Originaltitel
Snatch - Pigs and Diamonds
Land
Jahr
2000
Laufzeit
103 min
Regie
Release Date
Bewertung
"Snatch" wird vom Verleih als "der neue Brad Pitt-Film" angekündigt und dementsprechend steht Mr. Pitt auch im Zentrum des Filmpaklates. Hierbei handelt es sich allerdings um eine kleine Mogelpackung, denn Brad Pitt spielt keineswegs die Hauptrolle im neuen Werk von Guy Ritchie. Aber das ist nicht weiter schlimm, denn erstens gibt es hier sowieso keine eindeutige Hauptperson sondern ein buntes Ensemble schön schräger Figuren. Und zweitens
Fangenwir also gleich mal mit diesem verlotterten Micky O`Neil an, was zwar chronologisch nicht ganz korrekt ist, aber eine zusammenhängende Handlung ist in "Snatch" ohnehin die meiste Zeit nicht zu erkennen. Micky will eigentlich nur einen Wohnwagen verkaufen, sieht sich dann aufgrund der durchaus mangelhaften Qualität seiner Ware zu einem Faustkampf genötigt und wird daraufhin von den beeindruckten Kleingangstern für einen der ungenehmigten Kampfabende engagiert, die Londons Unterwelt so gerne veranstaltet. Eigentlich geht es aber mehr um einen Riesenbrocken von Diamant, den der aufstrebende Franky Four Fingers (Benicio Del Toro) in einem spektakulären Coup erbeutet hat und den er nun möglichst fix zu seinem Auftraggeber nach New York schaffen soll. Auf seinem Zwischenstop in London kriegen allerdings zahlreiche mehr oder weniger begabte Kriminelle Wind von dem Klunker und schmieden alsbald Pläne, Franky seinen Schatz abzujagen. Darunter so illustre und furchteinflößende Unterweltlegenden wie Boris "Die Klinge", Doug "The head" oder "Gorgeous George". Was das nun
Obwohl die Story von "Snatch" wirklich haarsträubend zusammengeflickt ist und auch der geübte Zuschauer seine Zeit braucht, den roten Faden zu erhaschen, tut das dem Vergnügen keinen Abbruch. Es wird eigentlich nicht viel erzählt, aber es passiert jede Menge. Man amüsiert sich köstlich bei den meist mehr hilflosen als planvollen Anstrengungen der verschiedensten Interessengruppen, ihre jeweiligen Ziele zu erreichen. Einige bleiben dabei ganz cool, anderen geht entweder der Arsch auf Grundeis oder sie kriegen ihn wegen extremer Verfettung erst gar nicht ins Fluchtauto geschoben. Dabei entsteht eine muntere Abfolge an Überfällen und Verfolgungsjagden, in der den Charakteren auch nur wenig Zeit zum Nachdenken bleibt. Und obwohl es einen Erzähler der Ereignisse gibt, ist dieser doch bis kurz vor Schluß
Die Beteiligten hatten offensichtlich ihren Spaß und es gelingt ihnen auch ganz vortrefflich, den an das Publikum weiterzugeben. Herausragend agieren dabei Alan Ford als Unterweltboß "Brick Top"- der eine der fiesesten und hassenswertesten Figuren verkörpert, die man seit langem gesehen hat - und eben der Hollywood-Import Brad Pitt, dessen Szenen man jedesmal eine erhöhte Aufmerksamkeit widmet. Was nicht zuletzt auch deshalb nötig ist, da man ihn mit seinem merkwürdigen Gipsy-Nuschel-Akzent eigentlich kaum versteht.
Damit hätten wir also einen unterhaltsamen und gelungenen Film vor uns. Eigentlich nix zu beanstanden, wenn, ja wenn nicht Regisseur Guy Ritchie uns vor knapp zwei Jahren schon einmal ein ganz ähnlich konstruiertes Werk präsentiert hätte: "Bube, Dame, König, GrAs" war eine der schönen kleinen Kinoüberraschungen, wie wir sie aus Großbritannien ja fast schon gewohnt sind, und offensichtlich eine Art Blaupause für "Snatch": Ähnliche Konstellation und der gleiche Humor, nur insgesamt rasanter, komischer, spritziger. Mittlerweile ist Herr Ritchie dank seiner Hochzeit mit Madonna etwas prominenter, er bekommt etwas mehr Geld, einen zugkräftigen Star und dreht das was er kann also einfach noch mal. Nun gut, Spaß macht es trotzdem und "Snatch" ist auch kein glattgebügeltes Hollywoodprodukt geworden, aber erste Abnutzungserscheinungen sind erkennbar. Ein bißchen origineller und vielleicht sogar tiefgründiger dürfte es das nächste Mal dann schon sein. |
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Bilder: Copyright
Columbia Tristar
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