Japan, neunzehntes Jahrhundert. Der blinde Masseur Zatoichi (Beat Takeshi) zieht einsam durch das Land. Viele halten den gebrechlich wirkenden Mann für leichte Beute, jedoch erweist er sich bald als geschickter Samurai, dessen Schwert in seinem Blindenstock verborgen ist. Zatoichi lehrt die Zuschauer schnell, das man mit den Augen vielleicht am schlechtesten sieht, da unser Blick immer nur die Oberfläche berührt. Wie schon Kurosawas "Yojimbo" gerät Zatoichi in einen Ort der von einer brutalen Gang terrorisiert wird (Kurosawas Filme waren auch die Vorlage zu Sergio Leones Spaghetti-Western). Die Macht der Ginzo-Gang vergrößert sich noch, als der Ronin Hattori (Tadanobu Asano) ihr seine Dienste anbietet. Zunächst interessiert sich Zatoichi nicht für die Leiden der Dorfbewohner, dann aber trifft er auf zwei Geishas (Daigoro Tachibana und Yuko Daike), deren gesamte Familie von einem Mann namens Kuchinawa getötet wurde. Die Geschwister vermuten den Mörder in der Ginzo-Gang und wollen sich rächen...
Takeshi "Beat" Kitano ist hierzulande mit Filmen wie "Hana Bi" und "Dolls" hauptsächlich auf Programm-Kinos abonniert. In Japan allerdings begann seine Karriere als Komiker im Fernsehen und Kitano ist dort auch heute noch mit Spielshows wie "Takeshi's Castle" dabei. Sein neuer Film ist eine Wiederaufnahme des in den 60er Jahren berühmt gewordenen Zatoichi-Stoffes. Bis in die 80er Jahre wurde der blinde Masseur insgesamt 26 Mal von der japanischen Filmlegende Shintaro Katsu verkörpert. In postmoderner Manier kombiniert Kitano das vor allem durch Akira Kurosawa bestimmte traditionelle Samurai-Genre (Ran, Sieben Samurai, Yojimbo) mit modernen Elementen, zum Beispiel sind Zatoichis Haare Wasserstoffblond gefärbt, ein Effekt der den ungewöhnlichen Helden noch mehr hervorhebt. Außerdem erinnert die zum Rhythmus der Musik ausgeführte Feldarbeit der Bauern und ein Finale mit der japanischen Steptanz-Gruppe "The Stripes" an die Glanzzeit der Hollywood-Musicals. Doch damit ist die Stilvielfalt Kitanos noch lange nicht erschöpft: Computeranimiertes, weitspritzendes Blut sowie umherfliegende Körperteile lassen einen an Monty Pythons "Ritter der Kokosnuss" denken, während die Slapstickeinlagen an Charlie Chaplin erinnern.
Trotz allem dominieren auch in diesem Film Themen wie Ehre, Verantwortung und Rache, und es mangelt nicht an spektakulären Schwertkämpfen. "Zatoichi" hat einige Längen, diese werden aber immer wieder durch Überraschungen und Kitanos faszinierend kontrollierte Bewegungen wettgemacht, zum Beispiel bei seinem ersten Treffen mit Hattori. Obwohl der Film seine Darstellung von Elend und Tod ernst nimmt, kommt auch die Komik nie zu kurz, eine Mischung, die "Zatoichi" seine besondere Stimmung gibt. Eingeschworene Kurosawa-Fans könnten mit Kitanos Stileintopf ihre Probleme haben, Neugierigen wird vielleicht dadurch der Einstieg ins japanische Kino erleichtert.
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