Der Amerikaner Michael (Richard Madden) schlägt sich als Kleinkrimineller vor allem mit Taschendiebstählen durch sein zielloses Leben in Paris. Als er eines Tages jedoch die Tasche einer jungen Frau stiehlt, setzt er damit eine gewaltige Spirale in Gang. Denn darin befindet sich eine Bombe, die schließlich auch explodiert. Michael überlebt, sieht sich als vermeintlicher Attentäter aber nun im Fadenkreuz sowohl der französischen Behörden, als auch in dem des CIA. Der setzt den als hart und kompromisslos bekannten Sean Briar (Idris Elba) auf die Sache an und es dauert auch nicht lange bis der toughe Agent sein Ziel aufspürt. Michael beteuert seine Unschuld und auch Briar dämmert schnell, dass anscheinend etwas ganz Anderes hinter dem Sprengstoffanschlag steckt. Um herauszufinden was, müssen die beiden ungleichen Männer wohl oder übel zusammen arbeiten.
Die französische Hauptstadt entpuppt sich erneut als hervorragendes Pflaster zur Inszenierung harter und rasanter Action-Thriller. Denn – um es gleich vorwegzunehmen – mit „Bastille Day“ kommt der wohl beste Film dieser Art seit dem damaligen Überraschungserfolg „96 Hours“ ins Kino. Diesmal schlägt und schießt sich statt Liam Neeson allerdings der bullige Idris Elba durch die Straßen und Dächer von Paris, macht dabei aber eine nicht weniger gute Figur. Der durch TV-Serien wie „The Wire“ und „Luther“ bekannt gewordene Mime liefert mit seiner hier gezeigten Präsenz jedenfalls all denen neue Argumente, die in ihm einen der möglichen Nachfolger von Daniel Craig als James Bond sehen.
Dabei ist sein Sean Briar nicht der tumbe, simpel gestrickte Haudrauf als der er am Anfang noch rüberkommt, denn der bei seinen eigenen Kollegen höchst umstrittene Agent zeigt im Verlauf weitere Facetten seiner Persönlichkeit und erhält eine überzeugende Hintergrundgeschichte. Auch wenn Elba ihn klar überstrahlt, so liefert aber auch Richard Madden (Robb Stark aus „Game of Thrones“) eine starke Leistung ab, seine Figur ist ebenfalls zwielichtig angelegt und muss sich die Sympathien des Publikums erst verdienen. Das Trio moralisch fragwürdiger Hauptcharaktere komplettiert schließlich Charlotte Le Bon („The Walk“), die als Aktivistin Zoe allerdings klar erkennbar nur ein Spielball anderer Mächte mit finsteren Interessen ist.
Dass man den exakten Anlass für die ablaufende Verschwörung kaum erahnen kann bevor der sich schließlich im letzten Viertel entfaltet, liegt daran, dass er dann doch ein wenig absurd geraten ist. Das fällt aber tatsächlich kaum ins Gewicht und verwässert nur marginal das bis dahin außerordentlich geschickte Drehbuch, welches von Beginn an mächtig Druck und Spannung aufbaut, welche dann über die knackigen 90 Minuten Laufzeit auch kaum mal nachlassen. Klassiker wie „French Connection“ nennt Regisseur James Watkins, der sich hier mit seinem dritten Film nach dem Survival-Horror von „Eden Lake“ und dem zurückgenommenen Grusel bei „Die Frau in Schwarz“ auch gleich zum dritten Mal neu erfindet, als sein Vorbild. Der ahnungslos in den Mittelpunkt einer großen Intrige geratene, damit im Grunde überforderte kleine Gauner erinnert aber auch an ein typisches Stilmittel des Altmeisters Alfred Hitchcock, und wie unser Trio hier atemlos von einem Schauplatz zum anderen hetzt bevor es die Hintergründe schließlich erkennt, könnte auch als moderne Version des „Unsichtbaren Dritten“ angesehen werden – natürlich mit ein wenig mehr „zeitgemäßer“ Gewalt und deutlich mehr Tempo ausgestattet.
Auch die gebotenen Verfolgungsjagden kommen schön klassisch daher, auf den Computereinsatz hat man soweit es möglich war verzichtet. So bleibt die Kamera immer nah am Mann und das Panorama, das sich bei einer spektakulären Jagd über Hausdächer präsentiert, ist dann auch tatsächlich das des echten Paris rund um den französischen Nationalfeiertag. Das Ergebnis ist ein klasse Film und eine ausgezeichnete Mischung aus klassischem und modernem Action-Triller, wie sie im mit viel Dutzendware gefüllten Regal dieses Genres nur selten zu finden ist. Deshalb sollte man sie auch nicht verpassen.
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