Tim Dingman (Ben Stiller) und Nick Vanderpark (Jack Black) sind Nachbarn, Arbeitskollegen und beste Freunde. Als Nick eine absurde Idee für eine nützliche Erfindung kommt, für deren Entwicklung er dem Freund eine Partnerschaft anbietet, lehnt Dingman dies natürlich ab. Denn ein Spray, dass Hundehaufen einfach so verschwinden lässt - das kann doch gar nicht funktionieren? Doch es kann, und kurze Zeit später ist Nick dank "Vapoorizer" Millionär. Anstatt in irgendeine Luxuswohngegend zu ziehen möchte Nick lieber im vertrauten Vorort bei Kumpel Tim bleiben. Das kleine Einfamilienhaus wird trotzdem vom riesigen Palast mit eigener Bowling- und Kartrennbahn abgelöst. Und während Nick mit seiner dumpfbackigen Ehefrau Nathalie (Amy Poehler) den neugewonnenen Reichtum auskostet, wächst in Tim der Neid. Nicht gerade hilfreich auch, dass seine Ehefrau Debbie (Rachel Weisz) ihm die damals ausgeschlagene Chance vorwirft. Als er schließlich noch seinen Job verliert und beim Frustsaufen in einer Bar den merkwürdigen Althippie J-Man (Christopher Walken) kennen lernt, geraten die Dinge aus dem Ruder. J-Man stachelt Tim an, sich an Nick für die angebliche Ungerechtigkeit zu rächen, was zu grotesken Ergebnissen führt.
Eigentlich konnte kaum was schief gehen. Mit Barry
Levinson ("Rain
Man") ein eigentlich sehr fähiger Regisseur und mit Jack
Black und Ben Stiller zwei der lustigsten Komiker der
letzten Jahre
bei einem Projekt vereint. Daher war das kolossale
Scheitern von
"Neid" kaum vorherzusehen. Allerdings, man ist das ja
von Barry Levinson gewöhnt, dass er im Mainstream schon
mal
danebengreift ("Toys", "Sphere") und seine schönsten
Filme macht, wenn er kleinere persönlichere Filme in
seiner
Heimatstadt Baltimore dreht. Da sei nur an "Diner"
erinnert
oder auch die wundervolle Jugenderinnerung "Liberty
Heights".
Aber so eine Megagurke wie "Neid" hat der Mann bisher
noch nicht in seiner Filmographie gehabt.
Und
es wäre auch eine sehr gute Idee, diesen Film zukünftig
zu unterschlagen. Denn neidisch wird auf "Neid" keiner
sein. Es fehlt hier an allem: Guten Gags, einer
brauchbaren Geschichte,
komischem Timing, überzeugenden Darstellerleistungen und
vor
allem Sinn und Verstand. Wenn eine Komödie nicht einen
guten
Lacher hinbekommt, steckt sie in Schwierigkeiten. Wenn
eine Komödie
mit Ben Stiller und Jack Black nicht einen guten Lacher
hinbekommt,
ist das ein Armutszeugnis sondergleichen. Es ist
eigentlich kaum
zu fassen, dass das überhaupt möglich ist. Aber es geht.
Das Ergebnis ist bodenlose Langeweile. Der ohne Frage
vorhandene
Raum für satirische Spitzen wird nicht genutzt und die
wenigen
Abstecher in diese Richtung versinken im Morast aus
stumpfem Slapstick
und erschreckender Ideenlosigkeit. Bezeichnend, dass der
breite
Mittelteil des Films im Grunde genommen auf einen einzigen
Gag verwendet
wird, und dass es den schon vorher und auch besser in
"Starsky
und Hutch" zu sehen gab.
Die grob gezeichneten Figuren sind leb- und witzlos, das
Drehbuch
von Steve Adams ist eine Zumutung und auch Levinsons Regie
ist bedenklich
uninspiriert. Das unterhaltsamste ist da noch die
minimalistische,
im Grunde nur zwei Leitmotiv-Lieder umfassende
musikalische Begleitung.
Die werden von einer Art Johnny Cash-Imitator namens Dan
Navarro
gesungen, der absurde Schunkelwalzer zum Thema Neid und
Unglück
zum Besten gibt. Dass dies noch zu den Highlights zu
zählen
ist, sagt eigentlich alles über diesen Totalausfall.
Nicht
nur die ähnlich dumme Farce erinnert fatal an die "Frauen
von Stepford", Christopher Walken ist auch gleich von
da
herübergewandert, vom Regen in die Traufe quasi. Walken
kann,
wenn er gut drauf ist und eine halbwegs vernünftige Rolle
hat,
immer noch in fünfzehn Minuten Leinwandzeit einen ganzen
Film
stehlen (siehe "Man on Fire"),
aber hier ist er so ineffektiv und lahm wie das Drehbuch
und die
Regie. Walken und Hauptdarsteller Ben Stiller eint
dasselbe Problem:
Sie spielen in zu vielen Filmen und achten zu wenig auf
Qualitätskontrolle.
Stiller kurbelt Komödie um Komödie ab, ohne mühsam
die guten Sachen herauszupicken. Und Walken scheint
sowieso alles
zu unterschreiben, was ihm vorgelegt wird. Nicht dass wir
uns da
falsch verstehen, schon oft hat der unnachahmliche Walken
durch
einen seiner patentierten Nebenrollen- und Cameoauftritte
einen
Film gerettet oder geadelt, aber hier hilft das alles auch
nichts.
Und Stiller sollte dafür sorgen, dass seine
Fließbandproduktionen
nicht bald zu einer Übersättigung seitens der Zuschauer
führen, denn wenn gleich zwei ganz schwache und
vorhersehbare
Komödien (es gab ja schon den "Apartment-Schreck")
innerhalb weniger Wochen aufeinanderfolgen, dann hat das
Publikum
irgendwann die Schnauze voll.
Wie
Walken auch macht Stiller in "Neid" das, was er halt immer
so tut, aber das Drehbuch macht es ihm unnötig schwer.
Denn
man sieht sich ja seine entnervten, aggressiven,
verklemmten, putzigen
Kerlchen gerne an, weil sie einem sympathisch sind. Tim
Dingman
dagegen ist nicht sympathisch und nicht interessant,
sondern einfach
nur bemitleidenswert und doof. Identifikation seitens des
Zuschauers
fällt da nicht nur schwer, sondern ganz aus. Nicht besser
ergeht
es Jack Black - eben noch grandios in "School
of Rock" - der schlichtweg eine Rolle bekommen hat,
die
keine seiner Stärken berücksichtigt. Diese Figur hätten
auch tausend andere spielen können und Blacks Energie, die
für gewöhnlich seine Charaktere auszeichnet, geht komplett
verloren.
"Wo ist die Scheiße hin?" skandieren die wütenden Demonstranten gegen Nicks Vapoorizer-Erfindung. Die Antwort: Ganz klar, in Konzeption und Ausführung dieses Films. Bitte auch eine Dose Vapoorizer, um diesen Film schnell und ohne Rückstände ins Nichts verschwinden zu lassen.
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