"Kevin allein zu Haus" auf dem Flughafen oder "Terminal 2"? Keine Frage, bei "Oh je, du Fröhliche!" geht jede Menge zu Bruch und die Großen und Uncoolen ziehen den Kürzeren. Das weihnachtliche Kinderspektakel fährt mit allem auf, was wir schon aus anderen Knirps-Klamotten kennen. Ganz nach dem Motto: Das können die noch nicht kennen, damals lebten die ja noch gar nicht! Nur das dieses Jahr alles noch ein wenig alberner ist als zuvor.
Spencer
(Dyllan Christopher) und Katherine (Dominique Saldana) geht es wie
vielen Scheidungskindern zu Weihnachten: Sie müssen noch schnell
zum anderen Elternteil fliegen, um das Fest der Liebe zu begehen.
Und so reisen sie als "Minderjährige ohne Erwachsenenbegleitung".
Doch ein Schneesturm blockiert den Flughafen, auf dem sie während
ihrer Zwischenlandung warten müssen. Dort regiert der schreckliche
Manager Oliver Porter (Lewis Black), der Weihnachten, Passagiere
und Kinder hasst und eigentlich nur nach Hawaii fliegen will. Er
verdammt jegliche Weihnachtsdekoration von seinem Flughafen und
hat für die alleinreisenden Kinder nur einen kalten, bunkerähnlichen
Aufenthaltsraum parat. In dem ist natürlich die Hölle
los. Allein der engagierte Flughafen-Assistent Zach Van Bourke (Wilmer
Valderrama) bemüht sich noch um den Haufen. Doch mit Spencer
schaffen es vier andere Kinder, sich aus dem Raum zu stehlen und
alleine auf dem Flughafen rumzustreunen. Unter denen ist einfach
alles dabei, was man für eine politisch korrekte, amerikanische
Kinder-Freundesgruppe braucht: Donna (Quinn Shephard) ist wild und
arm, Charlie (Tyler James Williams) ist schwarz und ein Streber,
Timothy Wellington (Brett Kelly), genannt "Beef" ist fett
und Comic-Fan und Grace (Gina Mategna), in die sich Spencer sofort
verliebt, ist reich und eingebildet.
Alleine
oder zusammen flitzen sie nun über den Flughafen, keine Sicherheitstruppe
der Welt kann sie aufhalten. Sie wüten im Geräteraum,
sausen über Gepäckrutschen und plündern liegen gebliebene
Koffer im Lagerraum. Und warum der ganze Trubel? Die übrigen
Kinder sind mittlerweile im benachbarten Hotel zur Übernachtung
untergebracht, auch Spencers kleine Schwester. Sie glaubt noch fest
an den Weihnachtsmann und deshalb will Spencer ihr eine persönliche
Bescherung bereiten. Doch Porter und seine Sicherheitsmänner
kennen keine Gnade wenn es heißt, die Kinder zu jagen und
zu bestrafen.
Die Ideen hinter dem Film sind klassisch: Für Kinder soll
Spaß und Action mit einem emotionalen Kern versehen werden.
Und ein Flughafen ist wie ein riesengroßer Spielplatz mit
tausend Möglichkeiten, sich zu verstecken oder Chaos zu verursachen.
Das Ergebnis ist technisch einwandfrei, temporeich und gelegentlich
witzig, meistens aber leider viel zu albern. Regisseur Paul Feig
wollte gerne eine Slapstick-Komödie der alten Schule machen.
Doch in dem Bestreben, Emotionen und Comedy zusammen zu führen,
hat er sich ein bisschen verlaufen. Die meisten Gags sind nicht
mehr zeitgemäß, plump oder wurden zu oft wiederholt.
Zu lachen gibt es natürlich trotzdem genug, wenn man noch nicht
allzu viele andere Slapstick-Kinderfilme gesehen hat. In einer Szene,
für die viele Stuntmen verbraten wurden, rutschen die Akteure
in Kanus, Autoreifen, auf Surfbrettern oder großen Koffern
einen Schneehang hinunter. Das kann mitunter lustig sein.
Die
Rollen der Erwachsenen pendeln jedoch zwischen unglaubwürdig
und übertrieben. Einzig der Vater von Katherine und Spencer
hat eine amüsante Nebenrolle. Als Umweltaktivist hält
ihn nichts davon ab, seine Kinder vom meilenweit entfernten Flughafen
mit seinem Bio-Auto abzuholen. Aber mit Diesel im Tank kommt es
nicht so weit…
Ach, fast vergessen: Wie jeder Kinderfilm hat auch "Oh je, du Fröhliche!" eine herzergreifende Botschaft: Werdet Freunde. Aus den Kids wird schnell ein Vierergespann mit zwei sich anbahnenden Pärchen, und in der Not halten die zickigen Damen und Herren dann doch zusammen. Ob sie am Ende des Films wirklich zu einer Familie zusammen gewachsen sind, wie sich die Produzenten um Paul Feig das wohl gedacht haben, bleibt dahingestellt. Und sein Herkunftsland USA kann der Film auch nicht leugnen: Nirgendwo sonst würde derart hässlich-kitschiger Weihnachtsschmuck auf so euphorische und feierliche Weise besungen und bejubelt. We are not amused.
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