Argo

Originaltitel
Argo
Land
Jahr
2012
Laufzeit
120 min
Regie
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Volker Robrahn / 7. November 2012

argo 1Die „Älteren“ unter uns werden sich erinnern: Mehr als ein Jahr dauerte die zermürbende Geiselnahme von mehr als 50 Mitarbeitern der US-Botschaft in Teheran nach der Übernahme des Iran durch die Gotteskrieger des Ayatollah Khomeini. Wenig bekannt ist dagegen das Schicksal von sechs Amerikanern, die sich noch rechtzeitig  absetzen konnten und schließlich Unterschlupf im Privathaus des kanadischen Botschafters fanden. Das liegt daran, dass die Unterlagen zu diesem Thema erst mit einer Verzögerung von zwanzig Jahren freigegeben und so der Öffentlichkeit bekannt gemacht wurden. Dabei war die vom CIA und seinen Helfern durchgeführte Befreiungsaktion höchst spektakulär und bietet zweifelsohne einen interessanten Filmstoff. Angenommen hat sich der Geschichte nun als Regisseur und Hauptdarsteller Ben Affleck und der fügt mit dem fast durchgehend gelungenen „Argo“ seiner bemerkenswerten künstlerischen Auferstehung ein weiteres Erfolgskapitel hinzu.

 

Tony Mendez (Ben Affleck) ist ein Spezialist für das „Ausfiltern“ von Amerikanern aus bedrohlichen Situationen. Und im Jahr 1979 ist die Situation mehr als gefährlich für die sechs aus der US-Botschaft geflohenen Amerikaner, denen ständig die Entdeckung droht, welche vermutlich einem Todesurteil gleichkäme. Nachdem CIA und Regierung bereits mehrere Pläne, die Sechs aus dem Iran herauszuholen, als wenig erfolgversprechend verworfen haben, überrascht Mendez seine Vorgesetzten mit einer reichlich verrückt klingenden Idee: Er will sich als kanadischer Filmproduzent ausgeben und unter dem Vorwand, nach Drehplätzen für seinen Science-Fiction-Film „Argo“ zu suchen, im Iran einreisen. Anschließend plant er die Sechs mittels gefälschter kanadischer Pässe als seine Filmcrew auszugeben und mit ihnen ganz offiziell und legal das Land wieder zu verlassen. Der Plan klingt zwar absurd, aber da niemandem eine bessere Lösung einfällt erhält Mendez schließlich das Okay der obersten Entscheidungsträger.

argo 2

 

Es ist schon beeindruckend was der ehemals gern mal als schauspielerisches Leichtgewicht verspottete Ben Affleck in den letzten Jahren auf die Beine stellt. Gut, von seinen mimischen Fähigkeiten her wird er auch weiterhin nicht in die Gefahr einer Oscarnominierung geraten, doch zumindest auf dem Regiestuhl profiliert er sich nach „The Town“ nun erneut mit einem klar überdurchschnittlichen Werk. Dabei gelingt Affleck auch zum zweiten Mal hintereinander das Kunststück sowohl die meisten Kritiker als auch das Publikum auf seine Seite zu ziehen, denn „Argo“ darf bereits jetzt als kommerzieller Erfolg verbucht werden, der in seinem Entstehungsland recht mühelos auf die 100 Millionen Dollar-Kasseneinspiel zusteuert.

Zwar gibt Affleck hier auch wieder die Hauptrolle, doch legt er seinen Tony Mendez ganz bewusst als eine Art „Mann ohne Eigenschaften“ an, einen wenig charismatischen Arbeiter, der genauso stoisch wie entschlossen seinen Job macht und nur hauchzart mit so etwas wie einer Hintergrundgeschichte versehen wird. Frisur und Bart im Stil der späten siebziger Jahre tun dann das Übrige um das Gesicht des bekanntesten Namens in der Besetzung fast vollständig hinter der packenden Handlung verschwinden zu lassen. Mit Bryan Cranston („Breaking Bad“), Alan Arkin und John Goodman versichert sich Affleck allerdings der Unterstützung einiger Schwergewichte, die vor allem in der ersten Hälfte des Films für beste Unterhaltung sorgen.

 

argo 3Diese spielt noch überwiegend in den USA, wo sich um die zunächst völlig bescheuert wirkende Idee, so zu tun als ob man im politisch unruhigen Iran tatsächlich einen Film drehen will, zeitweilig eine echte Komödie um eitle und clevere Produzenten der Filmwelt entwickelt. Denn bei genauerem Nachdenken war dieser (tatsächlich stattgefundene) Bluff eigentlich durchaus plausibel: Warum sollte denn ein kleines kanadisches Studio in dieser Zeit nicht auf die Idee kommen, eine billige „Star Wars“-Kopie in Auftrag zu geben? Und hatte dieser George Lucas für seine komische Weltraumoper nicht gerade erst in der Wüste von Tunesien gedreht? Da hat der Iran doch schließlich ähnliches zu bieten und dürfte sich vermutlich sogar geschmeichelt fühlen. Und so wurden also munter Werbeanzeigen für einen Film namens „Argo“ geschaltet und Schauspieler für einen Film gecastet, der nie gedreht werden würde.

 

 argo 4Ausstattung und Darsteller vermitteln dabei äußerst überzeugend Kolorit und Feeling der ausgehenden 70er Jahre und so langsam wandelt sich dann die Beinahekomödie schließlich doch zu einem äußerst fesselnden Thriller, bei dem die Gefahr entdeckt zu werden für die Protagonisten ständig steigt und Uneinigkeit innerhalb der aufeinander angewiesenen Gruppenmitglieder für zusätzliche Probleme sorgt. Der Ausgang der Mission ist dabei zwar historisch vorgegeben, dürfte aber vermutlich längst nicht jedem bereits im Vorwege bekannt sein. Beim großen Finale fängt sich „Argo“ dann aber auch seine einzigen nennenswerten Abzüge ein, denn im Bestreben die Spannungsschraube immer weiter anzudrehen, verfällt man in die typische Hollywood-Angewohnheit es mit den dramatischen Kniffen etwas zu übertreiben. Denn plötzlich geschieht alles gleichzeitig und wo sich bis dahin alles über Monate entwickelte, kommt es dann plötzlich auf wenige Sekunden an, die über Erfolg oder Fehlschlag der Aktion entscheiden. Hier verliert die Handlung dann doch ein wenig ihre Glaubwürdigkeit und übertreibt mit der ein oder anderen Szene ziemlich maßlos.

Doch das ist letztlich nicht mehr als ein kleiner Schönheitsfleck auf der ansonsten sehr weißen Weste eines überaus interessanten Geschichte. Überzeugend inszeniert vom anscheinend sehr kompetenten Filmemacher Ben Affleck. Daran werden wir uns wohl gewöhnen müssen.

Bilder: Copyright

9
9/10

Grandioser Streifen. Würde ihn bis jetzt sogar auf Nummer Eins setzen vor Drive Shame Looper TDKRund anderen.
Mal schauen ob Tarantino oder Jackson mit ihren Werken da mithalten können.
Auch wenn Geiselthriller meist nachdem gleichen Schema ablaufen und Argo ein bisschen zu hektisch zum Ende hin wird.
Aber die Intensität und Brisanz des Themas versprüht fast jede Sekunde Gänsehaut. Die Darsteller sind Spitze, vorallem die Geiseln wurden gut ausgewählt
Rundum ein gelungener Film und bis jetzt auch Afflecks bester. The Town war zu sehr Heat light.
8.5/10 daher 9/10

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6
6/10

Leider hat er nicht das gehalten was er verspricht und wenn man mal nachliest wie viele künstlerische Freiheiten sich Affleck bei den Ereignissen genommen hat, ist es sogar enttäuschend.
Der Film konnte wenig bis gar keine Spannung aufbauen und selbst die am Ende bemüht spannende Verfolgungsjagd, wirkte wie ein netter Versuch. Natürlich ist es schwierig eine Spannung aufzubauen, wenn das Endresultat bekannt ist, aber dann sollte man es auch lassen und nicht irgendwas dazudichten. Ich fand ihn an vielen Stellen viel zu bemüht und konnte auch nicht nachvollziehen, warum Affleck sich selbst als den uneigenützigen Helden besetzen musste. Das kommt insgesamt etwas selbstverliebt rüber und seinen besten Job macht er hier leider auch nicht.
Insgesamt war die Ausstattung toll, aber alles in allem ein recht klang- und belangloser Film.
Er war mir insgesamt einfach zu "amerikanisch".

Sein "The Town" hat mich durchweg gut unterhalten, auch wenn er am Ende deutlich abflachte. Ich hoffe mal für seine nächsten Projekte, dass er nur auf dem Regiestuhl Platz nimmt.

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9
9/10

Viel Zeitkolorit, eine perfekte Dramaturgie und überzeugende Darsteller. Seit "ich-halte-nur-mein-Gesicht-in-die-Kamera"-Filmen wie "Armageddon" oder "Pearl Harbor" har Ben Affleck schauspielerisch deutlich zugelegt. Die Sequenz am Ende ist zwar logischerweise vorhersehbar, aber dafür sind der Soundtrack und die deutsche Synchrondialogregie perfekt. Ich habe den Film erst nur deswegen im Kino gesehen, weil "Skyfall" ausverkauft war - jetzt, wo ich beide gesehen habe, muss ich sagen - "Argo" war die bessere Wahl.

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7
7/10

Spannender Thriller, der vor allem in den Szenen, die im Iran spielen, eine absolut bedrohliche Atmosphäre schafft. Gute Schauspieler bzw. ein stimmiger Soundtrack komplettieren das Ganze zu einer echt runden Sache. Ben Affleck beweist nach 'The Town' wieder einmal, dass er als Regisseur was auf dem Kasten hat. Aber auch als Schauspieler hat er sich mittlerweile gut entwickelt. Sehenswert !

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7
7/10

Wichtiger Hinweis zu Anfang: Diese Rezension enthält Spoiler!

Der Oscarauszeichnung sei Dank, dass ich Argo nun doch noch auf der großen Leinwand sehen konnte, nachdem ich ihn bei der "Erstauswertung" in meinem Filmtheater der Wahl verpasst hatte.
Ein ausgesprochen unterhaltsamer und dabei auch stellenweise spannender Film. Doch wo war das herausragende, womit er eine Auszeichnung als bester Film verdient hat. Ich konnte es nicht finden.
Im Grunde sind es zwei Filme in einem: Eine Komödie mit bitterbösen Seitenhieben auf Politik und Hollywood und ein Thriller um die Befreiung von 6 Amerikaner aus dem Iran. Beide solide und auch ordentlich verknüpft, aber aus beiden hätte man vermutlich auch jeweils einen 90 Minüter drehen können. Somit bleiben beide doch ein wenig oberflächlich.
Die Darsteller spielen auch alle ordentlich, wobei ich mich freue John Goodman und Alan Arkin auf der Leinwand zu sehen.
Jedoch gibt es im Film keine Charakter-Entwicklung der Figuren. So wie sie zum Anfang des Films sind, so sind sie auch während des Films. Tony Mendez übergeht zu Anfang die Anweisung nur beratend tätig zu sein und so übergeht er auch folgerichtig die Anweisung die Rettungsaktion abzubrechen.
Die eigentlichen Hauptfiguren, die 6 geflüchteten Botschaftsmitarbeiter, treten mehr als Gruppe aufm denn als einzelne Figuren. Von Anfang an gibt es zwar auch unterschiedliche Meinungen in der Gruppe, aber am Ende findet man immer ein gemeinsames Vorgehen. Somit konnte ich jetzt auch keine echte Bindung zu der Gruppe aufbauen. Der Film vermittelt mir den Eindruck, dass es weniger um die persönlichen Schicksale geht, als um das tolle Rettungsprojekt. Es hat etwas von Selbstbeweihräucherung: "Schaut her, was mit Hollywoods Hilfe für eine abgefahrene Rettungsaktion möglich war" Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb der Film bei den Oscarverleihung meiner Meinung nach etwas zu gut weggekommen ist.
Einen Pluspunkt für den Film gibt es, dass er immer wieder andeutet, dass die politische und milärische Unterstützung des Schah durch die USA ein Auslöser für den Hass etlicher Iraner auf die Amerikaer war / bzw. ist. Hier sei exemplarisch die Szene auf dem Basar zu nennen.
Somit und auch trotz der kleinen Kritikpunkte insgesamt absolut sehenswert!

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4
4/10

Kann mich der Lobhudelei nicht anschließen. Zwei Dinge haben für mich nicht funktioniert: Man hat gemerkt, dass die ganze Story künstlich aufgeblasen und spannender gemacht wurde, als sie in der Realität wohl war. Die Charaktere kamen zu kurz und man konnte keinerlei Sympathie aufbauen. Zudem hat Ben Affleck wohl die schlimmste Darstellung seines Lebens abgegeben. War nichts für mich.

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