
Das fängt schon damit an, dass man sich hier sehr schwer tut überhaupt eine besondere Geschichte herauszufiltern. Der Film beginnt mit einer gestohlenen Handtasche inklusive Brieftasche und führt zwei Menschen zusammen, die irgendwie nicht zusammen gehören. Das beklaute Opfer heißt Marguerite (ohne Worte: Sabine Azema). Der andere heißt Georges (einfach nur göttlich: Andre Dussolier), ist Pensionär und findet die Brieftasche. Als wohl erzogener älterer An dieser Stelle muss auch schon die rudimentäre Inhaltsangabe enden, denn so könnte man ohne Weiteres den ganzen Film erzählen. Man muss "Vorsicht Sehnsucht" sehen, um diese eleganten Tempowechsel zu erleben. Renais springt von romantischer Komödie zum Thriller und wieder zurück. Dann stellt er eine unfassbare Leichtigkeit unter Beweis, in dem er einige der lustigsten Slapstickszenen seiner Karriere dreht. Im Mittelpunkt steht da ein trotteliger Polizist, verkörpert von Mathieu Almaric. Der Film springt ohne Rücksicht auf irgendwelche Konventionen oder Genreregeln wild herum, entwirft dabei betörende Gefühlspanoramen, die im leicht verwischten Neonlicht erstrahlen. Man muss, wenn man dieses ungewöhnliche Werk genießen möchte, von Anfang an loslassen. Man sollte nicht versuchen bekannte Kinomuster in das Leinwandgeschehen hineinzuprojizieren - Renais macht sowieso was anderes. Die gewohnten Halteseile Mit sichtlichem Spaß operieren auch die Darsteller, die in jedem Moment dieses Geschichtenmosaiks - das aber immer den Anschein einer Ganzheit erweckt - immer glaubhaft bleiben. Andre Dussolier dabei zu zusehen, wie er im inneren Monolog ständig zwischen Wahn und Verzweiflung, Lust und Lustlosigkeit pendelt, gehört zu den aufregendsten Erlebnissen dieses Films. Bei so vielen narrativen Loopings versucht man dann doch irgendwann - vor allem am Ende - einen Schlüssel zu diesem wild wucherndem Werk zu finden. Vielleicht steckt er ja in der schönsten Dialogzeile des Films. Als George aus dem Kino kommt und mit Marguerite die einsame Straße entlang schlendert, sagt er zu ihr: "After the cinema, nothing surprises you. Everything is possible." Resnais kennt diese magische Fähigkeit des Kinos, alles möglich zu machen, ganz genau, und zum Glück setzt er sie auch mit 88 immer noch so gekonnt in großartige Bilder um. |
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