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Die „Bourne“-Trilogie prägte den modernen Agentenfilm und revolutionierte ihn zu einem guten Teil auch mit ihrer Art der ungeschönt-direkten, "schmutzigen" Darstellung des Agenten-Daseins fernab der üblichen Bond-Cocktails und -Smokings. Nach dem „Bourne“-Ultimatum war die Geschichte um den Agenten auf der Suche nach seiner Identität aber eigentlich abgeschlossen und so stand Hauptdarsteller Matt Damon dann auch erst mal nicht für eine weitere Fortsetzung zur Verfügung, was zu einem Film führte, der die Titelfigur zwar erneut im Namen jedoch nicht in der Handlung mit sich führte. Der Versuch, Jeremy Renner als neuen Träger der Franchise zu etablieren, wurde jedoch trotz eines sehr ordentlichen Auftritts als gescheitert angesehen und so ist er nun doch wieder zurück, der originale Jason. Mitgebracht hat Matt Damon auch wieder Regisseur Paul Greengrass, der hauptverantwortlich zeichnete für den kantigen und rasanten Look der Reihe, inklusive der nicht von jedem geschätzten wackeligen Handkamera bei den zahlreichen Verfolgungsjagden. Die wird natürlich auch im neuen Film wieder eingesetzt, doch leider besteht der nun gefühlt fast nur noch aus solchen, irgendwann doch ziemlich ermüdenden Mätzchen und versäumt es dabei auch eine interessante Weiterführung der Geschichte zu bieten.
Jason Bourne (Matt Damon) hat sich in den Untergrund zurückgezogen und verdient sich etwas Geld mit illegal organisierten Faustkämpfen. Die Vergangenheit tritt erst wieder in Person seiner treuen Verbündeten Nicky Parsons (Julia Stiles) ins Rampenlicht, die ins Fadenkreuz ihres ehemaligen Arbeitgebers CIA gerät, nachdem sie von dort hochgeheime Daten entwendet hat. Diese sind offenbar derart brisant, dass sich nicht nur die Spitzen der Agency (Tommy Lee Jones & Alicia Vikander) an ihre Fersen heften, sondern zusätzlich auch noch der Auftragskiller „Asset“ (Vincent Cassel) engagiert wird. Der agiert zumindest so erfolgreich, dass sich der zunächst widerwillige und desinteressierte Bourne genötigt sieht wieder aktiv einzugreifen, zumal sich in den begehrten Daten auch eine Verbindung zu seinem leiblichen Vater finden lässt.
Ob in Athen, in Berlin oder an den sonstigen Schauplätzen dieses Films: Stets entwickelt sich eine Hightech-Verfolgungsjagd, bei der die Ziele in Sekundenschnelle erfasst und gejagt werden. Ein Entkommen oder auch nur ein Abtauchen in die Privatheit scheint unmöglich, wenn man nicht gerade auf den Namen Jason Bourne hört und ein paar ganz besondere Fähigkeiten besitzt. Falls es also das Hauptanliegen von Regisseur und Drehbuchautor Greengrass gewesen sein sollte, uns dieses Ausgeliefertsein in Zeiten des modernen Überwachungsstaates noch einmal in aller Deutlichkeit zu demonstrieren, so ist die Aussage hiermit angekommen.
Das genügt aber noch nicht für einen spannenden oder gar aufregenden Film, wie es gerade die „Bourne“-Episoden sonst immer mal wieder gewesen sind. Denn die Geschichte selbst ist hauchdünn, die Motivation der einzelnen Charaktere wird aufgrund simpler Handlungskniffe quasi vorgegeben und gesteuert. Schon der Auftakt, der uns den „Straßenkämpfer“ Jason Bourne im Stile eines Wolverine aus den ersten X-Men-Filmen präsentiert, passt überhaupt nicht zu dieser Figur, und wie er schließlich dazu gebracht wird doch wieder in den Nahkampf mit der CIA zu gehen, das fällt schon in die Kategorie der ziemlich billigen Story-Tricks.
Es ist zudem genauso vorhersehbar wie der komplette Handlungsverlauf und noch nie hatte man so sehr wie hier den Eindruck, dass in einem „Bourne“-Film die Story an sich lediglich als Alibi dient um eben möglichst viele Actionszenen und technische Spielereien an möglichst vielen Schauplätzen zu präsentieren. Sicher, das ist bei einem James Bond auch nicht viel anders, aber da „Jason Bourne“ andererseits jegliche Leichtigkeit und Selbstironie, ja sogar jede Form von Humor an sich völlig abgeht, hält sich das Vergnügen hier doch in sehr überschaubaren Grenzen - vor allem wenn die Verfolgungsjagden dann auch noch überbordend lang und ausführlich eingesetzt werden.
Selbstverständlich haben Greengrass und sein Team nicht plötzlich ihr Handwerk verlernt und so befindet sich das alles natürlich auf einem hohen technischen Niveau und die hier versammelten Darsteller stammen ja auch nicht aus der hinteren Reihe. Wenn sich aber ein Tommy Lee Jones auf Autopilot durch seine Aufgaben als CIA-Chef knurrt, ein Vincent Cassel die wenig originelle Besetzung für den brutalen Assassinen ist und selbst eine zuletzt mit Preisen überhäufte Schauspielerin wie Alicia Vikander ( „The Danish Girl“) für ihre Agenten-Figur offenbar als Regie-Anweisung nicht mehr als ein „möglichst kühl agieren“ erhalten hat, dann wird es halt nicht nur handlungstechnisch schnell dünn, sondern auf so ziemlich allen Ebenen.
Und so fehlt sie letztendlich irgendwie, die überzeugende Existenzberechtigung für diese Weiterführung der „Bourne“-Serie. Was halt deshalb sehr bedauerlich ist, weil doch gerade diese Reihe mal für Innovation und frischen Wind innerhalb ihres Genres stand. Das ist vorerst vorbei.
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