X-Men: Dark Phoenix

Originaltitel
X-Men: Dark Phoenix
Land
Jahr
2019
Laufzeit
115 min
Genre
Release Date
Bewertung
4
4/10
von Volker Robrahn / 5. Juni 2019

phoenix 1Wenn unter all den das Box Office dominierenden Superhelden-Reihen eine ist, aus der doch so langsam die Luft raus zu sein scheint, dann trifft das auf die Franchise zu, mit der dieser Boom vor fast zwanzig Jahren seinen Anfang nahm. Denn es war ja der erste „X-Men“-Film, der das Zeitalter der aufwändigen, oft erfreulich werkgetreuen und mit den Möglichkeiten digitaler Tricktechnik überzeugenden Comic-Verfilmungen einläutete. Auch bei den „X-Men“ gab es aber schon immer stärkere und schwächere Beiträge, zu letzteren wird allgemein der Abschluss der ersten Trilogie gezählt. Im überfrachteten „Der letzte Widerstand“ verhob man sich ein wenig an der Story und degradierte den bei Comicfans sehr populären Strang um die Entwicklung von Jean Grey zum „Dark Phoenix“ zur Nebenhandlung. Das soll nun korrigiert werden, und mit „Game of Thrones“-Star Sophie Turner wird Jean Grey also doch noch zur Titelfigur. Doch leider misslingt der Versuch, mit ihr eine aufregende Geschichte zu erzählen, auch im zweiten Anlauf.

phoenix 2Die X-Men um Professor Charles Xavier (James McAvoy) befinden sich nach dem Kampf gegen Apocylypse in einer Phase, in der ihnen endlich die Anerkennung der Gesellschaft zuteil wird, was auch ihr Anführer durchaus genießt. Der entscheidet auch, das Team zu einer weiteren Rettungsmission ins All zu schicken, obwohl es Anzeichen dafür gibt, dass die jungen Mutanten dieser Aufgabe vielleicht noch nicht gewachsen sein könnten. Und dann läuft auch wirklich etwas schief, als Jean Grey (Sophie Turner) ihre Kameraden retten muss und sich dafür mitten in eine gewaltige, unbekannte Energiequelle wirft. Bald wird deutlich, dass dieses Ereignis Jean verändert hat: In ihr erwachen mächtige Kräfte, die sie kaum kontrollieren kann – und die sie zudem auch zur Gefahr für andere Menschen machen. Dass dieses Potential in ihr aber schon immer geschlummert hat wurde zuvor nur durch eine Lüge von Charles Xavier verschleiert, was das Vertrauen zu ihrem Mentor nachhaltig zerstört.
 

phoenix 3Die Möglichkeit, die ganze „Dark Phoenix“-Story noch einmal neu zu erzählen, hat man sich dadurch geschaffen, dass wir uns bei den „X-Men“ seit dem Zeitreise-Kapitel „Zukunft ist Vergangenheit“ in einer alternativen Zeitlinie befinden, die nicht mehr der in der ersten Trilogie etablierten entspricht. Das ist an sich schon ein Zustand, mit dem der eine oder andere Fan fremdelt, und der qualitative Abschwung, der mit dem Nachfolger „X-Men: Apocalypse“ begann, bietet noch einen Grund diesen Weg kritisch zu sehen. Die Hoffnung, dass es sich dabei vielleicht nur um einen Ausrutscher handelte, schien aber genauso berechtigt, brachte doch die Verjüngung der Marke seit „Erste Entscheidung“ allemal frischen Wind. Mit „Dark Phoenix“ ist nun aber leider keine Besserung eingetreten, trotz der kuriosen Situation, dass Simon Kinberg, der damalige Drehbuchautor von „Der letzte Widerstand“, nun beim Quasi-Remake die Regie übernommen hat.

Seine Arbeit ist zwar solide und handwerklich gibt es vor allem bei den Action-Sequenzen nichts zu beanstanden. Die Story gleitet ihm jedoch auch hier aus den Händen. Zu keinem Zeitpunkt kommt der innere Konflikt von Jean Grey oder der daraus resultierende unter den Mutanten wirklich packend daher, obwohl man ständig versucht mit Bombast und schwelgerischer Musik große Dramatik zu erzeugen. Da wird dann bedeutungsschwanger „Soll ich oder soll ich nicht“ gegrübelt und gehadert und dabei ins Leere geschaut, doch wenn solche Momente gefühlt die Hälfte der Laufzeit einnehmen, dann ist das irgendwann schon sehr anstrengend und ermüdend.

phoenix 4„Drama, Baby“ also, aber eben vor allem ein behauptetes, das sich nur sehr sparsam auf den Zuschauer überträgt. „Dark Phoenix“ hat im Grunde nicht wirklich viel zu erzählen, streckt den dünnen Inhalt aber natürlich dennoch auf knapp zwei Stunden und benötigt den gemeinsamen Alien-Gegner aus dem Setzbaukasten für Superschurken daher auch dringend, um diese zu füllen. Deren Anführerin kann selbst eine Mimin wie Jessica Chastain nur wenig Charisma verleihen, eine Jennifer Lawrence wirkt eh schon seit dem letzten Film wie aus Vertragsgründen zwangsverpflichtet und leider, leider erweist sich auch Sophie Turner nicht als Idealbesetzung für diese Hauptrolle. Denn ihre stets spürbare kühle Aura passte zwar ganz wunderbar zur stets beherrschten Sansa Stark in den letzten Staffeln von "Game of Thrones", nicht aber zur von Emotionen und Wutausbrüchen zerrissenen Jean Grey. Wie man emotional Eindruck macht beweist dagegen einmal mehr Michael Fassbender als Magneto, der bekommt aber dafür bedauerlicherweise nur wenige Szenen.

Überhaupt kommen diverse, sehr beliebte Figuren wie etwa Evan Peters' „Quicksilver“ oder auch Kodi Smit-McPhees „Nightcrawler“ deutlich zu kurz, weil einfach viel zu viel Zeit auf sich wiederholende Szenen der „zerrissenen“ Protagonistin verwendet wird. Und an der hier gezeigten typischen Art von Action hat man sich halt auch langsam sattgesehen. Es wirkt daher tatsächlich so, als hätten die Macher über die „X-Men“ aktuell einfach nichts Interessantes mehr zu erzählen und beschränken sich daher auf Wiederholungen mit nur leichten Variationen. Insofern muss man es dann auch nicht nur negativ sehen, dass diese Franchise nach dem Verkauf der Fox-Studios an Disney nun wohl ebenfalls in das umfassende Marvel Cinematic Universe einfließen wird. Denn eine Frischzellenkur tut hier jetzt dringend Not.

Bilder: Copyright

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