Premium Rush

Land
Jahr
2012
Laufzeit
91 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Volker Robrahn / 16. Oktober 2012

p rush 1Der Arbeitsplatz von Wilee (Joseph Gordon-Levitt) sind die Straßen Manhattans, denn als Fahrradkurier schlängelt er sich mit seinem Eigenbau ohne Bremsen durch die ständig vom Verkehrskollaps bedrohten Straßen und Avenues. Hier kann er sich ausleben und seine persönliche Befriedigung darin finden neue Bestzeiten aufzustellen, wenn es mal wieder gilt eine besonders eilige Sendung zuzustellen. Einer dieser „Premium Rush“-Aufträge entpuppt sich jedoch als lebensgefährliche Angelegenheit, denn hinter dem Paket, welches ihm von einer asiatischen Studentin übergeben wurde, scheinen auch noch andere Leute her zu sein. Ganz besonders tut sich dabei ein nicht besonders vertrauenswürdiger Polizist namens Monday (Michael Shannon) hervor, dem offenbar jedes Mittel recht ist um den widerspenstigen Wilee von seiner heißen Fracht zu befreien. Doch als Kurier mit Ehrenkodex denkt dieser überhaupt nicht daran zu kooperieren sondern beharrt stur auf der Erfüllung seines Auftrags – obwohl er keinerlei Ahnung hat, was er da denn nun wirklich transportiert. Mithilfe seiner gerade nicht besonders gut gelaunten Freundin (Dania Ramirez) und den sonst eher als Konkurrenz betrachteten Kollegen gelingt es Wilee aber immer wieder seinen Verfolgern ein Schnippchen zu schlagen.

 p rush 2Das Fahrrad ist nicht unbedingt das Verkehrsmittel, mit dem man den US-Bürger als Erstes in Verbindung bringt. Denn der legt ja dem Klischee nach auch kürzeste Entfernungen lieber in geschlossenen Fahrzeugen zurück und somit stellt eine Hollywood-Produktion über einen Fahrradfahrer dann allemal etwas Besonderes dar. Und um den Sympathiebonus für seine rasenden  Protagonisten nicht gleich wieder aufs Spiel zu setzen, ist in „Premium Rush“ auch nur ganz am Rande etwas davon zu spüren, dass diese oft als ziemlich rücksichtslose Verkehrsrowdys auftretenden Kuriere beim Rest der Verkehrsteilnehmer ja nicht unbedingt beliebt sind, weder in New York noch anderswo. Stattdessen findet hier erwartungsgemäß ein wenig Verklärung zu kleinen Heldenfiguren statt, nach dem Motto „die letzten wirklich freien Cowboys der Straße mit eingebautem Ehrenkodex“. So ist auch die Hauptfigur Wilee dann ein junger Mann, der sich ganz bewusst gegen das entschieden hat, was andere „Karriere“ nennen und niemals seine Sportklamotten gegen einen Anzug eintauschen würde. Der zurzeit ziemlich gut beschäftigte Joseph Gordon-Levitt („The Dark Knight Rises“, „Looper“) schafft es aber seinen eher eigenbrötlerischen und sturen Wilee zur halbwegs liebenswerten Identifikationsfigur mit Grundsätzen zu machen. Die Probleme, die seine weibliche Favoritin mit der Rolle als eindeutig zweite Geige in seinem Leben hat sind zwar verständlich, doch gehört das Liebesgeplänkel inklusive einem Nebenbuhler, der seine Chance wittert, zweifellos zu den uninteressanteren Elementen des Films.

Sehr motiviert und kreativ ist man dafür aber bei den Straßenszenen zu Werke gegangen und serviert dem Popcorn mampfenden Zuschauer einige halsbrecherische Aktionen, die man so natürlich besser nicht selbst auf der Straße umsetzen sollte und die selbst der viel gewohnte New Yorker noch nicht in der Realität erlebt haben dürfte. Besonders hübsch dabei die Momente, in denen sich Wilee in Sekundenbruchteilen für mögliche Fahrlinien über Kreuzungen und Hindernisse entscheiden muss und dem Publikum im „Lola rennt“-Stil die sich im Geiste abspielenden Optionen nacheinander optisch präsentiert werden, inklusive der daraus resultierenden Unfälle. Aber natürlich entscheidet sich unser Teufelskerl stets für die beste Route und bleibt im Sattel. Ein Lob für die Arbeit der Stuntmen ist an dieser Stelle sicher angebracht.

p rush 3So geht es also von Nord- nach Südmanhattan und zwischendurch auch nochmal zurück, während sich in den Ruhepausen der Hatz langsam die Zusammenhänge entfalten. Dabei dient das mysteriöse Paket natürlich als reiner „McGuffin“, also als die Handlung in Bewegung setzendes  Hilfsmittel, dessen eigentlicher Inhalt eher unwichtig ist. Eine Auflösung muss aber dennoch irgendwann her und die ist immerhin einigermaßen originell, wenn auch nicht besonders realistisch. Eine Kategorie, in die sich auch der Bösewicht der Geschichte einsortieren lässt, den Michael  Shannon („Take Shelter“) etwas zu wild und übertrieben agieren lässt, um ihn wirklich ernst nehmen zu können.

Richtig ernst nehmen sollte man das aber ohnehin alles nicht, doch als reiner Unterhaltungsfilm taugt und funktioniert „Premium Rush“ durchaus gut. Die Prämisse ist zumindest ungewöhnlich und originell, doch auf Dauer ermüden selbst die rasanten Verfolgungsjagden der Biker etwas und die drum herum gebastelte Story gibt halt nicht allzu viel her. Was bleibt ist ein netter, kleiner Actionfilm.

Bilder: Copyright

7
7/10

Ein netter, kurzweiliger Spaß, der zum Glück relativ zielstrebig sein Ende sucht, bevor ihm die Ideen ausgehen. Größtes Manko für mich war, dass es ein bißchen an der großen Spannung mangelte, weil es letztlich nicht um so richtig viel ging. Der "Einsatz" war - trotz aller menschlichen Emotionalität dahinter - ja doch ziemlich klein, und die Involvierung des Bösewichtes bloßer Zufall. Trotzdem: Wilee ohne Bremsen durch Manhattan heizen zu sehen, war definitiv ein Spaß-Faktor. Kann man sich auch auf DVD noch gut antun. Im Kino läuft er ja jetzt nicht so Bombe.

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