Es steht wohl außer Frage, dass Woody Allen zu den produktivsten Regisseuren der Gegenwart zählt. Ein Film pro Jahr ist bei ihm die Regel, und so kommt genau ein Jahr nach "Whatever Works - Liebe sich wer kann" mit "Ich sehe den Mann deiner Träume" ein weiterer Film, den Allen nicht etwa in New York, sondern in London spielen lässt. London ist in den letzten Jahren so etwas wie Allens zweite große Liebe geworden. Die britische Hauptstadt und ihre Bewohner haben es ihm angetan, das wird auch einmal mehr in "Ich sehe den Mann deiner Träume" deutlich. Waren es in "Match Point" und "Scoop - Der Knüller" noch die englische Oberschicht, kehrt er in seinem neuesten Film wieder zum Bürgerturm zurück, auch wenn er es sich nicht nehmen lässt, die Oberschicht zumindest partiell in seine Erzählung zu integrieren. Schade nur, dass es Allen nicht gelingt, deren weltliche Probleme interessant oder gar klischeefrei zu gestalten. Viel zu schnell verliert man das Interesse an den Figuren, die alle unterschiedliche, letztlich aber doch wieder die gleichen Probleme haben. Allen erzählt im Grunde vier unterschiedliche Geschichten, die mal mehr und mal weniger geschickt miteinander verbunden sind. Da gibt es beispielsweise Roy (Josh Brolin), der an seinen einstigen Romanerfolg nie wieder anknüpfen konnte und seitdem in der Schaffenskrise steckt. Seine Frau (Naomi Watts) scheint immer mehr das Interesse an ihm zu verlieren und auch ihre Mutter (Gemma Jones) samt ihrer Alkoholsucht geht Roy mächtig auf den Senkel. Letztere versucht ihren Frust aber nicht nur im Alkohol zu ertränken, sondern findet ihr vermeintliches Glück auch bei einer Wahrsagerin (Pauline Collins), die ihr nach ihrer Scheidung aber gleich das nächste Liebesglück verspricht. Einzig und allein Alfie (Anthony Hopkins) scheint die Welt noch genießen zu können - jetzt mehr denn je -, denn er hat sich nach seiner Scheidung von seiner Frau eine junge Schauspielerin (Lucy Punch) geangelt, die nicht nur auf ihn, sondern vor allem auf seinen Geldbeutel steht. Genug Potential also, um dem Treiben in London ein weiteres Mal die Aufmerksamkeit des New Yorkers zu schenken, möchte man meinen. Leider liegt hier aber auch schon das größte Problem des Films, nämlich seine Unentschlossenheit. "Ich sehe den Mann deiner Träume" kann sich nicht wirklich entscheiden, was er jetzt eigentlich sein möchte: Drama, Komödie, Liebesfilm oder gar Satire. Was Allen in seinen vorherigen London-Filmen noch gelang, nämlich ebenjene Verbindung von Drama und Komödie, will in seinem Neuesten nicht gelingen. Zu unausgegoren und farblos bleiben die Figuren, zu trivial die Geschichte, die er mit ihnen erzählen will. Auch wenn Allen hier Mittelschicht und Bildungsbürgertum in den Fokus rückt, bleibt der fade Beigeschmack, dass es sich hier dennoch um Luxusprobleme der Elite handelt, zu denen man einfach keine emotionale Beziehung herstellen kann und die nicht etwa humoristisch, sondern vielmehr lächerlich anmaßen. Wer sich nun fragt, ob sich Allen auch wieder des Erzählers aus dem Off bedient, der zuletzt in "Vicky Cristina Barcelona" sein Unwesen trieb, dem sei gesagt: ja, auch dieser findet wieder seine Verwendung. Es dauert keine zwei Minuten, da hören wir seine Stimme, die uns die Gedanken und Motive der Protagonisten näher bringen soll. Das ist natürlich alleine deshalb schon Blödsinn, weil er uns nichts über die Figuren sagt, was wir nicht auch aus ihren Handlungen ablesen könnten. Es bleibt also weiterhin eine berechtigte Frage, was Allen mit diesem Erzähler, der monotoner und redundanter kaum sein könnte, eigentlich erreichen möchte. |
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