Wisst ihr, warum Erika Eleniak nach drei Staffeln "Baywatch" durch Pamela Anderson ersetzt wurde? Weil die Urmutter aller Strand-Bunnys sich schon in den 80ern ihre Brüste per Silikon
Viel Rauchen, viel Labern: Kai, Stefan und ihre
ständigen Begleiter - die Tüte und Mehmet Scholl. |
aufbessern ließ, und damals hatte das Zeug eine beschissene Qualität. Zu große Luftdruck-Schwankungen machten die Kissen nicht mit. Als die "Baywatch"-Produzenten dann auf die Idee kamen, vermehrt im Ausland zu drehen, war Erika im Weg, da ihre Implantate keine Langstreckenflüge in großer Höhe mitmachten. Daher kam für sie Pamela Anderson in die Show, deren Silikonpolster aus den 90er Jahren stammten und perfekte Maßarbeit waren. Diese Theorie vertritt zumindest Kai, einer der beiden Protagonisten von "Lammbock", und wenn er in der allerersten Szene diese Erläuterungen zum besten gibt, dann hat das Regiedebüt von Christian Zübert sein Publikum schon längst gewonnen.
Kai (Moritz Bleibtreu) betreibt mit seinem Kumpel Stefan (Lucas Gregorowicz) eine Pizzeria mit dem merkwürdigen Namen Lammbock (was ein Insider-Gag aus der Vergangenheit des Regisseurs ist, muß man also gar nicht erst versuchen zu verstehen). Die Pizza ist allerdings nur Fassade: Unter der Salamischeibe in der Mitte befindet sich ein Stück Alufolie mit dem besten Dope der Stadt. Kiffen frei Haus, was für ein Service. Natürlich sind Kai und Stefan selbst ihre besten Kunden und somit eigentlich ziemlich zufrieden mit sich und der Welt. Ein bißchen Stress macht nur Stefans Vater, Richter in Amt und Würden, der seinen Sohn zum
Goldenes Handwerk: Polizist Achim lernt die
richtige Technik für den Undercover-Einsatz. |
Abschluß seines Jura-Studiums drängt; der verdeckte Polizei-Ermittler Achim, der Kai und Stefan hochgehen lassen will; und diverse Irrungen und Wirrungen mit dem anderen Geschlecht. Aber alles kein Grund, einen guten Joint schlecht werden zu lassen.
Es lässt sich erahnen: In "Lammbock" passiert nicht so super viel, dafür wird konsequent gekifft. Letzteres hat er schon mal mit dem letzten deutschen Kultfilm "Bang Boom Bang" gemeinsam, und auch wenn er dessen Klasse nicht ganz erreicht, so schickt sich "Lammbock" recht erfolgreich an, in die kultigen Fußstapfen zu treten. Seine beste Waffe: Geschliffene Dialoge von einer unaufgesetzten Authentizität, die Christian Zübert eindeutig zur deutschen Antwort auf Kevin Smith werden lassen (was kein Zufall ist: Die amerikanische Independent-Ikone ist Zübert's großes Vorbild). Schon die bereits erwähnte Perle über Erika Eleniak's Brüste läßt Freunde des gut geschriebenen Wortes verzückt mit der Zunge schnalzen, und diesen Level hält der Film bis zum Schluß. Wenn Kai schließlich gegen Ende erklärt, was Stefans persönliche Probleme mit dem Schwanz von Mehmet Scholl zu tun haben, ist man kurz davor, aufzuspringen und Standing Ovations zu klatschen.
Das gesamte Skript ist so erfrischend frech und einfallsreich, daß es Klischees nicht einfach meidet, sondern sich sogleich über sie lustig macht. Als die beiden Helden ein kleines Blattläuse-Problem mit ihrer Jahresernte haben, weigert sich Kai standhaft, in einen Headshop zu gehen, um die dortigen Profi-Kiffer um Rat zu fragen: "In solche Läden gehen nur Typen, die Sozialpädagogik studieren und Frauen ficken, die sich die Achselhaare nicht
Toll angefangen, aber schlecht aufgehört: Der
Subplot um Kai und Stefans Schwester Laura. |
abrasieren." Die starken Dialoge und den gescheiten Witz hat Zübert also erfolgreich von seinem Idol Kevin Smith abgekupfert, und auch die zurückhaltende Inszenierung ist echter Smith-Style.
Einziger Wermutstropfen: Der Subplot um Stefans Schwester Laura, geplagt mit einem Freund mit merkwürdigen Vorlieben und einem heimlichen Schwarm für Kai. Die hier anschwellenden Konflikte werden erst in teilweise großartigen Sequenzen vorbereitet, um dann plötzlich mittendrin fallen gelassen zu werden, mit einer bizarren Szene, die irgendwie keinerlei Sinn ergibt. Der Eindruck drängt sich auf, daß hier aus unerfindlichen Gründen gekürzt wurde, warum bleibt allerdings das Geheimnis des Regisseurs.
Nach der Abhandlung über die Silikonimplantate beschwert sich Stefan bei Kai, daß sie nie über was Substanzielles reden würden. Das ganze Gelaber wäre zwar cool, aber ohne Inhalt. Womit die Vorzüge von "Lammbock" bereits auf den Punkt gebracht wären: Grandios komisches Plauderkino, das gerade dann am stärksten ist, wenn die Handlung gegen Null und der Dialogwitz gegen Unendlich strebt.
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