Denn es handelt sich hier storytechnisch tatsächlich um genau den gleichen Herbie, der von den späten sechziger bis frühen achtziger Jahren vier aufreibende Abenteuer auf der großen Leinwand und in den Neunzigern dann noch einige weniger interessante auf dem kleinen Bildschirm erlebte. Zielgruppe sind hier also schlauerweise nicht nur die lieben Kleinen, sondern auch deren Eltern mit Nostalgiegefühl.
Und die leiden dann auch am meisten mit dem ausrangierten Herbie, der auf dem Autohof eines windigen Händlers sein unrühmliches Ende in der Schrottpresse erwartet. Als sich jedoch die junge Maggie Peyton (Lindsay Lohan) zur Belohnung für ihren College-Abschluss gerade einen Kleinwagen aussuchen will, räumt Herbie die lästige Konkurrenz in einem letzten Kraftakt aus dem Weg und für 75 Dollar wechselt der heruntergekommene Käfer den Besitzer - ein Preis, der sich damit übrigens wider aller Inflation seit dem Film "Ein toller Käfer" von 1968 nicht verändert hat. Maggie hat aber gerade eher schlechte Laune, da ihr Vater, der Rennstallbesitzer Ray Peyton (Michael Keaton) der talentierten jungen Frau die Autorennen aus Ängstlichkeit untersagt hat. Dementsprechend genervt reagiert Maggie zunächst auf das bockige Verhalten ihres neuen fahrbaren Untersatzes, der ein erstaunliches Eigenleben entwickelt. Bis er seine neue Besitzerin schließlich sogar in ein privates Wettrennen mit dem arroganten NASCAR-Star Trip Murphy (Matt Dillon hat hier Spaß als fieser und intriganter Kotzbrocken) zwingt. Maggie und Herbie gewinnen, Maggie und Herbie lecken Blut. Der gedemütigte Champion ruft eine große öffentliche Revanche aus und ab geht die Post. Ach ja, und zwischen den einzelnen Rennen werden dann auch noch die Familien- und Beziehungsprobleme geklärt.
Das alles gipfelt dann in einem ziemlich spektakulären Finale auf dem California Speedway, und die Tatsache, dass das Filmteam dieses Ereignis auf der Originalstrecke während eines realen Rennwochenendes drehen konnte, sorgt dann auch für ein paar bemerkenswert gelungene Bilder, in denen echte Rennwagen vor echten Zuschauermassen ihre Kunststückchen zeigen. So etwas sind wir ja schon gar nicht mehr gewohnt, tut mal ganz gut und sei hiermit gelobt. Auch ansonsten erlaubt die Tricktechnik nun natürlich einige aufwändigere Aktionen der aufsässigen Knutschkugel, die auch alle deutlich fließender und selbstverständlicher daherkommen als in den alten Filmen (Bei dieser Gelegenheit sei eine kleine Abschweifung erlaubt: Der Rezensent erinnert sich als Kind etwas den Überblick verloren zu haben, da sich im hiesigen Farbfernsehen auch ständig ein knallgelbes bundesdeutsches Herbie-Pendant namens "Dudu" herumtrieb. Das konnte zwar auch irgendwelche Kunststücke, jedoch waren diese ziemlich mies getrickst, die Handlung genauso doof wie der Name dieses Käfers und irgendwo hopste auch immer Joachim Fuchsberger mit herum. Wie lange es wohl dauert, bis ein windiger deutscher Produzent davon ein Remake plant?).
Für kleine Anekdoten ist aber auch der neue Film gut, und diese ranken sich in erster Linie um die Hauptdarstellerin. Lindsay Lohan lieferte für den Disney-Konzern ja schon den sehr erfolgreichen "Freaky Friday" ab und es ist nahe liegend, dass man dort gerne wieder auf den stramm nach oben strebenden Teenie-Popstar zurückgriff. Allerdings hat die junge Aktrice mittlerweile nicht nur Einiges an Popularität, sondern auch deutlich an Oberweite zugelegt, und beim familienfreundlichsten aller Produktionsstudios sorgte diese Tatsache gerüchteweise für Bedenken, die Aufmerksamkeit einiger Zuschauer könnte deshalb in eine gänzlich unerwünschte Richtung abgelenkt werden. Weshalb Miss Lohans Brüste nun also angeblich digital verkleinert und retuschiert worden sind. Nun, der Rezensent hat im Sinne der Zensurfreiheit sehr genau hingesehen und konstatiert: Da haben die beim Retuschieren aber ganz schön gepfuscht.
Aber ich gerate ins Plaudern, und deshalb jetzt das Wesentliche: "Herbie Fully Loaded" ist ein nicht unbedingt notwendiger, aber kurzweiliger Neuaufguss, der nicht weniger Witz und Charme hat als seine Vorgänger und ihnen tricktechnisch erwartungsgemäß überlegen ist. Er erfindet das Thema nicht neu, macht aber dem Denkmal auch keine Schande. Und dementsprechend gibt's auch nichts zu meckern.
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