Er studiert an der Elite-Uni Princeton, kann sich das aber eigentlich gar nicht leisten. Dass er deshalb seine Mitstudenten zu Wetteinsätzen auf Online-Portalen verführt, sieht die Uni-Leitung gar nicht gerne und derart in die Enge getrieben verspielt Richie Furst (Justin Timberlake) schließlich seine gesamten Ersparnisse auf einer Pokerseite. Allerdings ist sich der angehende Mathematiker sicher betrogen worden zu sein und setzt sich daher kurzerhand in den Flieger nach Costa Rica (soviel Geld ist anscheinend noch übrig), um dort den Betreiber des Portals, den berüchtigten Ivan Block (Ben Affleck) zur Rede zu stellen. Der zeigt sich beeindruckt von Richies Fähigkeiten und Chuzpe und bietet ihm prompt einen gut dotierten Job in seinem Unternehmen an. Und so steckt der bald richtig drin im Luxus und der Glitzerwelt der neuen Superreichen. Er steckt allerdings auch mittendrin in höchst kriminellen Machenschaften und gerät schnell ins Visier des gegen Block ermittelnden CIA-Agenten Shavers (Anthony Mackie). Dass Richie sich zudem für Ivans schöne Freundin Rebecca (Gemma Arterton) interessiert, macht die Sache nicht unbedingt einfacher und bald wird es für ihn immer schwieriger, noch zwischen Freund und Feind zu unterscheiden.
Nachdem er zunächst über Nebenrollen („The Social Network“) oder Komödien („Bad Teacher“, „Freunde mit gewissen Vorzügen“) im Filmgeschäft Fuß gefasst hat, versucht der ehemalige und mittlerweile wieder Popstar Justin Timberlake sich zusehends als Hauptdarsteller in harten Action-Filmen zu etablieren. Nach dem SF-Thriller „In Time“ kommt er uns dabei nun als smarter Wirtschafts-Student, der es genießt im Spiel ums ganz schnelle und große Geld kräftig mitzumischen. Dass er da bei „Runner Runner“ jedoch in einem ziemlichen Rohrkrepierer landet, ist allerdings nur zum kleinen Teil die Schuld des hier solide agierenden Timberlake. Auch nicht die des zuletzt eigentlich wieder mit einem glücklichen Händchen gesegneten frisch gebackenen Oscarpreisträgers Ben Affleck, dessen Figur zunächst noch recht ambivalent und charismatisch angelegt ist, sich mit zunehmender Laufzeit aber zu einem sehr eindeutigen und eindimensionalen Schurken entwickelt, dessen schäbige Aktionen jedoch nicht unbedingt sinnvoll oder motiviert daherkommen. Aber schließlich muss ja die unvermeidliche Abwärtsspirale für unsere Antihelden irgendwie in Gang gesetzt werden.
Denn die Geschichte von „Runner Runner“ folgt derart konsequent den schon zigmal gesehenen Regeln des Genres, dass es fast schon wieder überraschend ist. Denn damit, dass als nächstes tatsächlich immer genau das kommt und passiert was jetzt nach klassischem Genre-Baukastenprinzip auch dran wäre, rechnet man ja heutzutage auch nicht mehr unbedingt. Also fangen wir mal an: Richies Ausflug nach Costa Rica ist natürlich genauso aussichtslos wie trotzdem erfolgreich, der abgeschottete und angeblich völlig unerreichbare Ivan Block ist nach kürzester Zeit ausgemacht und selbstverständlich nimmt der ihn bereits am nächsten Tag als neuen Schützling unter seine Fittiche, denn auf sowas wie den selbstbewussten Richie hat er schließlich schon die ganze Zeit gewartet. Danach ist dann erstmal alles total supie, die Partys wild und die Frauen willig. Zwar blinken überall riesengroß die Alarmsirenen und Warnschilder, dass das wohl doch nicht so total legal ist was Richies neue Kumpel da machen. Aber hey, warum schon aufhören und mal nachdenken solange es noch leicht möglich wäre. Und davon, dass es zwangsläufig ein wenig Trouble bringt, sich an die Geliebte vom Boss (diesmal leider wirklich nicht mehr als schmückendes Beiwerk: die aparte "Gretel"- Gemma Arterton) ranzumachen, hat unser Frischling natürlich auch noch nichts gehört. Aber wozu sich einen Kopf machen, wenn man doch sicher sein kann, dass einem am Ende schon noch irgendwelche wilden Drehbuchwendungen aus der vermeintlich ausweglosen Situation heraushelfen werden.
Schick sieht das ja alles zweifelsohne aus, was Regisseur Brad Furman da auf die Leinwand bringt, das von den Machern gewünschte Adjektiv dazu wird vermutlich „stylish“ heißen. Dazu packt man dann in die knapp 90 Minuten Handlung auch so viel hinein, dass es tatsächlich nicht langweilig wird und springt dabei dann in einem derartigen Stakkato von einer Entwicklung zur nächsten, dass man den Verdacht haben könnte, der Zuschauer solle damit auch von allzu großen Nachdenken über das gerade Gesehene abgehalten werden. Dabei bleibt die Inszenierung des mondänen Lebensstils und der dafür nötigen Machenschaften durchgehend so glatt und kühl wie einem die Figuren fremd und unsympathisch bleiben. Vor mehreren Dekaden wäre „Runner Runner“ so vielleicht als halbwegs aufregend gestalteter Thriller durchgegangen, im Jahr 2013 wirkt das alles allerdings unglaublich ausgelutscht und substanzlos. Fast schon zum Davonlaufen.
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