In der nahen Zukunft gibt es kaum noch Menschen mit freiem Willen und ihrer ursprünglichen Persönlichkeit. Stattdessen hat sich eine außerirdische Rasse der menschlichen Körper bemächtigt und diese übernommen. Als auch die flüchtige Melanie (Saoirse Ronan) schließlich gefangen und ihr der Alien-Parasit „Wanderer“ eingesetzt wird, kommt es jedoch zu einer unvorhergesehenen Reaktion: Ihr Bewusstsein leistet Widerstand und kämpft fortan mit dem ungebetenen Gast um die geistige Vorherrschaft in Melanies Körper. Für die „Sucherin“ (Diane Kruger) ergeben sich so zwar ungeahnte Schwierigkeiten, was die Erlangung von Informationen über die Rebellen betrifft, aber auch die Chance durch die Beobachtung und Verfolgung von Melanie/Wanderer vielleicht endlich deren verborgene Basis zu finden. Die schlägt sich dann tatsächlich zum Geheimversteck ihrer Familie und Freunde durch, wo sie aber reserviert empfangen wird, denn schließlich müssen alle davon ausgehen, dass von Melanies Persönlichkeit nichts mehr übrig ist. Diese versucht fortan den anderen deutlich zu machen, dass ein Zusammenleben möglich ist, sieht sich dabei allerdings selbst zwischen den Gefühlen für zwei Männer gefangen – ihrem Ex-Freund Jared (Max Irons) und Ian (Kaje Abel), der von „Wanderer“ bevorzugt wird.
Falls man es nicht schon vorher wusste hätte wohl spätestens die schließlich immer mehr Raum einnehmende Liebesgeschichte zwischen einer jungen Frau, die sich in einer Ausnahmesituation nicht zwischen zwei hübschen, aber doch sehr unterschiedlichen Herren entscheiden kann, deutlich gemacht wo wir uns hier befinden. In der klinisch reinen Romanzen-Welt der „Twilight“-Autorin Stephenie Meyer natürlich, wo dieses Dilemma für unsichere junge Frauen ein zwingend vorgegebenes Schicksal zu sein scheint. Jedenfalls hielt es zumindest die Mormonin Meyer wohl auch aus verkaufstaktischen Motiven für unabdingbar, ihrem Nachfolgewerk „Seelen“ wieder so eine schwülstige Dreiecksgeschichte zu verpassen um auch todsicher die angepeilte Zielgruppe zu erreichen – und den Rest erneut zu verscheuchen.
Was insofern schade ist, als das „Seelen“ ansonsten gar keine so uninteressante Geschichte ist. Denn durch den inneren Konflikt zweier miteinander streitender Bewusstseine gewinnt man der im Grunde bereits altbekannten Idee von der Übernahme durch außerirdische Parasiten eine neue und reizvolle Seite ab, die es z.B. in sämtlichen vier Verfilmungen der berühmten „Invasion of the Body Snatchers“-Variante bisher nicht zu sehen gab. Oder zu hören, denn Melanie/Wanderer tragen ihren Zwist schließlich vorwiegend verbal im gleichen Körper aus und zwar dem von Saoirse Ronan („Wer ist Hanna?“, „In meinem Himmel“). Deren überzeugender Leistung ist es dann auch zu verdanken, dass diese mit sich selbst ausgetragenen Streitgespräche der Gefahr etwas lächerlich zu wirken weitgehend entgehen. Der jungen Schauspielerin gelingt es mit Mimik und Körperhaltung tatsächlich gut die zwei unterschiedlichen Persönlichkeiten und deren inneren Kampf darzustellen.
Es lässt sich allerdings auch kaum bestreiten, dass selbst ein überzeugend gespielter Konflikt mit sich selbst letztlich eher für einen Roman als für einen Film geeignet ist, denn in visueller Hinsicht gibt das ganze nun mal zwangsläufig nicht allzu viel her. Was mit ein Hauptgrund dafür sein mag, dass die Adaption von „Seelen“ nun nicht mal ansatzweise einen ähnlichen Hype auslöste wie die Mär um Bella und ihre Fabelwesen – kleine, leuchtende Alienwesen, welche die meiste Zeit unsichtbar bleiben, bieten halt deutlich weniger Anlass einen Fanclub zu gründen als glitzernde Vampire oder wilde Werwölfe. Dass sich zudem noch ein Großteil der Handlung im Hauptquartier der Widerstandskämpfer abspielt, welches aus einem Höhlensystem inmitten der Wüste besteht, lässt den Film zudem oft eher wie ein Kammerspiel wirken.
Interessanter gestaltet ist dagegen die von den Invasoren übernommene Erde. Denn da diese keineswegs aggressiv sind und sich untereinander bedingungslos helfen und vertrauen, hat sich die Welt unter ihrer Kontrolle sogar zu einer sauberen und friedlichen, von Verbrechen befreiten, sprich „besseren“ entwickelt. Dass darin dann die renitenten letzten Menschen als Störfaktor angesehen werden ist in gewisser Weise sogar nachvollziehbar, doch selbst diese werden von den neuen Herrschern nicht mal mit letzter Hingabe verfolgt. Eigentlich also ein ganz angenehmes Völkchen, dass sich da unseres Planeten bemächtigt hat, nur über die Sache mit der ungebetenen feindlichen Übernahme und der rücksichtslosen Auslöschung der menschlichen Persönlichkeit muss man halt nochmal reden.
Zum Glück gibt es mit der von Diane Kruger eiskalt gespielten „Sucherin“ aber wenigstens eine Figur, die da schließlich doch emotional etwas aus dem Ruder läuft und somit als Feindbild taugt. Insgesamt hätte man vom Gesamtzustand dieser „neuen Weltordnung“ aber gerne noch etwas mehr gesehen und erfahren, nicht nur warum denn die Besucher so eine Vorliebe für chromglänzende Fahrzeuge haben. Denn die Hintergrundgeschichte von „Seelen“ hat durchaus ihren Reiz, wird aber mit fortschreitender Laufzeit zugunsten der deutlich uninteressanteren „Frau zwischen zwei Männern“-Schmonzette an den Höhlenrand gedrängt. Das Ergebnis ist dann zwar nicht das von Einigen befürchtete Desaster, aber eben doch nur ein mittelprächtiger Film.
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