Als die Pläne für eine Neuverfilmung vom "Planet der Affen" die Runde machten fragten sich viele erst einmal: "Wozu?". Gilt doch die erste Fassung von 1968 als relativ zeitloser Klassiker des Science-Ficton-Genres, an dem es eigentlich nicht allzu viel zu verbessern geben sollte.
Zudem trugen die immerhin vier Kinofortsetzungen und diverse TV-Filme dazu bei, daß die Affen so lange allgegenwärtig blieben bis das Thema endgültig von allen Seiten beleuchtet und ausgelutscht schien. Allerdings waren all diese Werke auch nur recht freie Interpretationen der sehr phantasievollen und fast schon surrealen Romanvorlage von Pierre Boulle und als dann noch der Name von Regisseur Tim Burton ins Spiel kam, verwandelte sich das skeptische Achselzucken schnell in eine gespannte Erwartungshaltung. Gelang es doch Burton als einem der ganz wenigen Hollywoodkünstler immer wieder Filme abzuliefern, die einen ganz eigenen, eigenwilligen Stil und Charme besaßen, noch dazu ziemlich schräge und liebenswerte Figuren präsentierten und trotzdem meist mehr als ordentliches Geld an der Kinokasse einspielten. Wenn also ein Tim Burton den "Planet der Affen" neu verfilmen will, stellt man ihm auch recht schnell mal eben 100 Millionen Dollar zur Verfügung und freut sich auf seine ganz besondere Sicht der altbekannten Geschichte.
Die neue Version (es wurde ja ausdrücklich betont, daß hier weder eine Fortsetzung noch ein einfaches Remake vorliegen sollen) beginnt im Jahre 2029, wo an Bord einer
Forschungsstation im All der junge Kosmonaut Leo Davidson (Mark Wahlberg) Schimpansen als Testpiloten für Forschungsflüge in einen elektro-magnetischen Sturm ausbildet. Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände gerät Davidson schließlich selbst in diesen Sturm und wird quer durchs All - und laut Bordanzeige auch durch die Zeit - geschleudert um letztendlich auf einem unbekannten Planeten notzulanden. Schon bald entdeckt er, daß auf dieser Welt die Affen herrschen, die sich Menschen als Sklaven oder Haustiere halten. Nach kurzer Gefangenschaft gelingt ihm gemeinsam mit der liberalen Schimpasin Ari (Helena Bonham Carter) und einigen anderen Menschen die Flucht aus der Affenstadt. Verfolgt vom sadistischen General Thade (Tim Roth) versuchen die Flüchtlinge einen Weg zu finden, den Planeten zu verlassen. Während sie dabei in der verbotenen Zone auf Erklärungen für die Entwicklung von Mensch und Affen stoßen, bläst Thade zum finalen Vernichtungsangriff auf die Menschen.
Na, das hört sich aber doch alles recht vertraut an, nicht wahr? Und über weite Strecken des Films fragt sich der Zuschauer in der Tat, wo denn jetzt bitte schön die großen Unterschiede zur alten Version liegen. Gehen wir also mal auf die Suche: Der Konflikt Affe-Mensch ist diesmal sehr deutlich als Parabel auf die Rassenkonflikte zwischen Schwarz und Weiß angelegt. Die Menschen können durchaus sprechen und unterteilen sich in unterschiedlich privilegierte Klassen von Dienern. Die ganze Kulisse entspricht in etwa den feudalen, noch kaum technisierten Zeitaltern der Erdgeschichte. Politische Intrigen, mächtige Familien und
deren Eitelkeiten könnten einem Drama von Shakespeare entsprungen sein und die viel zu moderne, rebellische Tochter eines einflußreichen Senators paßt da genau ins Bild. Helena Bonham Carter macht dann auch aus dem Part der Schimpansin Ari die überzeugendste Figur des Films, die trotz aller schnippischen Sprüche eine große Wärme ausstrahlt. Wurden die Affen bisher immer einfach als "Menschen mit Affengesicht" gezeigt, die eigentlich nur ein simples Spiegelbild darstellten, so benehmen sie sich jetzt doch wieder wie wirkliche Affen: Grunzen, schnüffeln, auf den Bauch trommeln und an der Decke hängen sind da durchaus üblich. Mehrmals sieht sich Tim Roth als General Thade angesichts seiner unfähigen Untergebenen zu tierischen Wutausbrüchen genötigt. Und dies sind auch die Szenen in denen der Film restlos überzeugt: Make-Up, Kostüme und Bewegungen sind derart beeindruckend, daß man tatsächlich nicht mehr glaubt nur Menschen mit Affenmasken vor sich zu haben.
Trotzdem bleibt der erste Eindruck bestehen: Die Geschichte an sich ist weder neu noch originell in Szene gesetzt. Und da Tim Burton nun mal keine wirklichen Action-Filme inszeniert und auch keine Gags am Fließband liefert (Charlton Hestons Cameo-Auftritt als weiser Affe - natürlich mit einer ganz besonderen Waffe - gehört da schon zu den Höhepunkten) bleibt der "Planet der Affen" doch lange Zeit ein nur mäßig fesselnder Ort. Und als dann auch noch eine grundsolide, klar verständliche und nicht gerade faszinierende Erklärung für die Herkunft von Mensch und Affen auf dieser Welt geliefert wird, ist es dann wohl endgültig klar: Wir wissen
jetzt zwar warum alle Menschen und Affen auf dieser Welt Englisch sprechen, aber der Kinomagier Tim Burton hat diesmal eben nur einen sehr gradlinigen, sehr glatten Film vorgelegt dem fast alles an Schrägheit und Kauzigkeit fehlt was seine früheren Werke wie "Batman Returns", oder "Sleepy Hollow" zu etwas Besonderem machte. Man könnte sich auch fragen: Wo, bitte schön, ist hier die Handschrift von Mr. Burton überhaupt zu erkennen? Ein paar Explosionen mehr und man könnte genauso gut Michael Bay auf dem Regiestuhl vermuten.
Ach ja, ganz am Schluß erlaubt er sich dann doch noch einen Spaß mit seinen Zuschauern, der Herr Burton: Als die ganze zahnlose Geschichte zu einem wirklich runden Ende gebracht scheint, wird in einem knapp dreiminütigen Finale die ganze Story auf den Kopf gestellt, für null und nichtig erklärt, ad absurdum geführt. Das Publikum ist verwirrt bis verärgert und diskutiert über den Sinn des eben Gesehenen. Und als Erklärung bleiben zwei Varianten: Entweder wollte Tim Burton uns einen emotionalen und philosophischen Kick versetzen, indem er uns zweifeln läßt ob alles auch so ist wie wir meinen es gesehen zu haben, oder es handelt sich tatsächlich nur um ein billiges Marketing-Gimmick das dann in der bereits geplanten Fortsetzung mit irgendwelchem Zeitreise-/Dimensions- Geschwafel plausibel gemacht werden muß. Schaut man sich "Planet der Affen" als Ganzes an, muß man aber wohl eher letzeres befürchten. Womit sich "Planet der Affen" dann endgültig bei den Enttäuschungen dieses Kinosommers knapp vor "Tomb Raider" und "Pearl Harbour" einreiht.
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