Newsflash: Die Götter der griechischen Mythologie gibt es wirklich. Sie und Ihre Abkömmlinge leben noch heute unter uns, halten sich aber verborgen. Und auch die Gerüchte über das ausschweifende Liebesleben von Zeus, Hades & Co. waren keineswegs übertrieben, denn die Zahl ihrer mit Sterblichen gezeugten Nachkommen ist beträchtlich. Einer von Ihnen ist Percy Jackson (Logan Lerman), seines Zeichens bisher reichlich durchschnittlicher Teenager mit liebender, aber schwacher Mutter (Catherine Keener) und einem ziemlichen Ekel als Stiefvater. Dass sein wahrer Vater der Gott Poseidon ist, erfährt Percy nach einem dramatisch verlaufenden Schulausflug, bei dem sich die Vertretungslehrerin als unfreundliche Furie entpuppt und der leicht verwirrte Schüler nur durch das Eingreifen eines Lehrers und eines Klassenkameraden vor Schlimmerem bewahrt wird. Diese Beiden stellen sich ebenfalls als real gewordene Fabelwesen vor und klären ihn erstmal ein wenig auf. Der eine ist Chiron der Zentaur (Pierce Brosnan), seines Zeichens Mentor und Ausbilder der jungen Götterabkömmlinge, der andere ein Satyr (Brandon T. Jackson) - halb Mensch, halb Bock und als Percys Beschützer eingeteilt. Der akzeptiert schnell die neue Situation, stürzt sich im Trainingscamp ins Getümmel und wirft ein Auge auf die toughe Amazone Annabeth (Alexandra Daddario), eine Tochter von Athene. Ganz unproblematisch ist das neue Leben als Halbgott aber leider nicht, denn irgendjemand hat Zeus (Sean Bean) seinen göttlichen Blitz gestohlen und darüber ist dieser nicht nur wenig amüsiert, sondern befürchtet auch einen neuen Krieg mit der Unterwelt des Konkurrenten Hades. Da dieser wiederum den doch eigentlich völlig ahnungslosen Percy für den Dieb hält, hat er kurzerhand dessen Mutter entführt. Und damit geht es dann schnurstracks hinein ins große Abenteuer.
Drei Schüler, zwei Jungs und ein Mädel, die sich eigentlich erst am Anfang ihrer Ausbildung in einer übernatürlichen, zur menschlichen parallel existierenden Welt befinden und sich trotzdem gleich einer existentiellen Bedrohung stellen - kann das gut gehen? Es kann, und zwar nicht nur in Hogwarts, sondern auch hier, beim Aufmarsch der nahezu kompletten altgriechischen Götterriege in der modernen Version des Schriftstellers Rick Riordan. Und wo man all den bisherigen, mehr oder weniger misslungenen Versuchen, eine auch nur annähernd ähnlich erfolgreiche Fantasy-Franchise im Stile von "Harry Potter" zu kreieren zumindest zugute halten musste, dass deren literarische Vorlagen immerhin schon vor den Abenteuern des Nachwuchs-Zauberers existierten, so ist das bei "Percy Jackson" nun absolut nicht mehr der Fall. Der erste "Percy"-Roman erschien 2005 und kann kaum leugnen, dass er im Wesentlichen darauf beruht das "Potter"-Konzept einfach auf die griechische Mythologie übertragen zu haben.
Die liefert mit lebens- und liebeslustigen, immer für einen kleinen Familienstreit oder einen hübschen Krieg zu habenden Protagonisten ja auch jede Menge Stoff für handfeste Abenteuer. Dementsprechend bunt und wild geht es hier dann auch zu und wen holt man sich dann für den Regiestuhl, um auch ganz auf Nummer Sicher zu gehen? Richtig, Chris Columbus, den Garanten für Familienunterhaltung ohne Ecken und Kanten, den Mann, dem das Prädikat "solide" unsichtbar auf die Stirn tätowiert steht und der so etwas wie einen eigenen Stil für absolut entbehrlich hält. Und denjenigen, der eben auch die ersten beiden Abenteuer des erwähnten Zauberlehrlings für die Leinwand aufbereitet hatte. Woraus sich natürlich auf eine Menge Kalkül der Produzenten und auch auf einen kleinen Abstieg von Herrn Columbus in der Hollywood-Hierarchie schließen lässt.
Die Buchvorlagen zu "Percy Jackson" sind hierzulande noch ein wenig unbekannter als es etwa die zum "Goldenen Kompass" waren, was der Erwartungshaltung aber entgegen kommen dürfte. Denn die ist aufgrund des offensichtlichen, aber ja nicht strafbaren Trittbrettfahrertums von vornherein nicht allzu hoch und aufgrund der Unkenntnis der Vorlage zudem vor Enttäuschungen bei der Adaption gefeit. Also hinein ins Getümmel und gleich ein bisschen gewundert über die recht schwankende Qualität der Spezialeffekte, welche die zahlreichen auftretenden Fabelwesen sehr unterschiedlich gelingen lässt. Plus und Minus auch bei den prominenten Namen in den Nebenrollen, wo wir einer blendend aufgelegten Uma Thurman als fieser Medusa und einem sehr amüsant streitenden Ehepaar Hades (Steve Coogan) und Persephone (Rosario Dawson) begegnen, aber auch einem stoisch auf Autopilot agierenden Sean Bean als Zeus und einem mit seinem gewaltigen Pferdehintern am Rande der Lächerlichkeit chargierenden Pierce Brosnan.
Von den drei jungen Hauptdarstellern hinterlässt die blauäugige Kriegerin Alexandra Daddario noch den stärksten Eindruck, während der "Protector" Brandon T. Jackson lediglich für mäßig witzige Sprüche zuständig zeichnet und auch "Percy" Logan Lerman zu seinem guten Aussehen noch nicht wirklich viel Charisma addieren kann.
Nach einer ersten halben Stunde, bei der man vieles unfreiwillig komisch und den Rest als ganz bewusst albern empfinden kann, steigert sich der Film aber doch ein wenig. Als habe man plötzlich erkannt, dass es absolut keinen Zweck hat das ganze Treiben irgendwie ernst zu nehmen, schlägt man einen leichteren, selbstironischen Ton an, von dem auch unsere drei Helden nicht ausgenommen werden, die sich doch eigentlich auf ziemlich wichtiger und ernsthafter Mission wähnen. Doch wäre jede Ausprägung des "Frodo"-Symptoms, also dem unter der Last der Verantwortung immer weiter fortschreitenden mentalen Zusammenbruch in Verbindung mit einem zunehmend weinerlichen Gesichtsausdruck, hier einfach völlig fehl am Platze. Stattdessen wird es auf eine simple Weise witzig und kurzweilig, wenn sich nacheinander die altgriechische Prominenz ein Stelldichein gibt und dabei mächtig Radau macht (wobei man sich fragen darf, wer denn da für die Fortsetzungen eigentlich noch übrig bleibt).
"Percy Jackson" ist daher kein völliger Rohrkrepierer wie der letzte Versuch des Fox-Studios in dieser Richtung namens "Eragon". Er ist aber auch weit entfernt von der faszinierenden Magie und Komplexität eines "Harry Potter" und im Grunde nicht mehr als leidlich unterhaltsamer Trash. Ob es dafür ein ausreichend großes Publikum gibt, das dann gleich eine ganze Filmreihe rechtfertigt, bleibt vorerst noch abzuwarten.
Neuen Kommentar hinzufügen