Die junge Katrin (Jennifer Ulrich) kann es kaum erwarten ihr Zimmer Nr. 205 im Studentenwohnheim zu beziehen und damit endlich der Aufsicht ihres überbesorgten Vaters zu entkommen. Der hat allerdings Gründe für die Bedenken, ist seine Tochter doch noch lange nicht über den Selbstmord ihrer Mutter hinweg. An der Uni findet Katrin zwar schnell neue Freunde, wird aber auch immer wieder von ihren Flur-Mitbewohnern schikaniert oder geschnitten. Die Gründe dafür scheinen in ihrem Zimmer bzw. in der vor ihn darin wohnenden und dann eines Tages spurlos verschwundenen Annika (Julia Dietze) zu liegen. Wirklich mysteriös wird die Angelegenheit, als auf Katrins Computer plötzlich Videoclips auftauchen, die eben diese Annika zeigen und die dabei zunehmend verstörender daherkommen. Als es schließlich im Wohnheim zu ersten Todesfällen kommt, ist Katrin sogar eine der Verdächtigen und nicht nur der ermittelnde Kommissar Urban (André Hennicke) fragt sich, was mit der jungen Frau los ist.
Rainer Matsutani ist fast schon eine Art Veteran des deutschen Genrekinos und damit außerdem einer der Wenigen seiner Art. Seit seinem gelungenen Erstlingswerk „Nur über meine Leiche“ mit Katja Riemann und Christoph M. Ohrt aus dem Jahr 1995 bewegt Matsutani sich im Bereich der Actionfilme mit Fantasyeinschlag, war zuletzt aber eher im TV mit dem Inszenieren diverser Krimis beschäftigt. Sein Jugenddrama „Gangs“ konnte zuletzt zwar nicht so recht überzeugen, doch nun wendet sich der Filmemacher dafür einmal dem wirklich reinrassigen Horrorkino zu und liefert mit „Zimmer 205“ einen grundsoliden Beitrag ab, der sich nicht hinter internationalen Produktionen dieser Art verstecken muss.
Dass dabei schon bei der Geschichte nicht allzu viel schief gehen kann liegt allerdings daran, dass es sich nicht um einen Originalstoff sondern um die Adaption des in seinem dänischen Heimatland äußerst erfolgreichen Films „Kollegiet“ aus dem Jahr 2007 handelt. Die recht klassisch konstruierte deutsche Variante „Zimmer 205“ geht dabei im Prinzip nach dem bekannten „Zehn kleine Negerlein“-Muster vor, hält jedoch die Spannung über die Identität des umgehenden Mörders lange genug aufrecht und führt sie schließlich auch zu einem zwar zum Teil offenen, aber insgesamt doch schlüssigen und befriedigenden Ende.
Vor allen in Sachen Atmosphäre und mit seinen Schauplätzen überzeugt der Film, präsentiert ein dank der gewählten Kameraeinstellungen wahrlich düster und kalt wirkendes Gebäude als Hauptkulisse und erinnert dort in Sachen unheimlicher Trostlosigkeit an Walter Salles „Dark Water“mit Jennifer Connelly. Hier wie dort hat auch die Hauptdarstellerin ihren Film größtenteils alleine zu tragen und mit der vor allem aus „Die Welle“ und der weiteren deutschen Genreproduktion „Wir sind die Nacht“ bekannten Jennifer Ulrich hat man eine Schauspielerin gefunden, die diese Aufgabe überzeugend bewältigt.
Glaubhaft schwankt Ulrich zwischen den unterschiedlichen und mitunter sehr schnell wechselnden Gemütszuständen wie Lebenslust, Verunsicherung sowie purer Angst und Panik. Ihre Katrin verhält sich dabei trotz erschwerter Bedingungen wie dem kaum verarbeiteten Trauma des Suizids ihrer Mutter durchgehend so vernünftig und clever wie halt den Umständen entsprechend möglich. Dass man ihr als Zuschauer letztlich genauso wenig hundertprozentig trauen kann wie sie sich selbst, gehört dabei natürlich zum Konzept. Eine recht nette Rolle fiel außerdem noch für André Hennicke als melancholisch-sympathischen Ermittler und eine recht ungewöhnliche für Julia Dietze ab, deren Annika wir fast ausschließlich über ihre Videos auf dem Computerbildschirm kennenlernen dürfen.
Dass Julia Dietze diese Nebenrolle bereits vor ihrem letztjährigen Durchbruch als naiv-gutgläubige Nazi-Lehrerin in „Iron Sky“ spielte, deutet dann auch darauf hin, wie schwer es nach wie vor für einen solchen deutschen Genrefilm ist, ihn erfolgsversprechend bzw. überhaupt irgendwie im Kino zu platzieren. Seit gut zwei Jahren ist „Zimmer 205“ bereits abgedreht und wartete seitdem auf den mehrmals verschobenen Start. Der erfolgt nun aber erfreulicherweise doch noch, denn auch wenn Rainer Matsutanis Film weder das Kino noch sein Genre neu erfindet, so ist er doch auch ganz bestimmt nicht schlechter als viele andere Werke, mit denen er in den Kinos konkurriert. Und als sehr seltener Vertreter seiner Spezies ja auch durchaus etwas Besonderes.
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